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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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Nachdruck wand sie dem Mann das Porträt aus den Händen und packte es vorsichtig in die Schachtel zurück. Ihr Blick verharrte kurz auf der Zeichnung. Dann riss sie den Kopf hoch und starrte Klara ins Gesicht. »Nein, also …« Ihre Wangen färbten sich augenblicklich tiefrot. »Wie gibt’s denn so etwas …« Sie stotterte und blinzelte verwirrt zwischen dem Bild und Klara hin und her.
    Matthias hüpfte vergnügt von einem Bein aufs andere. »Schöne Frau! Schöne Frau!«, skandierte er und patschte in die Hände.
    Die Frau schob ihn zur Tür und hob die Kiste unter den Arm. »Ich komme gleich wieder«, stieß sie hervor und schüttelte den Kopf. »Warten Sie bitte. Ich bin gleich wieder da!«
    Klara zog die frische Herbstluft tief in die Lungen. Ihr war schwindlig. Das musste dann wohl Alens Museumsführerin gewesen sein.
    Ihre Vermutung bestätigte sich in den nächsten Minuten, als die Frau mit ausgebreiteten Armen auf sie zukam und an den Schultern packte. »Entschuldigen Sie bitte dieses Durcheinander. Ich wusste ja gar nicht, dass es Sie wirklich gibt!« Sie lachte und schüttelte wieder den Kopf. »Entschuldigung«, wiederholte sie und fasste Klara am Ellenbogen. »Ich bin schon total verwirrt. Kommen Sie, gehen wir besser erst einmal ins Warme.«
    Wenig später saßen sie im Museumsshop und Klara wärmte ihre klammen Finger an einer Tasse heißen Kaffee. Das alles kam ihr total unwirklich vor. Die Leiterin des Museums stellte sich als Elisabeth Kirally vor und schüttelte immer wieder heftig Klaras Hand. »Lukas war ein ganz besonderer Bub. Wissen Sie, so einer, der eigentlich nie auffällt. Aber der immer da ist, wo man ihn nicht vermutet. Wie ein Gespenst.« Sie lachte hell und Klara mochte sie auf Anhieb. »Er hat’s ja nicht leicht gehabt im Leben. Da darf man sich nicht wundern, wenn er sich ein bisserl seltsam benimmt. Ohne Mutter aufzuwachsen und mit einem Vater, der Tag und Nacht arbeitet … Ein Kind braucht da schon manchmal ein bisserl mehr, nicht wahr?«
    Klara nickte. Tatsächlich hatte sie keine Ahnung, was ein Kind brauchte. Ihr hatte es eigentlich immer genügt, nur eine Mutter zu haben. Der Vater war ihr nie abgegangen. Aber Frau Kirally war ohnehin schon weiter und erwartete keine aktive Beteiligung an dem Gespräch.
    »Das ist schon eine tolle Sache! Dass Sie hier sind! Sind Sie mit den Neumeiers noch in Kontakt?«
    Klara schüttelte den Kopf. »Ich kenne sie überhaupt nicht.«
    »Ah – nicht? Aber wie kommt dann Ihr Porträt …« Die Direktorin runzelte die Stirn und warf einen prüfenden Blick auf Klaras Gesicht, als wäre sie plötzlich unsicher, wen sie vor sich hatte.
    »Ich habe keine Ahnung. Ehrlich.« Klara zuckte mit den Schultern. »Ich war mindestens so überrascht wie Sie, als ich das Bild gesehen hab.«
    »Kann das sein, dass Sie dem Mädchen auf dem Bild nur ähnlich sehen?«
    Klara hatte das auch kurz in Erwägung gezogen. Aber es gab etwas, das über jeden Zweifel erhaben war. »Meine Mutter hat mir zu meinem fünften Geburtstag dieses Armband hier geschenkt.« Sie streckte der Frau ihr Handgelenk hin, um das sie seit damals ständig das geflochtene Schmuckstück trug. »Erkennen Sie es wieder? Lukas hat es mit aufs Bild gemalt.«
    Frau Kirally faltete die Hände vor dem Mund. »Das verstehe, wer will«, murmelte sie und fixierte die eingearbeiteten Holzperlen, als könnten diese ihr das Geheimnis erklären. »Sind Sie sicher, dass Sie die Neumeiers nicht kennen?«
    Weil Klara entschieden den Kopf schüttelte, richtete sie sich gerade in ihrem Stuhl auf und schlug mit den flachen Händen auf die Tischplatte. »Wie auch immer. Es wird eine Erklärung geben. Wo, wenn nicht hier, sollte man an das Außergewöhnliche glauben?« Sie lachte. »Ich finde es auf jeden Fall wunderbar, dass Sie zu uns gefunden haben.« Sie nahm einen kräftigen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. »Kennen Sie eigentlich die anderen Bilder vom Lukas schon? Bis er und sein Vater von hier weggegangen sind, war er unglaublich produktiv. Wir haben gerade eine Sonderausstellung …«
    Klara nickte. »Ich weiß. Das ist auch der Grund, warum ich gekommen bin.« Sie schob den Stuhl zurück und erhob sich. »Es wäre mir eine große Freude, wenn Sie mir die Bilder zeigen könnten.«
    Lukas Neumeier war kein Fremder mehr. Sie hatte das Gefühl, einen Freund zu besuchen.

_ 25 _

    »Mein kleiner Schatz, stell dir vor, sie hat mich endlich gefunden!« Die weiche Troststelle tut immer noch gut. Auch wenn man

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