Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
die sie von ihrer Computerzentrale aus steuern konnte. Es wurde fieberhaft nach einem sicheren Ort gesucht, doch der sicherste Ort blieb bis auf weiteres bei den Kriegern des Glaubens.
Von den Jägern sah man bisher nichts, aber es wäre ein Fehler, sich in Sicherheit zu wiegen. Channing und die anderen rechneten jederzeit mit einem Vergeltungsschlag . Sie waren auf der Hut.
Sie spürte ihn schon eine Weile, wollte es aber nicht wahrhaben. Spätabends, einige Wochen nach dem Fund im Kölner Dom, fühlte Sunny einen Jäger der Dunkelheit in der Nähe. Es war Philippe.
Seit ihrem Aufeinandertreffen in der Kathedrale hatte sie kein Wort mehr mit Maroush gewechselt, doch sie spürte ständig seine Blicke auf sich, die sie förmlich zu durchbohren schienen. Allein wenn sie nur an ihn dachte, schlug ihr Puls bis zum Hals. Sein schwerer Duft nach Moschus und Abenteuer hing ihr ständig in der Nase, als hinterließe er überall seine Duftmarke, um sie um ihren Verstand zu bringen.
Sie fand Maroush hinten im Garten, wo er bei Mondschein einige Schattenübungen ausführte, um nicht aus der Übung zu kommen. Nur mit einer dunklen Trainingshose bekleidet, schwang er sein Sinai über den Kopf und ließ ihn lautlos durch die Luft wirbeln. Sunny schaute hinter einem Baum verstohlen zu. Sie wollte ihn nicht in seiner Konzentration stören, konnte sich aber auch nicht von dem hinreißenden Spiel seiner Rückenmuskeln abwenden.
»Du kannst ruhig näher kommen«, sagte Maroush in die Stille hinein. Er hatte sie unmöglich sehen können, und doch wusste er, dass sie hinter seinem Rücken stand und ihn anstarrte.
»Ich will dich nicht in deiner Achtsamkeit stören, ich komme ein anderes Mal wieder.« Sunny trat zögerlich hinter dem Baum hervor.
»Du störst meine Konzentration nicht«, beruhigte Maroush sie, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Wann immer er sie sah oder nur ihres Zimtdufts gewahr wurde, gerieten seine Sinne dermaßen durcheinander, wie er es gar nie für möglich gehalten hatte. Keine Frau stürzte ihn in ein solches Gefühlschaos, wie Sunny es tat.
Maroush setzte sich ins Gras und sie tat es ihm gleich – in einiger Entfernung. Die Nacht war sternenklar und vom Meer her hörte man, wie sich die Wellen an den riesigen Granitsteinen brachen.
»Es ist wirklich schön hier«, Sunny hob den Blick zum Himmel, »obwohl ich eigentlich vorhatte, nach Deutschland zurückzukehren. Aber jetzt, wo Castaway in Europa ist …« Den Rest des Satzes ließ sie offen.
»Du meinst, er ist hier?«
»Ja, ich habe dir doch erzählt, dass er mich dazu benutzt hat, seine Jäger zu wandeln. Philippe war der Letzte, den ich für ihn wandelte, und ihn spüre ich auch am stärksten. Er ist noch nicht sehr nah, aber ich fühle seine Gegenwart. Ich glaube, sie sind auf der Suche nach uns.« Maroush nickte und spürte Sunnys Betroffenheit.
Er stand auf und ging vor ihr in die Hocke.
»Es ist doch so«, sagte sie leise, »wenn ich ihn spüren kann, dann spürt er mich auch, und somit ist es nur eine Frage der Zeit, wann ich die Jäger hierherführe. Ich bin ein Risiko für euch, und deshalb muss ich so schnell wie möglich verschwinden.« Sie blickte ihn an, und es war nicht mehr das Gesicht einer störrischen und aufmüpfigen Sunny, sondern das Antlitz einer jungen hübschen Frau, die Angst hatte.
Eine Träne rollte über ihre Wange, sie versuchte, sie wegzuwischen, doch Maroush kam ihr zuvor und fing sie mit seinem Daumen auf.
»Warum weinst du, Sunny?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es selbst nicht genau. Ich bin mein ganzes Leben allein durch die Welt geirrt, und jetzt, wo ich mich endlich zu Hause fühle, hier bei euch, muss ich wieder weg …«
Maroush dachte kurz über ihre Worte nach, und schüttelte leicht den Kopf. »Du musst nicht weg, Sunny, du gehörst zu uns. Du bist eine Kriegerin, du bleibst bei uns, und … du gehörst zu mir.«
»Aber, es ist zu gefährlich, Maroush!« Zum ersten Mal sprach sie diesen Namen aus, und ihre Stimme hatte dabei einen ganz besonderen Klang.
»Nein, die Jäger spüren uns früher oder später sowieso auf. Egal, auf welche Weise. Sei unbesorgt. Ich werde dich beschützen.« Er zog sie in seine Arme, und überfordert von so viel Mitgefühl, ließ Sunny ihren Tränen freien Lauf. Sie barg ihr Gesicht an seiner nackten Brust, und zog wieder diesen unwiderstehlichen Duft ein, den er verströmte. Die Bartstoppeln seines Kinns kitzelten auf ihrer Kopfhaut, als er
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