Infinity Ewig Dein
abends vor dem Schlafen gehen zu ihr ans Bett setzte, ihr über das Haar strich und versicherte, dass Eve das Beste war, was sie jemals zustande gebracht hatte. Eve hatte dann immer ihren Kopf auf den Schoß der Mutter gelegt und dabei den Geruch nach Lavendelseife eingeatmet, der Eve noch heute an sie erinnerte.
„Klingt so, als sei deine Mutter eine tolle Frau!“ sagte Adam neidisch.
„War“, erwiderte Eve.
„Wie bitte?“
„Nun, sie war eine tolle Frau. Sie ist gestorben, vor fünf Jahren.“
„Das tut mir leid, das hab ich nicht gewusst.“ Adam senkte den Blick.
„Schon okay, woher hättest du es auch wissen sollen.“
„Sie fehlt dir, oder?“, fragte Adam mitfühlend.
Eve hatte einen Kloß im Hals. Sie nickte und musste die aufkommenden Tränen unterdrücken. Adam hatte eine Art an sich, die sie dazu verleitete, all diese Sachen über sich preiszugeben. Obwohl sie ihn erst seit wenigen Tagen kannte, hatte sie das Gefühl, sich ihm anvertrauen zu können. Über ihre Mutter hatte Eve bisher noch nicht mal mit Grace richtig gesprochen.
„Weißt du, das ist einer der Gründe, warum ich so fasziniert von Vampiren bin. Ich meine, ewiges Leben ist in der Hinsicht doch eine super Sache.“
Adam schwieg für einen Moment. Eve hatte das Gefühl, dass er nach den richtigen Worten suchte.
„Ja, so gesehen vielleicht schon. Aber wenn du als Vampir nun nicht nur andere Vampire lieben würdest, dann wärst du im Laufe der Jahre doch auf ganz schön vielen Beerdigungen unterwegs. Alle deine menschlichen Freunde würden dir wegsterben. Und dann ist da noch die ganze Zeit, die du dann hättest. So viele Hobbys kann man doch gar nicht haben, um damit die Ewigkeit zu füllen. Ich meine, hast du mal darüber nachgedacht, dass es auch langweilig oder ermüdend sein kann, für immer zu leben?“
So hatte Eve das Dasein der Vampire noch gar nicht betrachtet. Sie sann darüber nach, während sie schweigend neben Adam her zur Schule ging.
Während des ersten Kurses, in dem sie neben Adam saß, strömte die Zeit wie ein reißender Fluss an Eve vorbei, um dafür in den restlichen Stunden ohne ihn nur umso langsamer als spärliches Rinnsal in der Vergangenheit zu versickern. In der Mittagspause erblickte Eve ihre Freundin Grace an ihrem Stammplatz, dem Außenseitertisch der Mensa am Ende des großen Saals, der von den anderen Schülern nicht weiter beachtet wurde. Sie schnappte sich einen Apfel und einen Joghurt von der Essensausgabe und schlenderte außen an den Tischreihen entlang zu ihrem Platz, damit sie sich keinen Weg durch die Menge der Schüler bahnen musste. Die hatten schon wieder damit angefangen, sich mit Essen zu bewerfen. Eve verdrehte die Augen. Für solch pubertäres Verhalten hatte sie noch nie Verständnis gehabt. Genervt ließ sie sich neben Grace auf ihren Stuhl fallen.
Die Vorteile ihres Außenseitertisches lagen klar auf der Hand – zum einen saß man dort so weit abseits, dass die anderen einen weitestgehend in Ruhe ließen, zum anderen hatte man von dort aber auch die gesamte Mensa im Blick. Als auf einmal ein leichtes Raunen und Flüstern durch die Schülerschaft ging, brauchte Eve daher nur kurz den Kopf zu heben, um den Auslöser dieser Unruhe auszumachen.
Adam war soeben zur Tür hereingekommen und hatte sofort alle Blicke auf sich gezogen. Als er mitten durch den Raum ging, fingen vor allem die Mädels an zu tuscheln und wurden rot, wenn Adam sie im Vorbeigehen ansah.
Selbstverständlich hatte auch Stacey ihn sofort entdeckt, war aufgesprungen und winkte ihn an ihren Tisch heran. Stacey war das Alpha-Weibchen unter den Schülerinnen und Anführerin der Cheerleader. Ihr Daddy war ein hohes Tier in der Stadtverwaltung Manhattans. Mit ihrer Model-Figur, dem hübschen Puppengesicht und den zu immer neuen Frisuren gestylten blonden Haaren war sie ein lebendes Ausrufezeichen für alle Jungs. Sie und ihr Hofstaat residierten, wie es ihnen gebührte, an dem Tisch genau im Zentrum der Schulkantine.
„Hey, Neuer, komm doch zu uns, wir haben noch einen Platz für dich frei“, rief sie und schenkte Adam ein strahlendes Lächeln.
Tatsächlich steuerte Adam geradewegs auf ihren Tisch zu – natürlich, dachte Eve enttäuscht, wo sollte ein so wunderschöner Junge auch sonst sitzen, als bei den beliebtesten Mädchen der Schule.
Umso mehr überraschte es sie, als er einfach an Staceys Tisch vorbei lief und dabei eine Hand hob, um ihr Angebot dankend abzulehnen. Anscheinend war auch
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