Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
deponiert!«
»Und die ist komplett abgebrannt!«, ergänzte Ruben überflüssigerweise.
»Nein, sind sie nicht«, kam es leise von der Tür.
Phoebe stand dort auf wackeligen Beinen, sie hielt sich am Türpfosten fest. Sofort sprang Ruben auf, um ihr zu helfen. Er führte sie zu seinem Platz und setzte sie behutsam auf den Stuhl. Unter ihrem Shirt zog sie drei alte Pergamente hervor und reichte sie Shia. »Ich habe sie retten können. Ich wusste, wie wichtig sie für euch sind.«
Das Sprechen fiel ihr nicht leicht. Sie brauchte Blut, wurde von Minute zu Minute schwächer. Ruben sah es ihr an, und die anderen Krieger registrierten dieselben Symptome, sagten aber aus Rücksicht nichts.
»Phoebe, verdammt, wie können wir dir nur danken?«, flüsterte Shia andächtig, »du hast uns einen großen Dienst erwiesen. Geht es dir gut, können wir was für dich tun?«
»Ich möchte nur wieder auf mein Zimmer«, sagte sie und blickte unsicher in die Runde. Shia warf Ruben einen wissenden Blick zu.
»Komm, ich besorge dir etwas zu essen.« Er nahm ihren Arm und führte sie aus dem Raum. Auf halbem Weg brach Phoebe auf der Treppe zitternd zusammen. Er nahm sie auf seine Arme und brachte sie wieder in sein Bett.
»Ich habe dir gesagt, du brauchst Nahrung«, schimpfte er leise, strich aber fürsorglich ihr Haar. Wortlos zog er sein Shirt über den Kopf und setzte sich zu ihr.
»Du wirst jetzt von mir trinken, und ich akzeptiere keine Widerrede!« Sein Ton klang barsch, doch seine Augen streiften sanft ihre Gestalt. Phoebe wandte sich ab, damit er ihre Narbe nicht sah, aber er nahm ihr Kinn in die Hand und zog ihr Gesicht wieder in seine Richtung.
»Lass das«, war sein einziger Kommentar.
Sein schwarzes Tattoo, das sich über die Schultern den Rücken hinunter wand, beanspruchte Phoebes Aufmerksamkeit und lenkte sie von ihrer Narbe ab. Ohne groß darüber nachzudenken, fuhr sie die Buchstaben mit den Fingern nach, was Ruben eine Gänsehaut bescherte.
»Ich habe noch nie das Tattoo eines Kriegers gesehen, es sieht einfach wunderschön aus. Was bedeuten diese Buchstaben?« Sie streichelte über seinen Oberkörper, ohne sich dessen bewusst zu sein, was sie damit anrichtete, aber seine durchtrainierten Schultern und die ausgeprägten Muskeln waren so anziehend für sie, dass sie nicht anders konnte.
Ruben schluckte schwer. »Meine Losung lautet: › Semper fidelis – Immer treu‹ .«
»Gibt es eine Vampirin mit diesem Leitspruch?«
Ruben hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, aber bisher ist mir niemand mit der gleichen Losung begegnet. Das ist auch gut so, denn ich glaube nicht, dass ich für ein Glaubensgelöbnis geschaffen bin. Ich gehe lieber meinen eigenen Weg und nehme nicht gerne Rücksicht.«
Er setzte sich rittlings über ihre Schenkel und stützte ihren Rücken, damit sie sich aufsetzen konnte. »Komm, trink jetzt, dann wird es dir wieder bessergehen, und wir überlegen danach, wie es weitergehen soll.«
Sie schaute ihn noch einmal prüfend an, doch ihr Hunger war einfach überwältigend.
Sie schloss die Augen und nahm seinen Duft auf. Phoebe war bisher gar nicht aufgefallen, wie würzig er roch. Nach dunklen Douglas-Tannen, nach Wind, der durch Bäume strich, nach frischem Regen, der aus tiefhängenden Wolken fiel.
Phoebe öffnete den Mund und stieß ihre langen Reißzähne, die augenblicklich beim ersten Einatmen von Rubens Duft ausgefahren waren, in die Vene seines Halses.
Phoebe hatte bisher immer nur von Pete getrunken und war in keinster Weise darauf vorbereitet, was sie erwartete, als sie Rubens Blut in sich aufnahm. Der dicke dunkelrote Saft lief sättigend in ihren Mund und ihren Hals hinunter. Der Geschmack war würzig und nahrhaft, ganz anders als das dünne helle Blut, das Pete ihr gereicht hatte. Phoebe kam es so vor, als würde sie nun Wasser gegen Champagner eintauschen.
Sie hielt sich an seinem athletischen Körper fest und saugte mit einer Kraft, die Ruben ihr gar nicht zugetraut hätte. Schon nach dem ersten Zug spürte er die raffinierte Sinnlichkeit, die sich hinter ihrer widerspenstigen Maske verbarg. Er fühlte die Woge von Adrenalin, die durch seine Adern rauschte, und gleichzeitig wuchs seine Begierde nach Phoebe, ein Begehren, dessen er sich vorher gar nicht bewusst war.
Es traf ihn wie ein Schlag.
Es war falsch gewesen, Phoebe von sich trinken zu lassen. Das harte Klopfen ihres Herzens weckte Sehnsüchte in ihm, die er so gut wie vergessen hatte. Er hatte das Herz eines
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