Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
des Korridors hinter dieser Tür.“ „Aha.“ Er sah, wie sie in dieselbe Richtung nickte, in die Albert verschwunden war. „Wird man uns dort auch nicht entdecken?“
„Höchstens einige Dienstboten. Nimm besser die Kerze mit“, fügte Mara hinzu. „Es wird vermutlich recht dunkel sein.“ „Weißt du, was sich hinter der Tür dort drüben verbirgt?“, fragte Jordan wie nebenbei und zeigte auf die schmalere Tür in der Ecke.
„Oh, das ist die private Schreibstube des Regenten. Er benutzt sie jedoch nicht allzu häufig“, meinte Mara mit scherzhaftem Lächeln. „Formelles interessiert ihn nicht sehr.“
„Mich auch nicht.“ Jordan lächelte ebenfalls.
„Komm.“ Sie winkte ihn zum Ausgang hinüber.
Jordan griff die Kerze und hielt dann die schwere Tür auf, durch die Mara hindurchschlüpfte und Jordan anschließend durch den Privatkorridor des Prinzen führte.
„Ich hoffe, Seine Hoheit stört nicht, dass wir in seine Privatgemächer eingedrungen sind.“
„Unter diesen Umständen wird er es verstehen“, entgegnete Mara trocken. „Unser Prinny hat selbst schon das eine oder andere Stelldichein an ungewöhnlichen Orten gehabt.“
„Vielen Dank, das ist doch ein wenig zu viel Information für meinen Geschmack.“
Während sie den Korridor entlangeilten, kicherte Mara ob dieser Bemerkung.
Schließlich erreichten sie eine Seitentür, die Jordan vorsichtig einen Spalt weit öffnete. Deutlich konnte er die Geräusche der Feier vernehmen, die einige Räume weiter stattfand.
Da sie die Kerze nun nicht mehr benötigten, blies er sie aus und ließ sie im Korridor zurück. Dann nickte er Mara zu, öffnete die Tür, und beide schlüpften leise hinaus, um die Privattreppe des Regenten hinunterzueilen.
Als sie unter dem Sternenhimmel angekommen waren, befahl Jordan einem Diener, seine Kutsche kommen zu lassen. Mara zitterte in der kühlen Nachtluft, und so zog Jordan galant seinen Frack aus und hängte ihn seiner Begleitung über die Schultern. Dankbar lächelte sie ihn an, und sein Blick versprach ihr, dass er sie wieder aufwärmen würde, sobald sie in ihrem Bett lagen.
Während sie auf die Kutsche warteten, betrachtete Jordan die erleuchteten Fenster von Carlton House.
Zahlreiche Fragen stellten sich ihm, nachdem Albert so dreist in die private Schreibstube des Regenten eingebrochen war. Was, zur Hölle, hatte der mutmaßliche Prometheusianer gesucht?
Doch eine zweite Frage beschäftigte Jordan noch stärker. Nachdenklich schüttelte er den Kopf. Albert hatte die Kammer und den Sekretär aufgeschlossen.
Wo, um alles in der Welt, hat er den Schlüssel her?
Was für eine verdammt nervenaufreibende Nacht.
Albert Carew, der Duke of Holyfield, befand, dass die Herzogswürde keinesfalls so attraktiv war, wie stets behauptet wurde.
Als seine prunkvolle Kutsche sich dem großen Anwesen seines Bruders - äh seinem Anwesen - außerhalb der Stadt näherte, suchte Albert das mondbeschienene Gebäude nach Spuren des verhassten Eindringlings ab.
Gott sei Dank schien alles ruhig, keine fremden Gespanne oder Pferde standen auf dem runden Vorplatz des eleganten Hauses.
Scheinbar war sein Verdacht unbegründet, doch er konnte sich niemals sicher sein. Nicht bei Dresden Bloodwell, der jederzeit ohne Vorwarnung auftauchen konnte.
Kein Wunder, dass ich ein Nervenbündel bin, wenn dieser Teufel mir ständig im Nacken sitzt. Hoffentlich würde Albert wenigstens Zeit haben, sich eine Ausrede auszudenken, warum er gescheitert war.
Es war nicht seine Schuld! Nichts war jemals seine Schuld. Das war schon sein ganzes Leben lang sein Motto gewesen, und es hatte stets hervorragend funktioniert.
Einige Augenblicke später kam die Kutsche zum Stehen, und der Diener half Albert beim Aussteigen. Dann eilte der Duke mit großen Schritten auf sein riesiges Heim zu.
Mit einer schwungvollen Verbeugung ließ sein Butler ihn ein.
„Besuch?“, fragte Albert angespannt.
„Nein, Euer Gnaden.“ Geschickt half der Butler Albert dabei, den eleganten schwarzen Samtumhang abzulegen, und nahm dann auch seine Handschuhe entgegen. „Wünschen Sie eine Kleinigkeit zu speisen, Sir?“
Doch Albert blickte ihn nur verächtlich an. Wer würde in einer solch prekären Situation schon etwas zu sich nehmen können?
„Sollen wir Ihnen vielleicht ein Bad einlassen?“
Tief atmete Albert durch und zwang sich dazu, sich zu entspannen.
Die Fragen seines Butlers, die sich um Alltäglichkeiten drehten, halfen ihm dabei, ein wenig zur Ruhe
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