Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
aus. Oder doch? Sie warf einen kurzen Blick auf ihn - und unterdrückte ein Seufzen. Eigentlich doch.
Das schwarze Haar hing offen um seine Schultern, und bei jeder Bewegung des Pferdes wehte es leicht. Sein Reitmantel stand offen, darunter konnte sie verschiedene Waffen erkennen, die er mitgenommen hatte.
Nachdem sie vorhin seinen Übungen zugeschaut hatte, bezweifelte sie nicht, dass er mit jeder Einzelnen meisterlich umzugehen verstand.
Die Kälte hatte sein Gesicht gerötet, aber seine Miene war hart und verschlossen. Wachsam ließ er seinen Blick über die Schneelandschaft gleiten, auf der Suche nach Anzeichen für irgendwelche Fährnisse.
Vor ihrem Aufbruch aus dem Schloss hatte er sie gewarnt. O’Banyon oder seine Handlanger könnten noch in der Nähe des Hauses lauern. Deshalb hatte er es für ratsam gefunden, vier Wachen mitzunehmen. Zwei dieser Männer ritten voraus, zwei folgten ihnen.
Parker und Wilkins waren diejenigen, die die Nachhut bildeten. Den beiden Männern, die sie in den letzten Tagen bewacht hatten, war die Aufgabe übertragen worden, Kate augenblicklich in Sicherheit zu bringen, falls sie tatsächlich auf die Entfüh rer treffen sollten. Rohan wollte bleiben und kämpfen, wenn es nötig würde.
So jedenfalls lautete der Plan. Kate hielt einen solchen Überfall nicht für sehr wahrscheinlich, aber sie hatte schon vor einiger Zeit bemerkt, dass der Duke gern schwarzsah und entsprechende Vorkehrungen traf. Immer dachte er daran, wie im schlimmst-möglichen Fall zu reagieren war.
Und für den Fall - und nur dafür -, dass er recht behalten sollte, hatte sie abermals ihre Dienerlivree angezogen. Unabhängig davon war dieses Gewand aber auch wärmer und bequemer, erlaubte es ihr doch, im Herrensitz die dreistündige Reise hinter sich zu bringen. Es würde auch helfen, ihre Identität zu verbergen, falls O’Banyon es sich in ihrem Cottage bequem gemacht hatte.
Ein schrecklicher Gedanke. Sobald er in ihr aufstieg, wurde sie wütend und wollte ihn aus ihrem Kopf verbannen. Augenblicklich stellte sie sich die wesentlich wahrscheinlichere Situation vor: Sie würde ihr Zuhause so vorfinden, wie sie es verlassen hatte. Letztlich konnte sie es kaum erwarten, dorthin zu gelangen. Nicht einmal Rohans finsteres Gehabe konnte die Vorfreude dämpfen, die mit jeder Meile wuchs, die sie zurücklegten.
Nach allem, was sie durchgemacht hatte, sehnte sie sich danach, von all den vertrauten Dingen ihres Cottages umgeben zu sein, von dem Geruch, den es verströmte. Würde sie auch nicht lange dort verweilen können, so bot ihr der kurze Besuch in ihrem Heim dennoch die Chance, einige ihrer eigenen Kleidungsstücke mitzunehmen. Sie musste dann nicht mehr die zu engen und gestohlenen Kleider aus der Reisetruhe anziehen.
Sie fragte sich, was Rohan wohl über ihr bescheidenes Heim denken würde, wenn sie ankamen. Nie und nimmer hätte sie es für möglich gehalten, dort jemals einen Duke zu empfangen.
Doch auch wenn Seine Hoheit an ein vornehmes Leben gewöhnt sein mochte, so hatte er nichts Überhebliches an sich. Dies stellte sie mit einem weiteren Seitenblick fest.
Er bemerkte, dass sie ihn beobachtet hatte. „Alles in Ordnung?", fragte er.
Sie war weit davon entfernt, auch nur eine einzige Klage über ihre Lippen zu bringen. „Natürlich.“
„Die Gegend kommt Ihnen bekannt vor?“
„Eigentlich nicht.“
Er nickte. „Ich sollte einen Blick von dem vor uns liegenden Hügel riskieren.“ Er schnalzte mit der Zunge und ritt voraus, um von der nächsten Anhöhe aus die Gegend zu überblicken.
Kate sah, wie er davongaloppierte und eine Menge Schnee hinter sich aufwirbelte. Es war für ihn sicher einfacher gewesen, als er sie noch für eine betrunkene Dirne aus dem Schmugglerdorf gehalten hatte. Sie schüttelte den Kopf. Bald würde das alles hier vorbei sein - und er wäre sie los.
Sie sprach sich Mut zu, während sie weiter in Richtung Dartmoor ritten. Doch gegen ihren Willen ging ihr der Gedanke durch den Kopf, ob das Cottage sich noch wie ihr Zuhause anfühlen würde, wenn der Duke nicht mehr bei ihr war.
Eine weitere Stunde verging. Als sie endlich den Rand der Heidelandschaft erreichten und sie das Cottage aus einiger Entfernung erkennen konnte, war Rohan über die einsame Lage überrascht.
Vielleicht wusste Gerald Fox, was er tat, dachte er, denn dieser Ort sah genauso aus wie ein Platz, den Rohan für ein sicheres Versteck ausgewählt hätte.
Das Haus lag auf einer kleinen Anhöhe auf
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