Infinity Ewig Dein
gut.
„Tatsächlich?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wie wäre denn die übliche Reaktion?“
Eve zuckte mit den Achseln. „Ach, ich weiß auch nicht, die Leute lachen mich aus oder wechseln schnell das Thema.“
„Wirklich? Na, wie ich schon sagte, ich finde Vampire eigentlich ganz spannend.“ Ein bisschen Eigenwerbung würde schon nicht schaden.
„Spannend, ja, das finde ich auch“, pflichtete Eve ihm bei. Sie erzählte ihm, wie sie in ihrer Freizeit einen Vampirroman nach dem anderen verschlang, anscheinend froh, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihr Interesse teilte. Adam hatte selbst eine Reihe von Romanen zu diesem Thema gelesen, weil er wissen wollte, welche Vorstellungen die Menschen über seinesgleichen hatten. Sie unterhielten sich angeregt und Adam merkte gar nicht, wie die Zeit verging.
Nach dem Kaffee begleitete er Eve nach Hause, um sicher zu sein, dass sie heil und gesund dort ankam. Das entbehrte nicht einer gewissen Ironie, wie Adam sehr wohl bewusst war. Er selbst stellte momentan vermutlich das größte Risiko für sie dar.
Eve
Als Eve am nächsten Morgen das Haus verließ, blieb sie überrascht stehen. Adam lehnte an einem Laternenmast, die Hände in den Taschen seiner dünnen Windjacke und ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. Seine blonden Haare standen in allen Richtungen von seinem Kopf ab, ganz so, als wäre er eben erst vom Surfen an einem tollen Strand in Kalifornien gekommen und nicht an diesem nebligen Herbstmorgen in New York unterwegs.
„Guten Morgen, Eve, ich hab schon auf dich gewartet. Wie mir scheint, bist du ein bisschen spät dran, oder?“, begrüßte er sie und stieß sich von dem Mast ab. „Darf ich dich zur Schule begleiten?“
„Oh, ähm, gerne.“ Eve merkte, dass sie mal wieder rot im Gesicht wurde, und nestelte am Reißverschluss ihres Rucksacks. „Ich bin übrigens nicht wirklich spät dran, ich gehe mit Absicht immer erst um die Zeit los“, sagte sie und merkte dabei selber, dass ihre Stimme trotzig klang. „Ich will unter keinen Umständen länger als unbedingt nötig in der Schule sein“, fügte sie daher noch hinzu.
„Wieso das?“, fragte Adam verwundert. „Du wirkst gar nicht so, als wäre dir die Schule lästig. Vielmehr, als würdest du gerne lernen…“
„Oh, das tue ich durchaus, ich bin bloß nicht scharf auf meine netten Mitschüler, die mir jeden Schultag zur Hölle machen.“
„Aha, und wer genau macht das? Und was machen die?“, wollte Adam wissen und klang dabei verärgert.
„Ach, im Prinzip alle – die Jungs aus der Wasserballmannschaft, die Cheerleader, all die coolen Jungs und Mädels eben, die reiche Eltern haben und sich all die angesagten und teuren Sachen leisten können. Zachary, Keisha, Stacey und wie sie alle heißen… Auf der St. Clarence geht es einzig und allein darum, was du hast, nicht wer du bist. Und wenn du nicht genug hast, dann bist du komplett unten durch und quasi Freiwild für die! Ihre Späße reichen von dummen Sprüchen bis hin zu einem aufgebrochenen und ausgeraubten Spind.“ Eve zuckte die Achseln. Sie konnte es ja doch nicht ändern, sollte das bedeuten.
Aber Adam sah sauer aus. Sein Blick hatte sich plötzlich verfinstert.
„Das heißt, sie machen das einfach nur, weil du nicht genau so bist wie sie? Weil du keine billige Kopie irgendeines It-Girls oder ein Cheerleader-Klon bist, sondern einen eigenen Kopf und Persönlichkeit besitzt? Natürlich, das macht Sinn“, sagte Adam sarkastisch.
„Naja, ich bin halt anders als die. Aber nur weil ich anders bin, heißt das ja nicht, dass ich auch automatisch weniger wert bin.“
„Nein, das heißt es ganz bestimmt nicht. Und glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Ich bin in meiner Familie sozusagen das schwarze Schaf, weil ich schon immer anders war als sie. Und das lassen sie mich auch gerne bei jeder Gelegenheit spüren.“ Adam ballte die Fäuste zusammen. Mittlerweile sah er wirklich zornig aus.
„Oje, von den eigenen Angehörigen nicht akzeptiert zu werden, stell ich mir ehrlich gesagt noch schlimmer vor! Auf das doofe Gerede meiner Schulkameraden gebe ich schließlich im Endeffekt gar nichts! Mir ist nur wichtig, was meine Familie und meine Freunde über mich denken. Meine Mutter hat immer gesagt, dass ich etwas ganz Besonderes bin.“ Eve lächelte bei dem Gedanken an ihre Mutter. Sie sah sie noch deutlich vor sich, eine schlanke Frau mit schmalem, von braunen Haaren umrahmtem Gesicht, wie sie sich
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