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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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schon Angst, er würde überhaupt nicht mehr antworten. Endlich drehte er sich zu den beiden Mädchen um. »Könnt ihr denn damit umgehen? Ich würde lieber mitkommen …«
    Klara schüttelte energisch den Kopf. »Auf keinen Fall. Wir sind schon zu zweit auffällig genug. Noch eine Person erhöht das Risiko nur unnötig.« Sie warf einen kurzen Blick auf Lucie, die verdächtig ruhig auf ihrem Stuhl saß. »Oder hättest du Rudi gern dabei? Traust du es dir zu, mit dem Ding zu fliegen?«
    Lucie fuhr hoch. »Na klar! Ich bin doch kein Technik-Trottel!« Sie stand auf und ging zu Rudi, der immer noch unschlüssig vor dem Vitrinenschrank stand. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich bring dir dein Baby sicher zurück. Vertrau mir.« Dabei strich sie sich eine lange Haarsträhne aus der Stirn und schaute ihm tief in Augen. Rudis Gesichtsfarbe nahm augenblicklich ein sattes Zinnoberrot an.
    »Ich mach mir keine Sorgen um den Flieger«, stotterte er und suchte am Schrankgriff Halt. »Mir wäre nur wohler, wenn ich euch bei der Sache helfen könnte.«
    Lucie vertiefte ihren Blick. »Das tust du doch. Dein Fluggerät ist die geniale Lösung unseres Problems. Ohne deine Hilfe könnten wir das Ganze gleich wieder vergessen. Und Alen wäre verloren.«

    »Du bist ganz schön gemein, weißt du das?« Klara musste schon wieder glucksen, weil sie Rudis verliebten Gesichtsausdruck nicht aus dem Kopf bekam. Sie trabten nebeneinander zur Straßenbahnstation. Lucie trug Rudis Heiligtum in einer Kiste unter dem Arm. »Der arme Tropf steht wahrscheinlich morgen früh noch so da und glüht vor sich hin.«
    Lucie gab ein Geräusch von sich, das nach einer Mischung aus Lachen und Grunzen klang. »Warum bin ich gemein? Ich hab das alles ernst gemeint, was ich gesagt habe.« Sie hielten vor einer roten Ampel und Lucie wechselte das Paket auf die andere Seite. »Oder findest du, ich habe ihm mit meinem Abschiedskuss auf die Wange falsche Hoffnungen gemacht?«
    »Schlampe«, gurrte Klara und grinste sie an. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Wer hätte gedacht, dass es so schön sein konnte, eine Freundin zu haben.

_ 34 _

    Am Abend war wieder dichter Nebel aufgezogen, der bereits die vom Bahnsteig kaum hundert Meter entfernte Hauptstraße unsichtbar machte.
    »Was Besseres hätten wir uns gar nicht wünschen können«, stellte Lucie fest und schob die Kiste mit Rudis Flieger vor sich durch den Ausstieg. »Die werden sich wundern. Das wird ein echter Spaß!«
    Klara war vom Spaßfaktor nicht ganz so überzeugt. Bei ihr überwog die Sorge. Ob sie es schaffen würden, das System auszutricksen? Ob sie Alen finden und ihn herausholen konnten? Ob ihnen Unvorhergesehenes zustieß? Ob sie alle wieder heil nach Hause kamen? Mama hatte sie erzählt, dass sie bei Lucie lernen würde. Sie hasste es, zu lügen. Ihrer Erfahrung nach wurde sie von ihren Schwindeleien letztendlich immer eingeholt. Aber diesmal war ihr nichts anderes übrig geblieben. Nun hoffte sie, dass sie später Gelegenheit bekommen würde, ihr zu erzählen, was wirklich los war … Wenn sie es denn schafften …
    Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Sie trabte hinter Lucie her und achtete kaum auf den Weg. Beinahe wäre sie in Lucie hineingerannt, als diese plötzlich stehen blieb.
    »Was ist los?« Ihre Kehle verengte sich schlagartig.
    »Wir sind da«, wisperte Lucie zurück und holte geräuschlos das Flugzeug aus seiner Verpackung. »Dann wollen wir sie mal auf Trab halten.«
    Der Motor startete mit einem wohligen Schnurren. Klara versuchte, etwas von der Umgebung ausfindig zu machen, doch der Nebel hüllte alles in ein undurchdringliches Grau. »Zum Glück haben wir die Fotos im Internet gefunden. Sonst wüssten wir nicht einmal, dass da hinter der Mauer ein Haus steht. Erinnerst du dich noch, wo die Kameras angebracht sind?«
    Lucies Gesicht wirkte in dem schummrigen Dunkel wie eine grimmige Maske. »Klar!« Sie tippte sich gegen die Stirn. »Da drin ist alles gespeichert.« Mit der Rechten deutete sie schräg nach vorne auf einen Bewegungsmelder, den nur sie sehen konnte. »Den nehm ich mir als Erstes vor.«
    Sie zog einen Hebel nach unten. Das Fluggerät machte einen kleinen Sprung, ging in die Luft, sackte noch einmal kurz ab und stieg dann beinahe senkrecht in die Höhe, bis es am oberen Ende der Mauer angelangt war. Mit leisem Tuckern verschwand es in der Nebelwand. Gleich darauf ertönte der schrille Ton einer Sirene.
    »Bingo!« Lucie hielt den

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