Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
an.
„Gott sei Dank hat dieser wunderbare Mann einer Närrin eine zweite Chance gegeben.“
„Du bist keine Närrin, Liebste.“
„Doch, das bin ich. Und du bist einfach ein großzügiger Mensch.“
Der zärtliche Austausch zweier der größten Zyniker des ton erstaunte Mara sehr. Ganz offensichtlich störte sie die beiden, also räusperte sie sich. „Nun, dann werde ich euch allein lassen. Ich freue mich wirklich sehr.“ Mit diesem Gruß verabschiedete sie sich und ging. Der Besuch hatte sie ein wenig aufgeheitert, aber sie war auch froh, dem verliebten Paar zu entkommen, war doch ihr eigenes Herz gebrochen.
Jetzt wusste sie, wie Delilah sich in all den Wochen gefühlt haben musste, als Mara und Jordan sich ineinander verliebt hatten, während sie und Cole zerstritten gewesen waren.
Mara machte sich auf den Weg nach Hause. Was Jordan betraf, mochte er zwar ein Spion sein, doch seine diplomatischen Fähigkeiten hatte er eindeutig bewiesen, indem er diese beiden Streithähne zueinander geführt hatte.
Unwillkürlich musste Mara über Delilahs neu gefundenes Glück lächeln. Hoffentlich würde ihre Freundin diese Chance nicht wieder zunichtemachen.
Wenn es möglich war, diese beiden zu versöhnen, vielleicht gab es dann doch noch Hoffnung für Jordan und sie selbst.
Am Morgen hatte sie ihm befohlen, ihr Haus zu verlassen und niemals wiederzukommen. Jetzt wurde ihr allerdings schmerzlich bewusst, wie aschfahl sein Gesicht bei diesen Worten gewesen war und wie sehr sie ihn getroffen hatte. Gleichzeitig war ihr Vertrauen in ihn jedoch tief verletzt worden. Allerdings wusste sie nun auch, wer er wirklich war und auf was für einen Mann sie sich eingelassen hatte. Tief in Gedanken versunken ging Mara auf ihr Haus zu.
Vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Vielleicht würde sie ihm in ein oder zwei Tagen schreiben und ihn zum Gespräch bitten, in der Hoffnung, diesen unerfreulichen Krieg zu beenden.
Als Mara die Eingangstür öffnete, stand Reese nicht wie gewöhnlich bereit, um ihr zur Hand zu gehen. Vielleicht war er im Haus mit anderen Pflichten beschäftigt.
Also warf Mara ihr Retikül auf eine Kommode, öffnete ihre Haube, legte sie gedankenverloren beiseite, ging durch den Salon - und erstarrte vor Schreck.
„Hallo.“ Ein großer, schlanker Fremder saß in ihrem Sessel, die langen Beide übereinandergeschlagen.
„Erlauben Sie mal!“, entfuhr es ihr, und sie presste entsetzt die Hand auf ihr wild schlagendes Herz. „Was tun Sie hier? Gott, haben Sie mich erschreckt! Kenne ich Sie?“ Sie hielt ihn für einen der Kaufmänner oder Kunsthandwerker, die Reese für die täglichen Abläufe und Reparaturen im Haushalt abzustellen pflegte.
Zwar erinnerte Mara sich nicht, heute Termine gemacht zu haben, doch ...
„Lady Pierson, nehme ich an?“ Sein Blick glitt über sie hinweg. „Sie sind schöner, als ich es erwartet hatte.“
Und plötzlich wurde ihr bewusst, dass noch nicht einmal der reichste „Giftpilz“ Londons es wagen würde, eine Viscountess auf solch unverschämte Art zu mustern.
Angst durchzog ihre ursprüngliche Überraschung. „Ihr Name, Sir.“
Er erhob sich aus dem Sessel. „Einige nennen mich Dresden Bloodwell. Mein wahrer Name ist allerdings, so fürchte ich, längst in Vergessenheit geraten.“
Auf den ersten Blick wirkte er wie ein normaler Mann, obwohl seine Größe und die kräftige Gestalt beeindruckend waren. Einen wie ihn würde man als Kutscher oder Burschen einstellen. Er hatte grün-braune Augen, braunes gewelltes Haar, das eingeölt war, und ebenmäßige Gesichtszüge. Die helle Haut war von blassen Pockennarben überzogen.
Sein Blick jedoch war es, der Mara darauf aufmerksam machte, dass „Mr Bloodwell“ nicht bei gesundem Verstand war. Um Himmels willen, war diese seltsame Erscheinung nur zufällig ins Haus spaziert?
Doch er kannte ihren Namen.
Langsam wich sie zurück und blickte ihn wachsam an, als er bedächtig auf sie zutrat. „Mr Bloodwell, wo sind meine Bediensteten? Was tun Sie hier in meinem Haus?“
Mit einem seltsamen Lächeln und einem lüsternen Funkeln in den beunruhigenden Augen sah er sie an. In diesem Moment bemerkte Mara ein leises Klopfen, das durch den Boden drang. Es klang, als sei jemand im Keller eingesperrt.
All ihre Sinne flüsterten Gefahr. Mara musste schlucken, doch sie weigerte sich, ihre Angst zu zeigen. „Es ist besser, wenn Sie jetzt gehen.“
„Bleiben Sie ruhig, Lady Pierson. Und bitte schreien Sie nicht. Ich
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