Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
ich noch länger an Bord blieb, aus Angst, dass auch mir etwas passieren könnte. Innerhalb von fünf Monaten hatte er das Cottage gekauft und mich dorthin geschickt, wobei Charley sich um mich kümmern sollte. Der alte Mann hatte sich ohnehin zur Ruhe setzen sollen, und für mich war es an der Zeit, zur Schule zu gehen. Der größte Wunsch meiner Mutter war es, dass ich eine Ausbildung erhielt, wie sie gewöhnlich nur die Söhne bekamen.“
„Warum das?“
Kate zuckte die Achseln. „Es gefiel ihr nicht, dass sie in der Klosterschule so behütet gelebt hatte. Die Nonnen wollten junge Damen, die tugendhaft waren, nicht gebildet. Und als alles in Frankreich auf den Kopf gestellt wurde, hasste sie es, eine schöne, hilflose junge Dame zu sein, völlig unfähig, sich selbst zu verteidigen. Sie überzeugte meinen Vater, dass mir das niemals passieren dürfte, dass ich zur Unabhängigkeit erzogen werden müsste, sodass ich für mich selbst sorgen könnte. Sie wollte sicherstellen, dass ich überlebte, sollte die Welt wieder einmal verrückt spielen, wie sie es zu ihrer Zeit getan hatte.“
Die schmerzliche Wahrheit in ihren Worten, ausgesprochen in einem bitteren Tonfall, schnitt ihm ins Herz. Er sah sie lange an, „Das würde erklären, warum Sie so widerstandsfähig sind, nach allem, was Sie erlebt haben.“
Sie sah ihn dankbar an, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich bin nicht so stark, wie Sie vielleicht glauben.“
Fragend sah er sie an, aber sie erklärte ihre Bemerkung nicht, sondern erzählte stattdessen weiter.
»Kaum hatten wir uns in Dartmoor niedergelassen, begann Charley, verschiedene Kindermädchen und Gouvernanten einzustellen sowie meine späteren Lehrer. Der arme Charley. Jetzt ist auch er tot. Die letzte Verbindung zu meinen Eltern. Er war nicht nur der Bootsmann, müssen Sie wissen, sondern der Vertraute meines Vaters und Teilhaber seines Schiffes.“ Sie lächelte bei der Erinnerung. „Der ruppige alte Kerl. Er hat nie viel geredet, aber hinter der rauen Schale verbarg sich ein Herz aus Gold. O’Banyon und die Doyles hatten Glück, dass der alte Charley nicht mehr da war, um mich in der Nacht der Entführung zu verteidigen“, fügte sie hinzu. „Mit seiner Flinte hätte er sie alle in Stücke geschossen. Er war sehr stolz auf die Waffe“, überlegte sie. „Er hat mich gelehrt, wie man sie benutzt, als Teil meiner Ausbildung.“ „Wirklich?“
Sie nickte. „Unglücklicherweise erwischten mich diese Dummköpfe, ehe ich sie fassen konnte.“
Rohan zog eine Braue hoch, als er sich vorstellte, wie diese zierliche Person mit einer Pistole schoss. „Der Rückschlag muss Sie aber quer durch den Raum schleudern.“
„Ich stemme mich dagegen. Aber es stimmt, ich falle um, wenn ich die Waffe betätige“, gab sie lächelnd zu.
Er lachte leise und stellte sich vor, wie er sich mit einer Londoner Geliebten über Waffen unterhielt.
Ganz die Tochter eines Piraten, hatte Peter Doyle gesagt, und Rohan musste ihm beipflichten. Allmählich formte sich in seinem Kopf ein Bild davon, wer diese junge Frau tatsächlich war. „Jedenfalls segelte Papa wieder aufs Meer hinaus und ließ Charley da, damit er auf mich aufpasste. Der Gedanke an die Kindermädchen und Gouvernanten, die Charley engagierte, damit sie mich erzogen, bringt mich wieder zu dem zurück, was ich Ihnen eigentlich erzählen wollte.“
Rohan nickte ermunternd. Er überließ es ihr, das Tempo zu bestimmen.
„Nur ein einziges Mal in meinem Leben passierte es, dass Charley mich wirklich anschrie - und ich meine, er brüllte.“
„Er brüllte Sie an? Den kleinen Engel? Was haben Sie getan?“, fragte er, amüsiert von der Vorstellung, wie sie als ungezogenes Kind mit Ringellöckchen wohl gewesen sein mochte.
„Die erste Nanny, die er für mich einstellte, versuchte herauszufinden, wie viel ich schon wusste, sodass sie abschätzen konnte, wo sie beginnen sollte. Sie bat mich, meinen Namen aufzuschreiben. Das tat ich. Aber es gefiel ihr nicht. Also schrieb ich ihn wieder auf, und sie begann mich zu schelten.“ Sie hielt inne und sah ihn an. „Ich hatte Katherine Fox als meinen Namen aufgeschrieben.“
Er erstarrte und konzentrierte sich vollkommen auf ihre Worte. „Ich weigerte mich, etwas zu ändern. Die Gouvernante sagte, ich würde lügen. Ich mochte sie nicht. Und so hörte Charley, wie ich die Frau anschrie und wie sie ihrerseits mit mir schimpfte. Er kam ins Zimmer, um nachzusehen, was los war, und als die
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