Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
Vom Netzwerk:
zustimmen. Weder Richi noch Jonas entsprachen dem Typ, der für Drogen anfällig war. Sie waren zielstrebig, erfolgreich und gut integriert. Sie waren keine Getriebenen, keine, denen langweilig war oder die alles im Leben ausprobieren mussten. Nein, wenn sie Drogen genommen hatten, dann bestimmt nicht freiwillig.
    »Könnte es sein, dass ihnen jemand etwas ins Essen oder in ihr Getränk getan hatte?« Klara zog die Beine unter ihren Körper. Ihr war kalt geworden.
    Alen hob die Schultern. »Wozu? Wenn Dealer ihre Ware unter die Leute bringen wollen, dann doch mit dem Ziel, sie zu zahlenden Kunden zu machen und nicht, um sie außer Gefecht zu setzen.« Er rieb sich mit der Hand übers Kinn. Klara fiel auf, dass er kaum Bartwuchs hatte. Bei Richi hatte man es schon vor zwei Jahren sehen können, wenn er sich nicht rasierte. Alens Gesicht wirkte dagegen völlig glatt. Obwohl er heute bestimmt noch nicht im Bad gewesen war.
    »Stimmt auch wieder«, murmelte sie und kaute an ihrer Unterlippe. Außerdem war Jonas letzten Samstag vor dem Drachensteigen ganz sicher nicht in einem Lokal gewesen, wo man ihm etwas ohne sein Wissen hätte unterjubeln können. »Aber irgendetwas ist mit ihnen geschehen. Niemand wird von einer Sekunde zur anderen zu einem reißenden Wolf … nicht im wirklichen Leben.«
    Alen wippte mit dem Oberkörper vor und zurück. »Natürlich nicht. Es muss einen Grund dafür geben. Aber ich hab nicht die geringste Idee.« Er hielt mitten in der Bewegung inne. »Am Montag fahr ich gleich in der Früh in die Klinik, an der dieser Dr. Neumeier tätig war, als er den Aufsatz geschrieben hat. Vielleicht kommen wir von dieser Seite der Lösung einen Schritt näher.« Er straffte den Rücken. »In der Wissenschaft gibt es für alles eine Erklärung. Wir müssen sie nur finden. Und das werden wir. Ich versprech es dir!«
    Klara spürte, wie seine Zuversicht auf sie übersprang. Alen wirkte so überzeugt, dass sie gleich selbst ein gutes Gefühl bekam. Sie drehte sich zu ihm hin und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Danke! Ich bin froh, dass du da bist!«, rief sie und drückte sich kurz an ihn. In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie unter dem Bademantel nur ein dünnes Nachthemd trug. Und Alen wahrscheinlich jede einzelne ihrer Rippen spüren konnte – wenn nicht mehr. Erschrocken fuhr sie zurück. Sie war sich sicher, dass ihr Gesicht gerade die Farbe einer reifen Tomate angenommen hatte.
    Mit einem Satz sprang sie auf und stürmte in den Flur. »Wir sehen uns«, würgte sie hervor und knallte mit der Schulter gegen die Tür, weil sie sie nicht schnell genug aufbekam. »Entschuldigung«, stammelte sie und verfiel in hysterisches Gekicher. Der Gürtel ihres Bademantels verfing sich am Türgriff. Sie zerrte daran und blieb auch nicht stehen, als ihr ein böses »Rrrrrratsch« klarmachte, dass sie sich gerade ein Stück aus dem Frotteestoff gerissen hatte.
    Sie drehte sich nicht um und hoffte, dass Alen sie wenigstens nicht mehr dabei beobachtete, wie sie mit dem Schlüssel im Türschloss herumstocherte. Keuchend ließ sie sich endlich zu Hause auf die Wohnzimmercouch fallen und schloss die Augen.
    »Was ist denn nur in mich gefahren?« Sie murmelte halblaut vor sich hin und presste dabei ihre eiskalte Hand gegen die Stirn. Unbekannte Gefühle wühlten in ihren Eingeweiden. Noch nie hatte sie sich mit sich selbst so wenig ausgekannt wie jetzt.
    »Ich krieg das alles in den Griff. Das mit Jonas und Richi und dem ganzen Irrsinn in der Schule. Und dann bekomm ich auch mein Leben wieder zurück.«
    Doch sie musste sich eingestehen, dass sie diesmal nicht davon überzeugt war.

_ 11 _

    Gleich zweimal kurz hintereinander meldete Klaras Handy den Eingang einer neuen Nachricht. Und das auch noch ausgerechnet während der ersten schriftlichen Klassenarbeit dieses Schuljahres in Chemie. Beim ersten Mal traf sie nur ein fragender Blick unter zusammengezogenen Augenbrauen, doch nachdem gleich darauf zum zweiten Mal der Klingelton aus Klaras Schulrucksack ertönte, trommelte Herr Amann gegen ihre Tischplatte.
    »Fräulein Schäfer, seien Sie doch wenigstens so freundlich und stellen sie das Ding auf lautlos, wenn Sie schon so unglaublich begehrt sind. Sonst sehe ich mich gezwungen, den Störenfried eigenhändig zu entsorgen.« Was genau er damit meinte, verriet seine Kopfbewegung in Richtung des gekippten Fensters, hinter dem es drei Stockwerke in die Tiefe ging.
    Klara beeilte sich, seiner Aufforderung Folge zu

Weitere Kostenlose Bücher