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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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Liste.« Obwohl sie sich vorgenommen hatte, sich nicht provozieren zu lassen, hatte sie lauter gesprochen, als sie wollte. Lucies Gesicht wurde noch abweisender. Das lief alles total falsch! Klara biss die Zähne zusammen, dass es knirschte.
    Sie durfte jetzt nicht klein beigeben.
    »Lucie, bitte. Komm kurz mit mir raus aus der Klasse. Es wäre besser, wenn nicht sofort die wildesten Gerüchte die Runde machen. Sandra fällt schon beinahe in ihren Joghurt, so angestrengt unauffällig hält sie ihre Lauscher in unsere Richtung.« Trotz aller Anspannung stahl sich ein Grinsen auf ihr Gesicht, weil Sandra augenblicklich die Farbe wechselte, ihren Becher an sich raffte und mit raschem Schritt die Tür ansteuerte. »Wenn es irgendeinen Sinn haben soll, was die letzten Wochen passiert ist, dann zeig dich noch einmal ein bisschen kooperativ.« Mehr schaffte sie nicht. Wenn Lucie jetzt noch weiter ihre Finger bearbeitete, statt mit ihr nach draußen zu gehen, würde sie auf ihre Hilfe pfeifen.
    Fast war sie überrascht, als Lucie sich hochdrückte und mit dem Kopf zur Tür wies. »Okay. Dann bin ich gespannt.« Sie schob sich an Klara vorbei und drehte sich nicht zu ihr um, während sie auf den Gang hinausschlenderte.

    Lucie hatte sich erstaunlich rasch bereit erklärt, ihre Mutter zu fragen. Sie war blass, als sie sich wie vereinbart am Abend mit Klara im Popp traf. »Ich bin dabei. Weißt du, was das zu bedeuten hat?« Von der selbstgefälligen Überheblichkeit des Vormittags war nichts mehr zu bemerken. Der Löffel klimperte gegen die Kaffeetasse, als sie einen Schluck daraus nehmen wollte. »Hast du Alen schon gefragt, ob er auch geimpft worden ist?« Ihr Blick zuckte über die Köpfe der Kaffeehausbesucher. »Kannst du dich erinnern, wer sonst noch auf der Liste gestanden hat? Wenn einer von ihnen hier ist, sollten wir aufpassen, was wir sagen.«
    Klara zögerte kurz, bevor sie ihre Hand auf Lucies Arm legte. »Stimmt.« Hatte sie Lucie jemals vorher berührt? »Wir sollten nicht zu viel Aufsehen erregen, bevor wir nicht wissen, was es mit dieser Impfung auf sich hat. Vielleicht haben diese Prügeleien ja gar nichts damit zu tun und es war tatsächlich nur eine Impfaktion des Krankenhauses, in dem wir zufällig alle auf die Welt gekommen sind.«
    »Glaubst du das? Jonas, du, ich, Alen, Richi … Nenne mir einen logischen Grund, warum unsere Lebensgeschichten sich in so vielen Punkten decken. Als Popperianer solltest du wissen: Es gibt keine Zufälle. Da muss etwas dahinterstecken.«
    Klara rührte in ihrem Cappuccino. Sie beobachtete den Milchschaum, bis er aufhörte, sich im Kreis zu drehen. »Prinzipiell gebe ich dir recht.« Mit Lucie einer Meinung zu sein, war weniger schwer zu ertragen, als sie es sich vorgestellt hatte. »Wir sollten logisch rangehen. Was haben wir?« Mit einem Griff zog sie einen Block aus ihrer Tasche.
    Lucie reckte den Daumen hoch und umfasste ihn mit der freien Hand. »Erstens: diese Liste mit unseren Namen.«
    Klaras Stift kratzte leise über das Papier. »Es wäre gut, wenn wir uns davon einen Ausdruck besorgen könnten.« Klara seufzte, weil Lucie die Augen verdrehte und abwinkte.
    »Nicht von mir! Mich bringen dort keine zehn Pferde mehr hin.« Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund.
    »Verstehe. Ich fürchte aber, dass wir viel zu aufgeregt waren, um alle Namen aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren. Kannst du von einem anderen Computer auf die Datei zugreifen?«
    »Hmm …« Lucie massierte sich die Schläfen. »Jetzt, wo ich weiß, wonach ich suchen muss, könnte es vielleicht gehen. Aber ich verspreche nichts. Bei der Verschlüsselung war ein Profi am Werk. Ob ich da von außen rankomme? Schwierig. Aber ich versuch’s.«
    »Gut. Zweitens: die Impfaktion. Dabei ist zu überprüfen, wie viele Übereinstimmungen es zwischen der Liste und den Geimpften gibt. Das könnte eventuell Rückschlüsse auf den Zweck der Namensliste bringen.«
    »Nicht zu vergessen die plötzlichen Fälle von Aggression. Weißt du eigentlich, wann das angefangen hat?«
    Eine kalte Hand wühlte in Klaras Eingeweiden. Sie erinnerte sich genau. »An dem Tag, an dem wir die Aufgabe für den Redewettbewerb bekommen haben. Richi hat mir von einer Schlägerei auf dem Unigelände erzählt …« Das war sein letztes Lebenszeichen gewesen. Eine Woche später war er tot. Von Drogen vergiftet …
    Da fiel ihr ein, dass Alen seinen Teil ihrer Abmachung noch nicht erfüllt hatte. »Wenn es tatsächlich eine neue Droge gibt,

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