Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
»Gutes Bild, aber sorry, hab ich noch nie gesehen.«
Enttäuscht schlenderte Philippe weiter. So ging es nun schon den ganzen Tag. Jedem, dem er Saras Bild zeigte, war sie unbekannt. Was hatte er auch erwartet? Dass sie ihm am ersten Tag direkt über den Weg lief? Er klappte den Kragen seiner Jacke hoch, denn das Wetter war alles andere als einladend, und er bahnte sich seinen Weg durch die Schaulustigen.
Eine ältere Dame hatte ihn beobachtet und folgte ihm mit schnellen Schritten.
»Junger Mann, warten Sie bitte einen Augenblick!«, rief sie und eilte auf ihn zu. »Darf ich noch einmal einen Blick auf die Zeichnung werfen?«
»Oui Madame, aber gerne doch.« Er reichte ihr das kleine Bild.
»Also, junger Mann, wenn mich nicht alles täuscht, ist das Sara Keane, sie ist Schauspielerin hier am Theater. Fragen Sie am 5th Avenue Theatre nach, dort wird man Ihnen bestimmt weiterhelfen können.«
»Merci Madame, danke für Ihre Hilfe, das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
Die Kasse des Theaters hatte gerade erst geöffnet, und der Andrang war noch nicht sehr groß. Die Ticketverkäuferin war eine stämmige Blondine mittleren Alters.
Philippe zeigte sein unwiderstehliches Lächeln und sprach sie auf Französisch an. Als er ihr verwirrtes Gesicht sah, versuchte er es auf Englisch. Diese Masche zog bei Frauen immer, sie schienen sich seinem französischen Charme nicht entziehen zu können.
»Madame, ich benötige eine Information. Ich bin auf der Suche nach einer Frau, die hier arbeiten soll. Ich habe ein Porträt von ihr gezeichnet, konnte es aber vor ihrer Abreise nicht fertigstellen. Leider ging ihre Adresse verloren, aber vielleicht können Sie mir weiterhelfen.« Er reichte ihr die Zeichnung.
»Ja, das ist Sara Keane. Sie war eine unserer Schauspielerinnen, allerdings arbeitet sie nicht mehr hier.«
»Merde, bitte entschuldigen Sie, ich weiß, meine Frage ist etwas unverschämt, aber können Sie mir vielleicht sagen, wo ich sie finden kann?«
Sie blickte in seine treuen braunen Augen und konnte ihn nicht einfach so wegschicken. »Nun, soweit ich weiß, besitzt Sara ein Haus oben in Blue Ridge am Strand. Es steht auf einer Klippe. Fragen Sie dort einmal nach, man wird Ihnen bestimmt weiterhelfen können.«
Er verabschiedete sich mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern.
Verletzungen
Kapitel 10
» B raucht ihr Vampire überhaupt keinen Schlaf?« Ewa räkelte sich wohlig in Shias Armen und fuhr langsam mit ihrem Zeigefinger seinen Unterarm entlang. Er lachte leise, und das tiefe Dröhnen in seiner Brust ließ Ewa aufstöhnen.
»Nicht sehr viel jedenfalls. Wir ruhen uns höchstens aus, nachdem wir Nahrung zu uns genommen haben, oder nach einem Kampf, damit unser Körper sich schneller regenerieren kann, doch wirklich schlafen müssen wir nur einige Stunden. Viel Schlaf brauchen nur sterbliche kleine Menschen«, sagte er provozierend und fuhr mit seiner Hand zärtlich die Konturen ihres Körpers nach.
»Was ist mit dir heute Nacht geschehen?«
»Wir hatten einen Zusammenstoß mit ein paar Jägern der Dunkelheit. Wir konnten drei Frauen retten, doch aus allen Löchern kamen noch andere Kreaturen hervorgekrochen. Hier in Seattle geht irgendetwas vor, und ich würde nur zu gerne wissen, was.«
»Was glaubst du, wer dahintersteckt?«
Shia schüttelte leicht den Kopf. »Ich weiß es nicht, aber wir werden es rausfinden.« Er streichelte über Ewas Brust, die sich mit ihren Atemzügen langsam hob und senkte. Sie streckte ihren Körper gierig dieser Zärtlichkeit entgegen und seufzte. »Ich möchte nicht, dass du dich der Gefahr aussetzt, ich habe Angst um dich, Shia, auch wenn du nicht sterben kannst.«
Er hob nur die Schultern und überlegte eine Weile.
»Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie es wäre, ewig zu leben?«
Shias Frage traf sie völlig unvorbereitet. »Was meinst du damit?«
»Du hast Mythen studiert, da drängt sich diese Frage doch auf.«
»Nein, das tut sie nicht.« Ewa wandte sich aus seinem Arm und setzte sich auf, zögerlich sagte sie: »Diese Frage drängt sich eher auf, wenn man ein Unsterblicher ist und es mit jemandem zu tun hat, der höchstens noch vierzig Jahre zu leben hat, falls es gut läuft, vielleicht fünfzig. Mit dem man sich aber bestenfalls noch zehn Jahre in der Öffentlichkeit sehen lassen kann.«
Shia setzte sich ebenfalls auf und sah sie verwirrt an. »Du sprichst hier jetzt nicht von uns beiden?«
»Doch, genau das tue ich, und wenn
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