Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
gebannt auf Shia, der sich an die Wand lehnte, als er zu erzählen begann:
»Ich sollte dich im Auftrag von Sara vom Flughafen abholen. Dein Flug kam eher an als erwartet, und du nahmst ein Taxi, das dann in einen schweren Unfall verwickelt wurde.«
Channing nickte zustimmend, denn so viel hatte er ja bis jetzt selbst in Erfahrung bringen können.
»Das Auto fing Feuer, und ich habe dich da herausgeholt. Du warst schwer verletzt, also musste ich dich wandeln. Ich gab dir von meinem Blut, um dich zu retten. Es war die einzige Möglichkeit, für dich zu überleben. Als die Polizei auftauchte, konnte ich nur verschwinden. Ich habe dich einige Male im Krankenhaus besucht, aber du lagst die ganze Zeit im Koma, damit sich dein Körper regenerieren konnte. Doch wie ich sehe, hast du uns auch ohne Hilfe gefunden. Ich musste dich retten, ansonsten hätte meine Schwester mir den Kopf abgerissen.«
»Wo kommt ihr her?«
»Wir kommen aus verschiedenen Teilen der Welt. Sara und ich sind hier in Seattle geboren. Ich wurde 1889 gewandelt, meine Schwester zehn Jahre später ...«
»Sara ist auch ein Vampir?«, rief Channing erregt.
»Ja, sie gehört zu uns. Genauso wie Maroush, Aragón, Jôrek und Ruben, du wirst sie später kennenlernen, und es gibt noch einige andere, aber denen willst du lieber nicht über den Weg laufen.«
Channing schüttelte ungläubig den Kopf. Wo war er nur hineingeraten? Shias Erklärungen ließen keinen Raum für Vermutungen, dass dies hier alles nicht der Realität entsprach. Er gierte so nach Antworten, doch jetzt wäre es ihm fast lieber, er hätte nie die Wahrheit erfahren.
Shia legte tröstend die Hand auf Channings Schultern. »Ich weiß mein Freund, das ist alles schwer zu verdauen, aber das sind die Tatsachen. Es ist das, was du bist. Finde dich damit ab, je eher, desto besser, denn die Alternative wäre dein Tod gewesen, ein äußerst sinnloses Unterfangen.«
Sie verließ den Club gegen halb vier morgens. Das laute Dröhnen der Bässe war bis draußen auf der Straße zu hören. Auf der Suche nach einem Taxi, das sie nach Hause bringen sollte, stolperte sie den Bordstein entlang. Ihre Füße schmerzten vom Tanzen, und die engen Schuhe trieben sie fast in den Wahnsinn. Ein leichter Schwindel überkam sie, es waren wohl einige Wodka Martinis zu viel gewesen an diesem Abend, aber solange sie nicht selbst hatte bezahlen müssen, war es ihr egal gewesen.
Sie hätte in dieser Nacht lieber auf den ein oder anderen Drink verzichten sollen, denn so bemerkte sie die dunkle Gestalt nicht, die, seit sie den Club verlassen hatte, hinter ihr herschlich. Nicht im Verborgenen, nein, das war gar nicht nötig. Seine Bewegungen waren für das menschliche Auge überhaupt nicht sichtbar. Der Duft des Blutes brachte ihn fast um den Verstand. Der metallische Geschmack legte sich schwer auf seine Zunge und ließ seinen Speichel zusammenlaufen. Sein eigener Lebenssaft begann, in seinen Adern zu kochen, und er konnte sich kaum noch zurückhalten, sich nicht augenblicklich auf sie zu stürzen.
Dass sie eine Schönheit war, mit ihren glänzenden schwarzen Haaren und großen braunen Augen, ließ ihn völlig kalt. Ihre hohen Absätze und der kurze Minirock erregten ihn in keinster Weise. Für ihn gab es wichtigere Attribute. Der Duft ihres Blutes, diese Zusammensetzung aus Hämoglobin und Plasma, die sie so unwiderstehlich erscheinen ließ, brachte ihn fast um.
Doch hier auf offener Straße war es zu gefährlich, er könnte beobachtet werden. Er musste sich zusammenreißen, bis die kleine Seitenstraße in Sicht kam. Es waren nur noch wenige Meter, länger hätte er das Abwarten-Müssen auch nicht mehr ertragen.
Mit einer lautlosen Bewegung riss er die Frau an sich und schleppte sie in die Seitengasse, bis zum dunklen Ende. Hier gab es keine Zeugen. In aller Ruhe machte er sich über die Schönheit her. Bevor sie überhaupt einen Ton von sich geben konnte, schlug er seine spitzen Reißzähne in ihre Halsschlagader und zog begierig den köstlichen dunkelroten Saft in seinen Mund. In tiefen Zügen trank er von ihrem Blut und ließ es seine Kehle hinabrinnen.
Das Einzige, was er wahrnahm, war die tiefe Befriedigung, die sich in seinem Körper ausbreitete. Ein Orgasmus konnte nicht betörender sein. Dass er mit jedem Zug die Frau ihrem Tod näherbrachte, nahm er nur ganz am Rande wahr, und eigentlich interessierte es ihn auch nicht.
Sie verspürte nur einen flüchtigen Schmerz, als er ihr in den Hals biss. Danach
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