Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
sei. »Hm, die ist wirklich gut«, nickte er.
»Sag ich doch«, lächelte Madison. Ein Lächeln, das ihm direkt ins Herz fuhr und es erwärmte. Er starrte sie an und konnte seinen Blick einfach nicht mehr abwenden. Sein Glaubensgelöbnis: Konnte es wirklich wahr sein, dass er sie endlich gefunden hatte, nach all den Jahrhunderten?
Sein durchdringender Blick schien Madison unang enehm. Sie starrte zurück, doch er nahm es gar nicht wahr. »Bitte, bedienen Sie sich.« Sie schob ihm ein weiteres Stück über den Tresen. Damit brach sie den Bann und Rayhan konzentrierte sich wieder auf das Essen.
»Wollen Sie mir Ihr Geheimnis anvertrauen?«, fragte sie und stand auf. Aus dem Schrank nahm sie zwei Gläser und wollte den Wein öffnen, als Rayhan ihr diese Aufgabe a bnahm. Gekonnt entkorkte er die Flasche und schenkte ein.
»Auf unsere Geheimnisse«, stieß Madison mit ihm an.
»Haben Sie denn welche?«, fragte Rayhan mit hochgezogener Augenbraue.
»Haben wir die nicht alle?«
»Touché.« Er trank einen Schluck und setzte danach sein Glas, das in seinen großen Händen zerbrechlich wirkte, behutsam ab. Er beobachtete Madison dabei, wie sie ebenfalls trank und sah auf ihre zarten Hände. Feingliedrige Finger, die wie geschaffen dafür waren, Operationsinstrumente zu führen. Wie sich diese Finger wohl auf seiner Haut anfühlen mochten? Er schüttelte unmerklich den Kopf, um seine Gedanken wieder zu ordnen. »Was ist Ihr Geheimnis Madison? Warum haben Sie mir erzählt, dass Ihre Schwester das Tattoo auf ihrem Körper trug, wenn es doch gar nicht der Wahrheit entspricht? Warum haben Sie meine Patientenakte aus dem Krankenhaus entwendet?«
Erschrocken blickte Madison auf. »Meine Schwester trug dieses Tattoo, das war nicht gelogen. Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich nicht die Wahrheit gesagt habe?« Sie schien leicht gereizt.
Da war es wieder, das Gefühl, dass sich jemand in seine Gedanken stehlen wollte. Er verschloss erneut seinen Geist und blickte sie herausfordernd an.
»Was soll das?«
»Was soll was?«
»Madison, warum dieses Katz- und Mausspiel? Was glauben Sie, in meinem Kopf zu finden? Seit wann können Sie Gedanken lesen?«
Wie um etwas Zeit zu gewinnen, trank sie einen weit eren Schluck aus ihrem Glas. »Wie kommen Sie auf diese Idee?«
»Schluss jetzt!« Rayhan stand so abrupt auf, dass M adison erschrocken zusammenfuhr. Er drehte sie auf dem Barhocker zu sich herum und stemmte seine Hände rechts und links auf die Stuhllehne, sodass sie gefangen war, dabei beugte er sich über sie.
»Sagen Sie mir die Wahrheit, Madison! Wer sind Sie wirklich? Kein normaler Mensch kann in den Kopf eines anderen eindringen. Aber ich spüre Ihre Aura, versuchen Sie nicht es zu leugnen.«
»So wie kein Mensch 49 Chromosomen besitzt!«, presste sie zwischen den Zähnen hervor.
Er holte tief Luft, hörte ihren Pulsschlag, der sich in seinem Kopf festsetzte, und ein tiefes Knurren kroch seine Kehle hinauf. Er atmete tief aus.
»Was ist los , Ray? Können Sie das Knurren kaum noch unterdrücken? Fahren Ihre Reißzähne aus, um mich zu beißen? Das erübrigt die Frage wohl, wer Sie wirklich sind.«
Ihre Stimme blieb ganz ruhig, kein Zittern war zu ve rnehmen, dabei war ihm klar, dass sich seine Augen zu Schlitzen verengten und ein leicht silberner Schimmer hervortrat. Obwohl sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt war, zeigte sie keine Angst.
»Dann sag mir, was ich bin.«
Sie zeigte keine Regung. Wollte sie ihn aufziehen?
»Was solltest du schon anderes sein, als ein Vampir?« Das Du kam ihr wie selbstverständlich über die Lippen. »Eine dieser Kreaturen, die schon ewig auf der Erde verweilen, sich als Menschen tarnen und das Blut armer Ahnungsloser rauben.« Bitter spie sie die Worte aus. Aber Rayhan hörte auch etwas anderes heraus. Er fasste sie an der Schulter, damit sie ihm nicht entwischen konnte, er spürte, wie seine Fänge sich ihren Weg bahnten und unter seiner Oberlippe hervorlugten. Leugnen wäre alles andere als sinnvoll gewesen. Es entsprach auch nicht seiner Natur, da war ihm die direkte Konfrontation lieber.
»Sag mir, was du bist und versuche nicht, mir weiszumachen, du seist ein Mensch.«
Madison starrte ihn an, als würde sie seine Worte nicht verstehen. Ihre Hand schloss den Kragen des Bademantels , als könnte dieser sie vor Rayhans unangenehmen Fragen schützen.
»Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.«
Ihr Hochmut brachte Rayhans Geduld zum Überkochen. Mit brachialer
Weitere Kostenlose Bücher