Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
komplett auf dem Holzweg.« Ihre Stimme überschlug sich fast.
Shia versuchte nach ihren Händen zu greifen, doch Ewa wich zurück. »Es geht hier doch nicht um Liebe. Ich kenne diese andere Frau noch gar nicht. Aber die trägt ein Tattoo, folglich ist sie das Glaubensgelöbnis eines Kriegers. Hinzu kommt, dass diese Kriegerin gar nichts davon ahnt, was sie wirklich ist.«
»Und du willst mich nicht dabei haben?« Ihre Worte klangen eisig. Als Shia nichts erwiderte, drehte sie sich um. »Okay, dann geh, aber erwarte nicht, dass ich noch hier bin, wenn du wiederkommst. Jetzt bist du mein Gelöbnis, nicht mehr Gabriel. Gabriel ist tot, was uns alle schwer getroffen hat, aber nicht mehr zu ändern ist. Kannst du das nicht verstehen oder willst du es nicht? Ich bin nicht auf dich angewiesen. Ich hatte ein Leben vor dir und werde auch wieder eines ohne dich haben. Scher dich einfach zum Teufel.« Die letzten Worte schrie sie aus voller Kehle und verließ wütend das Zimmer.
Shia hatte noch nicht einmal die Chance, seinen Stan dpunkt zu erklären. »Ja, geh nur ...«, murmelte er resigniert und fuhr sich genervt mit den Fingern durch die kurzen schwarzen Haare. »Verschwinde und lass mich in Ruhe! Ich gebe dich frei.« Seine Stimme war so laut, dass sie durchs ganze Haus zu hallen schien.
Er öffnete sein Handy und wählte eine Kurzwahltaste. »Patrick, ich brauche den Jet. Wir fliegen nach Paris. Ich bin in einer Stunde am Flughafen.«
Wütend stolperte Ewa in den Abend hinaus. Tränen brannten in ihren Augen, doch sie ignorierte sie standhaft. Er gab sie frei – so einfach. Vermutlich hatte er sie nie wirklich geliebt. Die übrigen Krieger würden sich in einer halben Stunde zum Abendmahl treffen, an dem sie nicht mehr teilnehmen würde. Sie musste in Ruhe darüber nachdenken, wie es weitergehen sollte. Vielleicht hatte Shia ja recht, liebten sie sich wirklich, oder glaubten sie das nur, weil beide das gleiche Tattoo trugen? Die Lege nde besagte, dass Krieger mit der gleichen Tätowierung ein Versprechen für die Ewigkeit eingingen. Aber entsprach das der Wahrheit? Was, wenn jemand sich diese Legende nur ausgedacht hatte? Einen Beweis dafür gab es nicht. Nicht, nachdem die Jäger der Dunkelheit das Diarium in ihre Gewalt gebracht hatten.
Ihr Weg führte sie unweigerlich die Straße zum Meer hinunter, zu dem Haus, das sie bewohnt hatte, bevor sie Shia begegnet war. Der Schlüssel lag noch unberührt unte r einem dicken Stein im Vorgarten versteckt. Sie erinnerte sich daran, als sie hier Shia zum ersten Mal begegnet war und sich augenblicklich in ihn verliebt hatte, ohne zu wissen, wer oder was er war. Für Ewa schien es Lichtjahre her zu sein. Verflucht, was war nur schiefgelaufen? Sie hatte ihre Arbeit beim Seattle Police Department geliebt. Sie hatte nie etwas anderes sein wollen, als eine Polizistin und doch stand sie nun hier, allein, ohne Job und ohne den Mann, den sie über alles zu lieben glaubte.
Ohne zu zögern, benutzte sie den Schlüssel und betrat ihr Haus. Sie schaltete das Licht nicht ein, denn sie wollte kein Aufsehen erregen. Das war auch nicht notwendig, durch ihren Vampirblick sah sie genug, um sich gleich wieder zu Hause zu fühlen. Obwohl sie den Tag über an Shias Seite geschlafen hatte, fühlte sie sich unsagbar m üde. Sie legte sich im Wohnzimmer auf die Couch und schloss die Augen. Kurz bevor sie einschlief, hörte sie noch ein Auto die Straße entlangfahren.
Viktor Kassai erhob sich aus dem Bett, nachdem er seine Fangzähne in die rassige Schöne geschlagen hatte, um sich zu nähren. Ihr Blut schmeckte wundervoll, so jung und süß. Er würde sie am Leben lassen, wie eine gute Flasche Wein, von der man einen ganzen Karton orderte, weil er ein so wunderbares Bouquet hatte.
»Komm morgen um die gleiche Zeit wieder in meine Suite«, sagte er zu der jungen Frau und ließ sie gehen. Dass sie gerade noch einmal mit dem Leben davong ekommen war, hätte sie zu Tode erschreckt, aber ihr Unwissen schützte sie, Kassai hatte ihr die Erinnerungen an die letzte Stunde genommen.
Nachdem er geduscht hatte, zog er sich an und ging hinüber in die Suite von Philippe. Der stand mitten im Raum und ließ sich von zwei flinken Schneidern vermessen.
»Gut, dass du kommst, Viktor. Die Schneider sind hier, so können sie auch gleich deine Maße aufnehmen. Die Stoffproben für unsere neuen Anzüge liegen dort drüben auf dem Tisch«, rief Philippe ihm gut gelaunt zu.
Viktor hasste es, wenn man ihn
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