Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
vorher gesagt?«, dabei entfuhr ihr ein leises Zischen, und Channing sah, dass vor Wut ihre Zähne ausfuhren. Regungslos blieb er vor ihr stehen und schaute kühl auf Sara hinunter, die ihm gerade mal bis zur Schulter reichte.
Er blickte in ihre dunkelgrünen Augen, dann fiel sein Blick auf ihr rotes welliges Haar, und ihm wurde bewusst, dass er sie kannte, aber er wusste beim besten Willen nicht, woher. Fassungslos starrte er sie an.
»Du hast doch gehört, was Maroush gesagt hat, du musstest es selbst herausfinden«, brachte er zögerlich zustande.
»Ja«, nickte Sara, »genau wie du!«
»Hast du was dagegen, dass ich mich kurz anziehe?«, er sah ihr provozierend in die Augen. Ihre Nähe weckten Gefühle in ihm, die er nicht wahrhaben wollte. Zu frisch waren die Erinnerungen, als er aus ihrem Hals getrunken hatte, der jetzt so nah und einladend vor ihm aufblitzte. Ihr Körper auf seinem war wieder äußerst präsent, Saras Honigduft strömte unverfälscht in seine Nase. Ihre Gestalt sandte eine Hitze aus, die ihn zu verbrennen schien, und dass er hier nur mit einem Handtuch bekleidet vor ihr stand, machte die Situation auch nicht leichter.
Sara ließ ihren Arm sinken und wandte sich zum Gehen. Dann wandte sie sich noch einmal zu Channing um, der mit in die Hüften gestemmten Händen vor dem Fenster stand und der aufgehenden Sonne zusah.
»Es hat nichts zu bedeuten, Channing, das, was da zwischen uns passiert ist. Es ist nicht von Belang, es liegt nun mal in unserer Natur.«
Er starrte sie böse an. »Wie du meinst!«, sagte er nickend und drehte sich wieder zum Fenster.
»Falls du an einer Trainingsstunde interessiert bist, dann sei in einer halben Stunde unten im Dojo !«, und bevor er antworten konnte, war Sara schon aus der Tür.
Mit schnellen Schritten ging sie in ihr Zimmer, das genau neben dem von Channing lag. Dieser Vampir brachte sie einfach auf die Palme. Natürlich hatte er sich sein Los nicht selber ausgesucht, wie niemand seiner Art, aber dass gerade er ihr Glaubensgelöbnis sein sollte, auf das sie so lange gewartet hatte, konnte einfach nicht wahr sein. Allein seine Haltung, so gerade und adelig, als würde die Welt nur auf ihn warten, brachte ihr Blut zum Kochen. Insgeheim musste sie zugeben, dass er sehr gut aussah. Seine Größe, die starken Konturen seines Profils, der dunkle Teint, selbst die schwarzen Haare auf seinen Armen waren Dinge, die sie an einem Mann liebte. Er war noch dazu gebildet und weltgewandt, Attribute, die sie im Prinzip faszinierend fand, nur nicht an Dr. Channing McArthur.
Mit ihrem indigoblauen Tenugui , dem traditionellen Kopftuch, und ihrem weißen Hakama , saß Sara in der Seiza Haltung auf der Übungsmatte und wartete auf Channing. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass er erscheinen würde.
Als er sich ihr gegenüber niederließ, nickte sie ihm unmerklich zu. »Ich erwarte Respekt von dir, die Ehrerbietung, die du jedem anderen Trainingspartner auch entgegenbringen würdest.«
Er nickte. »Warum gerade Kendo?«, fragte er.
»Kendo ist dem Kampf eines Vampirs sehr ähnlich. Getreu dem Motto: Wer verteidigt, verpasst die Gelegenheit zum Angriff! Denn es ist gar nicht wichtig, ob wir selber getroffen werden, was macht schon ein Schlag mehr oder weniger aus, bedeutender sind die Treffer, die wir unseren Gegnern beibringen. Zögere nie bei einem Angriff, denn wenn nicht die volle Überzeugungskraft dahintersteckt, war er vergebens. Kendo ist kein echter Verteidigungssport, sondern wir üben nur einen geistigen Druck auf die Gegner aus. Wir wollen sie brechen, damit auf unseren Schlag keine Kontertechnik mehr erfolgen kann.«
Channing nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
»Ich möchte dir zuerst einige Bewegungsübungen mit dem Shinai zeigen, die ohne Partner ausgeführt werden, sozusagen als Trockenübung.« Sie erhob sich, und Channing tat es ihr nach.
»Da wäre zuerst der Nanameburi , ein großer Schlag, der schräg ausgeführt wird.«
Sie zeigte es ihm und er ahmte ihre Bewegung nach.
Es folgten Jôgeburi , Shõmen-uchi und Sayûmen-uchi, der einen schrägen Treffer auf die Schläfe simulierte. Zum Schluss zeigte sie ihm noch einen Schlag über die Schulter mit einer weiten Drehbewegung, den Yokomen-uchi . Sie wiederholten diese Übungsschläge, bis sie richtig saßen, und stellten sich dann zum Übungskampf auf.
Ohne große Vorwarnung führte Sara einen schrägen Schlag auf die Schläfe aus. Channing wich diesem Hieb aus, indem er
Weitere Kostenlose Bücher