Infinitas 3 - Engel der Morgenstille (German Edition)
möchten, ich glaube ich habe noch eine alte Jeans und ein T-Shirt meines Vaters, die Ihnen passen dürften. «
Das Wasser prasselte wie ein warmer Regenschauer auf Rayhans Körper nieder. Eine Wohltat! Minutenlang lief das nasse Element an ihm herab. Das Duschgel hatte eine frische Note nach Zitronenmelisse. Er hatte diesen Geruch schon an Madison wahrgenommen, doch er wurde überdeckt von dem ihr eigenen Melonengeruch, der sich wie dichter Nebel auf seinen Verstand legte. Neben einem Handtuch lagen eine große Jeans und ein T-Shirt der Universität Yale für ihn parat. In diesem Aufzug fühlte er sich auf jeden Fall wohler, als in Arztkittel und OP-Hose, die er angezogen hatte, um schnellstmöglich das Krankenhaus zu verlassen, in das er nach dem Kampf mit den Jägern der Dunkelheit eingeliefert worden war, von wem auch immer. Als er das Badezimmer verließ, stand Madison bereits wartend an der Tür.
»Ich habe uns Pizza bestellt, ich hoffe, Sie mögen Salami mit doppelt Käse. Bezahlen Sie den Boten? Das Geld liegt in der Küche auf dem Tresen. Ich springe auch schnell unter die Dusche.« Schon war Madison im Bad verschwunden.
Eine merkwürdige Situation , in der Rayhan hier steckte. In der Wohnung einer Frau, die er nicht kannte und deren Geruch ihm den Kopf vernebelte.
Er sah sich in der Wohnung um, hielt nach Fluchtmö glichkeiten Ausschau. Nicht, dass er damit rechnete, plötzlich flüchten zu müssen, aber er war gerne vorbereitet.
Die Möbel waren ein Sammelsurium verschiedener Stile. Kunterbunt aber in sich doch stimmig. Die Tür zum Schlafzimmer war nur angelehnt und mit der Fingerspitze drückte er sie weiter auf, nur, um einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Ein kleiner Raum, spartanisch eingerichtet: ein Schrank, ein Nachttisch – und ein Himmelbett! Ein großes weißes Bett, an dessen vier Pfosten dünne Gaze Volants in der gleichen Farbe hingen. Rayhan fragte sich, mit wem Madison sich dieses riesige Bett wohl teilte. Weit kam er mit seinen Überlegungen nicht, denn es klingelte an der Tür.
»Eine Familienpizza mit doppelt Käse und eine Flasche Bordeaux.« Der Bote übergab den Wein und die Pizzabox, nahm das Geld in Empfang und war verschwunden, bevor Rayhan nach dem Wechselgeld fragen konnte.
Sie stand unter der Dusche, wo vor wenigen Minuten er gestanden hatte, ging es ihr durch den Kopf und sie sog seinen Duft nach Pampelmuse, Pfefferminze und einem Hauch Zimt ein, der noch immer in der Luft des kleinen fensterlosen Raums hing. Sie spülte das Shampoo aus den Haaren und wünschte, seine Hände würden an ihr hinuntergleiten, anstelle des Schaums.
Mein Gott! , was ist nur mit mir los? Sie kannte diesen Mann überhaupt nicht und bezweifelte sogar, dass er ein Mann war. Wer war er nur? Was war er?
Schnell beendete Madison ihre Dusche und stellte das Wasser ab. Stimmen waren an der Tür zu hören, das musste der Pizzabote sein. Das Bad war erfüllt von Nebelschwaden, die das warme Wasser hinterlassen hatte und sie öffnete die Tür einen Spalt breit, wischte schnell den Spiegel frei. Es waren harte zweiundsiebzig Stunden gewesen. Bereitschaftsdienst gehörte nicht auf die Top Ten Liste ihrer Lieblingstätigkeiten. Tiefe Ringe trug sie unter den Augen, die sich bereits langsam blau färbten. Sie brauchte dringend eine Mütze Schlaf. Doch daran war erst einmal nicht zu denken, mit einem fremden Mann in ihrer Wohnung. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ihn hierhin zu schleppen? Sie wusste nichts über ihn. Vielleicht war er ein Mörder oder gesuchter Vergewaltiger, aber schnell schob sie diese Gedanken zur Seite. Irgendetwas sagte ihr, dass sie ihm trauen konnte, und dass er ihr Leben verändern würde. Schnell schlüpfte sie in die Unterwäsche und zog ihren langen Bademantel über, dann ging sie zurück ins Wohnzimmer, wo Rayhan bereits mit der Pizza wartete.
Das höchste Gebäude der WELT! Rund achthundertdreißig Meter maß der Burj Khalifa und verfügte über nicht weniger als einhundertneunundachtzig Etagen. Kein anderes Gebäude wäre dem Anführer der Jäger der Dunkelheit würdiger, als der stählerne Turm im Downtown der Wüstenstadt Dubai. Schon von Weitem ragte er kerzengerade in die Höhe und streckte seinen eisernen Finger gen Himmel, um nach den Sternen zu greifen.
Philippe Orlandie bewohnte eine komplette Etage im Armani Hotels des Burj Khalifa. Der Ausblick war ate mberaubend, selbst in der Nacht, denn dies war die einzige Tageszeit, in der Philippe, seines Zeichens
Weitere Kostenlose Bücher