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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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warmem Wasser haben schwimmen lassen. Womöglich hatte der verschwundene Forscher auch solche Arbeiten gemacht. Klara fand den Gedanken anregend. Er begleitete und spornte sie an, als sie sich nach Beendigung ihres Gesprächs zum dritten Mal daran machte, ihre verpatzte DNA-Analyse nachzuholen.

_ 24 _

    Immer wieder ließ Klara die Bilder vor ihren Augen vorbeiziehen. Je länger sie sie betrachtete, desto intensiver wurde das Gefühl, sie schon einmal irgendwo anders als in ihren Träumen gesehen zu haben. Die Idee beunruhigte sie. Wie konnte es sein, dass sie sich nicht daran erinnerte?
    Ein Gesicht tauchte vor ihr auf. Blassgraue Augen. So hell, als wären sie beinahe durchsichtig. Und lichte Haare. Wie in einem Strahlenkranz um den Kopf angeordnet. Die Erscheinung wirkte unwirklich – fast körperlos. Hatte sie so oft davon geträumt, dass das Traumbild für sie Realität wurde?
    Klara wälzte sich in ihrem Bett herum. Sie fürchtete sich davor, die Augen zu schließen. Das blasse Gesicht machte ihr Angst. Sie wollte nicht einschlafen. Das letzte Mal, nachdem sie von dem Fremden geträumt hatte, meinte sie sogar, seinen Augen in der U-Bahn wiederbegegnet zu sein.

    Am nächsten Morgen fühlte sie sich wie gerädert. Eine Idee hatte sich über Nacht bei ihr festgesetzt: Sie musste das Museum und die Bilder unbedingt mit eigenen Augen sehen! Vielleicht würde sie dabei herausfinden, woher ihre Träume stammten.
    Donnerstag. Sie warf einen Blick auf den Stundenplan. Drei Stunden Mathematik, Schwerpunkt Englisch und zur Auflockerung dazwischen Leibesübungen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie bis zum Mittag wieder zurück sein. Ihr Fehlen am Vormittag konnte sie mit einem Besuch beim Arzt erklären. Was genau genommen nicht einmal gelogen war.
    Sie druckte den Busfahrplan aus und schnappte sich ihren Schulrucksack. Ein Teil ihres Schulwegs deckte sich mit dem Weg, den ihre Mutter zur Arbeit nahm. Meistens fuhren sie morgens mit derselben Schnellbahn. Dass dabei außer einem gemurmelten »Guten Morgen« kaum ein Wort gewechselt wurde, lag daran, dass Klara in der Früh noch weniger gesprächig war als sonst. Klara fand das sehr in Ordnung und ihre Mutter hatte sich an dieses Morgenritual gewöhnt. Doch seit Richis Tod – und noch mehr seit ihrem gemeinsamen Erlebnis bei Jonas im Krankenhaus – hatte Klara den Eindruck, dass ihre Mutter verstärkt versuchte, sie zum Reden zu animieren. Klara ging sonst immer mit hartnäckigem Gähnen darüber hinweg. An diesem Morgen fiel es ihr aber schwer, ihre gewohnte stoische Ruhe zur Schau zu stellen. Sie war aufgewühlt. Dass es einen Menschen gab, der offenbar lange vor ihr die Bilder erschaffen hatte, von denen sie bisher angenommen hatte, sie wären ihrer Fantasie entsprungen, irritierte sie immer mehr, je länger sie darüber nachdachte. Die tatsächliche Existenz von etwas, das es bisher nur in ihren Träumen gegeben hatte, stellte ihre geordnete Welt auf den Kopf. Was gab es sonst noch, was sie sich nicht mit Logik oder Wissenschaft erklären konnte?
    War ihr ihre innere Unruhe anzusehen? Klara hatte während der ganzen Fahrt den Eindruck, ihre Mutter wolle sie am liebsten mit einem Röntgenblick durchleuchten, so intensiv fixierte sie sie von der Seite.
    Eigentlich hätte Klara in Hütteldorf in die U4 umsteigen müssen. Doch weil sich normalerweise erst in Meidling ihre Wege trennten, musste sie notgedrungen weiterfahren, um ihre Pläne nicht zu verraten. Im Grunde machte das nichts aus. Das Museum war ohnehin erst ab zehn Uhr geöffnet. Trotzdem saß sie wie auf Nadeln. Sie konnte es kaum erwarten, den Kunstwerken gegenüberzustehen.

    Ihr Herz klopfte. Nicht nur, weil sie den Hügel, auf den die Wegweiser sie geführt hatten, in einem Tempo hinaufgeklettert war, als wäre Lucifer hinter ihr her. Auch die aufgeregte Erwartung beschleunigte ihren Puls. Sie fand alles so vor, wie Alen es beschrieben hatte. Die bunte Fassade, in der man die Eingangstür erst entdecken musste. Der mit großen Steinquadern gepflasterte Vorplatz. Die Baustelle, auf der der neue Uni-Campus entstand. Etwas abseits vom Haus der Künstler führte sie ein Schild zum Eingang des Museums.
    Ihre Knie zitterten wie vor einer wichtigen Prüfung. Es war noch nicht einmal neun Uhr. Sie erwartete nicht, dass sich die Tür öffnen lassen würde. Trotzdem atmete sie ein paarmal tief durch, bevor sie probehalber die Klinke hinunterdrückte.
    »Du bist zu früh. Die Museums-Frau ist noch nicht

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