Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
Vampir, den Ausblick genießen konnte. Als Jäger der Dunkelheit musste er das Tageslicht, welches unwiderruflich mit ultravioletten Strahlen daher kam, meiden, um Verbrennungen seiner Haut und dem daraus folgenden Tod zu entgehen. Wäre er ein Krieger des Glaubens, könnte er das Sonnenlicht wohl dosiert ertragen. Es wäre zwar ein höherer Anteil an frischem Blut erforderlich, dieser Umstand wäre aber nicht weiter von Belang. Doch dieser Missstand würde sich bald als ein Thema von gestern erweisen, denn er war im Besitz des Diariums. Das lang verschollene Buch der Vampire, in dem alle Geheimnisse festgehalten waren, unter anderem, wie sich ein Glaubensgelöbnis entwickelte und vor allem, was viel wichtiger war, wie man als Vampir das Sonnenlicht ertrug.
Nur gab es an dieser Geschichte einen kleinen Haken. Es fehlte der Schlüssel, um das Diarium zu öffnen. Das in Leinen gewickelte Buch verfügte über einen komplizie rten Schließmechanismus, der nur mit einem ganz besonderen Schlüssel zu öffnen war. Ansonsten lief man Gefahr, das Buch zu zerstören.
Zwar hatte Philippe es mittels einer Geisel in seinen Besitz bringen können, doch ihm war nicht klar gewesen, dass das Diarium nur mit diesem einen Schlüssel zu öffnen war. Die Frage, die blieb, war: Hatten die verhassten Krieger den Schlüssel zusammen mit dem Buch entdeckt aber behalten, oder waren sie selbst noch auf der Suche und hatten ihm deshalb als Ablenkung das Wertvollste, was sie geschworen hatten zu hüten, überlassen?
Er stand an der riesigen Fensterfront und blickte auf die pulsierende Stadt zu seinen Füßen, die Hände tief in den Taschen seiner Anzughose vergraben.
Auf der breiten Couch hatte Viktor Kassai es sich bequem gemacht und beobachtete ihn mit wachen Augen. Er war ein alter Vampir mit viel Erfahrung und einer Vorliebe für schöne junge Frauen und deren makelloses Blut. Orlandie hatte ihn zu seinem Berater auserkoren, nachdem Castaway durch die Krieger des Glaubens seinen Kopf verloren hatte, was Philippe eher als einen Gefallen, denn als einen Affront empfand.
»Was wollen wir hier in Dubai?«
Philippe verabschiedete sich von der wundervollen Aussicht und schenkte Viktor seine ganze Aufmerksamkeit.
»Hier gibt es die besten Schneider. Wir werden uns eine neue Kollektion von Anzügen zulegen. Das Leben, was wir bisher geführt haben, ist vorbei. Ich werde die Jäger der Dunkelheit zu dem machen, wozu sie auserkoren sind. Und dazu gehört auch das richtige Outfit.«
»Du warst bisher ein kleiner armer Student. Woher weißt du, dass es hier die besten Schneider gibt?« Kassai schien nicht überzeugt.
»Wir treffen hier Karim, von ihm weiß ich, dass es hier die besten Anzüge gibt.«
»Wer ist dieser Karim?«
»Karim el Mouradi ist einer meiner besten Freunde. Er hat mit mir zusammen in Paris studiert. Nach dem Studium ist er zu seiner Familie hierher zurückgekehrt. Karim ist ein ausgesprochenes Finanzgenie. Das ist genau das, was wir jetzt brauchen.«
Viktor hob fragend eine Augenbraue. »Ein Finanzgenie also. Ich dachte , Castaway hätte mehr als genug Geld gehabt!«
» Castaway war nicht nur der frühere Anführer der Jäger, sondern war in Besitz einiger gutgehender Unternehmen und prallgefüllter Bankkonten, die ich übernehmen werde. Aber ich muss erst einmal drankommen. Und nebenbei bemerkt ist Karim nicht nur ein bemerkenswerter Finanzexperte, sondern auch ein wahrer Künstler, wenn es darum geht, Dokumente zu fälschen.«
Genüsslich streckte sich Shia auf dem großen Bett der Suite aus, die er mit Ewa teilte. Er hatte schon lange nicht mehr so tief und fest geschlafen. »Ich kann nicht glauben, dass Channing das für Sara getan hat.« Er schüttelte ungläubig den Kopf.
»Er muss sie sehr lieben«, nickte Ewa, die mit ihrem Kopf auf seinem Oberkörper ruhte. »Das Haus neu aufz ubauen, komplett einzurichten und dies über einen Ozean hinweg, ohne ihr Wissen, dazugehört eine Menge Organisationstalent.«
Shia grinste. »Deshalb ist er unser Anführer. Channing mag nicht der beste Kämpfer sein, aber er ist der beste Mann für Sara und um uns zu führen. Er behält den Überblick.« Er hielt einen Moment inne. »Apropos Überblick ... Scheiße, wo ist dieses Mädchen abgeblieben? Fuck, wir haben sie vergessen!«
»Welches Mädchen?« Ewa hob ihren Kopf und schaute Shia fragend an.
»Ich habe eine junge Frau in einer Bar aufgegabelt. Sie ist eine Vampirin, eine Kriegerin des Glaubens, und sie scheint nicht zu
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