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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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vermittelten ihr wieder die ruhige Gelassenheit, für die sie ihr Samstagritual so liebte … Plötzlich sprang Klara so heftig auf, dass die Stuhlbeine über den Holzboden knirschten.
    »Das gibt’s doch gar nicht! Jetzt fangen die auch davon an!« Sie nahm sich nicht die Zeit, sich anzuziehen, sondern warf nur ihren Morgenmantel über, stürmte über den Gang und klingelte an Alens Tür Sturm.
    »Was … was ist passiert?«
    Sie musste ihn direkt aus dem Tiefschlaf geholt haben. Barfüßig und nur mit Boxershort und T-Shirt bekleidet, trippelte er auf dem kalten Fliesenboden von einem Bein aufs andere. Seine Locken hingen ihm wirr ins Gesicht und er machte nicht den Eindruck, wirklich zu wissen, wo er sich befand und wer da vor seiner Tür stand. Klara nahm darauf keine Rücksicht. Sie war viel zu aufgebracht, um sich darum zu kümmern, ob ihr Gegenüber schon darauf eingestellt war, Besuch zu empfangen oder nicht.
    »Hast du das gesehen?« Sie hielt ihm den Artikel vor die Nase und musste gleichzeitig kichern, weil Alen an diesem Morgen mit Sicherheit noch nichts anderes zu Gesicht bekommen hatte als sein Kissen. Sie schob ihn zurück in die Wohnung und ließ die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen. Ungeduldig zerrte sie ihn am Arm ins Wohnzimmer und drückte ihn aufs Sofa.
    »Sorry für den Überfall, aber das ist so schräg, das muss ich dir gleich zeigen.« Sie startete einen neuen Versuch, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und setzte sich neben ihn auf die Sofakante.
    »Nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Großstädten Österreichs scheint eine neue Welle von Gewalt unter Jugendlichen loszubrechen, zitierte sie den Artikel. Besonders überraschend und erschreckend zugleich ist dabei die Tatsache, dass die Täter nicht, wie schon bekannt und erwartet, aus den unteren sozialen Schichten stammen, sondern beinahe ausschließlich der hohen bis höchsten Bildungsschicht angehören. Eliteschüler, Stipendiaten, Studenten – allesamt Personen, von denen besonnenes und verantwortungsvolles Handeln erwartet wird und die als Anwärter auf zukünftige Führungspositionen in Wirtschaft, Technik und Forschung gelten – prügeln sich, bis Blut fließt, als wären sie von allen guten Geistern verlassen.«
    Sie schaute hoch und schüttelte den Kopf. »Ich fass es nicht! Ganz schön starke Formulierungen für eine seriöse Tageszeitung, findest du nicht?« Doch sie erwartete gar keine Antwort und las gleich weiter vor: »Weder Ärzte noch die Polizei konnten bisher Auskunft darüber erteilen, was dieses plötzliche Aggressionsverhalten ausgelöst haben könnte. Auch die Beteiligten, so sie überhaupt ansprechbar waren, können nichts zur Aufklärung beitragen. Offenbar gibt es bei keinem eine Erinnerung an die Geschehnisse – was den Schluss nahelegt, dass es sich dabei um eine neuartige Droge handeln könnte, die auf die entsprechenden Hirnzentren einwirkt und dabei einerseits eine »frontale Enthemmung« auslöst und andererseits die Gedächtnisfunktion stört.«
    Alen brummte etwas. Irritiert runzelte Klara die Stirn.
    »Verrückt, was? Was saugen die sich da alle aus den Fingern? Die Theorien werden immer abenteuerlicher. Und kein Wort dazu, womit sie ihre Behauptungen belegen können.« Sie hob die Hand, weil Alen so wirkte, als wollte er etwas darauf sagen. »Warte, ich bin noch nicht fertig. Das Beste kommt noch.« Sie holte tief Luft, bevor sie zu Ende vorlas: » Auffällig ist auch, dass bisher ausschließlich junge Männer im Alter zwischen siebzehn und einundzwanzig betroffen waren. Bei Redaktionsschluss war noch keine offizielle Stellungnahme des Gesundheits- und des Innenministers zu erlangen gewesen. Doch sollte sich bewahrheiten, dass es eine neuartige Designerdroge gibt, die die Elite unserer Jugend bedroht, könnte das für unsere gesamte gesellschaftliche Entwicklung von großer Gefahr sein und sollte von den obersten Stellen ernst genommen werden.«
    Klara ließ die Zeitung sinken und schaute Alen an. Sein dunkler Teint wirkte grau. Unruhig pendelten seine Augen hin und her, als suchte er zwischen seinen beiden Gehirnhälften nach Antworten.
    »Richi hatte nie etwas mit Drogen am Hut. Er hätte mir nichts vormachen können, ich hätte es hundertprozentig gemerkt.« Er ignorierte Klaras fragend hochgezogenen Augenbrauen. »Mehr als ein Jahr wohnen wir schon in einer winzigen Studentenbude zusammen. Da lässt es sich nicht verheimlichen, wenn einer drogensüchtig ist.«
    Dem konnte Klara nur

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