Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
man den Menschen nicht trauen dürfe. Das stellte sich natürlich als wahr heraus. Nun, abgesehen von Ihnen“, fügte sie zaghaft hinzu.
Er lächelte ein wenig schief und begann sich zu fragen, ob das abgelegene Cottage in Dartmoor, der falsche Name und die Bemühungen ihres Vormunds, sie im Haus zu halten, vielleicht von Gerald Fox erdacht worden waren, um seine Tochter vor den Prometheusianern zu verstecken.
Sie senkte den Blick. „Wie auch immer, ich war dabei, Ihnen von Mama zu erzählen.“
„Ja, bitte, sprechen Sie weiter.“
„Als die Französische Revolution ausbrach, war meine Mutter noch auf der Klosterschule. Schon bald sollte sie ihr Debüt machen, und sie führte ein so behütetes Leben, dass sie in keiner Weise auf das Chaos vorbereitet war, das in Frankreich ausbrach. Mein Großvater beschloss kurze Zeit später, dass es in Frankreich nicht mehr sicher war. Also sorgte er dafür, dass sie nach Amerika kam. Sie sollte zu Verwandten nach New Orleans.“
Das passt alles zusammen . Es erstaunte ihn, dass sie so offen zu ihm war. Alles, was sie sagte, entsprach dem, was Rohan über die DuMarin-Affäre wusste. Was bedeutete, dass sie nicht log. Zumindest bisher nicht.
Mit einem stummen Nicken ermunterte er sie zum Weiterreden.
„Mein Großvater beauftragte Kapitän Madsen, sie nach New Orleans zu bringen“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln voller Wehmut. „Es war bekannt, dass Papas Fregatte sehr schnell war. Außerdem war mein Vater bei der Marine gewesen, daher konnte er mit einem Schwert umgehen, falls nötig.“
Rohan war klar, dass es sich bei Michael Madsen um Gerald Fox handeln musste. Doch nicht der Count DuMarin hatte ihn angeheuert, sondern Rohans Vater.
»Was geschah, nachdem sie die Segel gesetzt hatten, war etwas, das niemand hatte planen können.“ Sie lächelte verträumt. Auf der Reise verliebten sich die beiden. Der kühne englische Kapitän und die zarte französische Mademoiselle. Sie brannten durch - und das Ergebnis bin ich.“
Rohan erwiderte ihr Lächeln, war jedoch bis ins Mark er-schüttert, dass sein Verdacht sich als richtig erwiesen hatte. Es erstaunte ihn umso mehr, dass ohne die kühne Entscheidung seines Vaters, Lady Gabrielle von Gerald Fox nach Amerika bringen zu lassen, die schöne Kate niemals existiert hätte.
Er versuchte sein Erstaunen zu ignorieren. Er musste sichergehen, dass das alles war, was man ihr über ihre Eltern erzählt hatte. „Sie haben recht“, sagte er leise, „das ist sehr romantisch. Was geschah als Nächstes?“
„Dann kam die Katastrophe.“ Sie zuckte auf sehr französische Art die Achseln. „Das Leben auf See ist gefährlich. Es war auch nicht sehr hilfreich, dass Vaters kühner Einfluss Mama dazu brachte, ein abenteuerliches Leben zu versuchen, für das sie nicht im Mindesten geschaffen war. Wissen Sie, meine Eltern hatten eine gemeinsame Leidenschaft: Zwischen den Frachtfahrten meines Vaters gingen sie auf Schatzsuche.“
„Schatzsuche?“, wiederholte er überrascht.
„Ja. Das führte sie um die ganze Welt. So starb meine Mutter. Eines Tages gingen sie in eine Höhle gemeinsam mit einigen Mannschaftsmitgliedern. Ich weiß nicht, welchen Goldschatz sie zu finden hofften - sie entdeckten auf jeden Fall nichts. Aber diese Suche war eine Lieblingsbeschäftigung von ihnen, ein gemeinsames Steckenpferd. Ich selbst war noch zu klein, um mitzugehen, und blieb mit Charley an Bord - er war Papas Bootsmann und für mich wie ein Großvater. Ich erinnere mich, wie ich an der Reling stand und zusah, wie die Boote zu den Höhlen gerudert wurden.“
„Wo war das?“
Sie dachte nach. „Ich weiß es nicht. Es gab dort Seehunde. Das ist alles, woran ich mich entsinne. Alles andere ist verschwommen. Sie gingen also in diese Höhle, um irgendeinen albernen Piratenschatz auszugraben. Aber als Papa wieder herauskam, trug er den leblosen Körper meiner Mutter auf den Armen.“
„Was um Himmels willen ist passiert?“
„Irgendein Unfall in der Höhle. Ein Felsen stürzte ein und begrub sie unter sich. Sie wollten nicht, dass ich sie sah.“ Kate starrte in ihr leeres Weinglas. „Ehe der Tag vorüber war, hüllten sie sie in ein Segeltuch, beschwerten es mit einer Kanonenkugel und bestatteten sie auf See. Ich schrie immerzu, denn ich glaubte, sie würde nur schlafen.“
„Und Sie waren damals fünf Jahre alt?“
„Ja.“ Sie sah ihn finster an. „Ihr Tod veränderte alles. Vor allen Dingen meinen Vater. Er wollte nicht, dass
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