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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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sprangen mit einem leisen Klacken die übrigen Schlösser auf.
    »Komm schon, setz dich rein! Das ist weniger auffällig!«, wisperte sie Klara mit gepresster Stimme zu und ließ sich selbst hinter das Lenkrad gleiten.
    Zögernd näherte sich Klara der Beifahrerseite. Angestrengt scannte sie noch einmal genau die Umgebung. Nirgendwo bewegte sich ein Vorhang. Keine Tür schlug und kein Fenster wurde plötzlich aufgestoßen. Die Gasse lag still da. Wie ausgestorben. Klaras Puls hämmerte gegen ihre Schläfen, dass ihre Gedanken holperten. Wo waren die Leute alle? Auf dem Friedhof? Beim Mittagessen? Oder hielt sie die nebelig-feuchte Witterung davon ab, auf die Straße zu gehen?
    »Was ist? Willst du warten, bis dich jemand fragt, was du hier machst?«
    Lucie hatte recht. Je länger sie unschlüssig herumstand, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass doch noch jemand auf der Straße auftauchte. Sie rutschte auf den weichen Ledersitz und zog die Tür ins Schloss. Ihr wilder Herzschlag beruhigte sich kaum, aber sie versuchte, ihre Angst zu ignorieren. Erst gestern Abend hatte Alen wahrscheinlich auf genau diesem Sitz gesessen. Sie mussten herausfinden, wo der Entführer ihn hingebracht hatte.
    Ruhig! Ganz ruhig überlegen!
    Systematisch ließ sie ihren Blick über das Innere des Wagens gleiten. Handschuhfach. Sie zog es auf. Schwarze Lederhandschuhe. Ein Stadtplan von Wien. Ein knallgelber Eiskratzer. Da kriegte man ja Augenkrebs! Klara kniff die Lider zusammen.
    Nichts, was sie weiterbrachte. Sie drückte die Klappe wieder zu und wandte ihre Aufmerksamkeit der Mittelkonsole zu. Hier war noch ein weiteres Fach. Sie musste einen Widerstand überwinden. Erst nach einigem Rütteln ging die Klappe mit leisem Schaben nach vorne auf und gab den Blick auf einen wilden Kabelsalat frei. Ein silberfarbenes Navi war in die Leitungen eingewickelt. Es sah so aus, als wäre alles eilig in das Fach gestopft worden.
    Klara zog das Gerät heraus und schaltete es ein. Kurz darauf meldete sich das Programm mit einem Willkommensspruch.
    »Schau mal, welche Adresse zuletzt eingegeben worden ist. Vielleicht haben wir ja Glück und er hat es benutzt.« Lucie langte zu ihr hinüber, um den Touchscreen zu berühren.
    »Ich mach das schon!«
    Das liebte sie ganz besonders, wenn andere sich einmischten. Obwohl sie es diesmal sogar verstehen konnte. Sie wartete genauso ungeduldig wie Lucie, bis der Computer hochgefahren war und sie endlich die Liste mit den letzten Zielen aufrufen konnte.
    Lucies Wange klebte an ihrer Schulter. »Wo zur Hölle liegt Zurndorf?«, rätselte sie, als die erste Zeile auftauchte.
    »Burgenland. Nahe der ungarischen Grenze. Geo ist wohl auch nicht gerade dein Steckenpferd.«
    Lucie brummte etwas. »Na, Gott sei Dank haben wir ja dich dabei. Weiß das Genie zufällig auch, was es dort gibt, für das es sich lohnt, hinzufahren? Vielleicht hat der Typ Alen ja genau dorthin gebracht.«
    Diese Vorstellung beendete augenblicklich Klaras Lust, sich mit Lucie zu messen. »Das finden wir bestimmt im Internet. Ich notier mir das nur schnell und dann lass uns verschwinden, bevor uns hier doch noch jemand sieht.« Ihre Finger zitterten, als sie die Adresse in ihr Handynotizbuch eintippte. Auch nachdem Lucie die Türen wieder verriegelt hatte und sie durch den lang gestreckten Hof in die nächste Quergasse gelangt waren, hatte sie immer noch das Gefühl, unter Strom zu stehen.
    »Jetzt weiß ich, warum die hintere Tür offen geblieben war.« Lucie wirkte absolut ruhig. Klara beneidete sie um ihre Coolness. »Hast du’s auch bemerkt?«
    Natürlich nicht! Klara hatte nichts anderes im Sinn gehabt, als so schnell es ging so viele Meter wie nur möglich zwischen sich und den Wagen zu bringen. Für technische Finessen hatte sie absolut keinen Blick gehabt.
    »Was hätte ich merken sollen?« Klara keuchte beim Sprechen. Lucie legte mit ihren langen Beinen ein mächtiges Tempo vor. Doch das war Klara nur recht. Sie konnte es kaum erwarten, wieder irgendwo in Sicherheit – und im Warmen – zu sein.
    »Die Zentralverriegelung hat nicht alle Türen versperrt. Die eine ist wieder offen geblieben, als ich vorhin auf den Knopf gedrückt habe.«
    »Aha. Glück für uns.« Klara fand es immer wieder erstaunlich, wofür Lucie sich begeistern konnte.
    »Das bestätigt unsere Annahme, dass der gute Mann tatsächlich vor Kurzem einen Unfall gehabt hat, der für dieses Problem verantwortlich ist. Sonst wäre es ihm doch bestimmt schon aufgefallen,

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