Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
Vom Netzwerk:
sich von der gebräunten Kopfhaut ab. Eine weiße Narbe zog sich quer über die Stirn zwischen die Brauen bis zur Nasenwurzel. Seine bartbeschatteten Wangen waren eingefallen und die aufgerissenen Augen lagen in tiefen bläulichen Höhlen. Der Arzt schob Alen grob beiseite und beugte sich über den Liegenden. Mit dem Stethoskop horchte er die Brust ab und legte sein Ohr an den halb geöffneten Mund.
    »Der Mann ist tot«, verkündete er und stand auf. Sein Blick ging von Alen, der wie von Sinnen wirkte, hin zu dem Polizisten, der hinter ihm stand.
    Lucie keuchte auf. Die Vase zersplitterte vor ihren Füßen.
    Klara schlüpfte zwischen den beiden Männern durch und kniete sich zu Alen auf den Boden. Sie schlang die Arme um seinen Körper. »Alles okay mit dir?« Sie unterbrach ihr vorsichtiges Wiegen und hielt ihn ein kleines Stück von sich ab. »Wenn dir nur nichts passiert ist«, wisperte sie und drückte ihn wieder an sich. Wie einen Schatten nahm sie Lucie wahr, die sich auf die andere Seite zu ihnen gehockt hatte und mechanisch Alens Rücken streichelte.
    Alen ließ alles mit sich geschehen. Auch als der Polizist sich zu ihm hinunterbeugte, reagierte er nicht, sondern starrte mit leerem Blick vor sich hin.
    »Er hat nichts Böses getan!« Klara schob sich schützend vor ihn. »Er hat sich nur gewehrt! Der Mann wollte Jonas töten! Das war doch gar kein richtiger Polizist, oder?« Heiß schoss ihr die Idee durch den Kopf, dass der Getötete nur die Ablöse des Beamten gewesen war, der nun vor ihnen hockte.
    Der Polizist schüttelte den Kopf. »Ich habe mich ohnehin gewundert, dass meine Vertretung um eine halbe Stunde zu früh gekommen war. Deswegen bin ich auch wieder zurück … Aber ich wäre zu spät dran gewesen, wenn ihr nicht schon vorher eingegriffen hättet.« Er wirkte zerknirscht und Klara war versucht, ihm tröstend die Falten von der verschwitzten Stirn zu wischen. »Ihr Freund hat nichts zu befürchten. In diesem Fall liegt die Situation klar auf der Hand.«
    Erleichtert drückte Klara Alens Hand. Sie zuckte zusammen, weil dieser plötzlich hochfuhr. »Ich habe einen Menschen getötet!« Er riss die Augen auf, als wäre er aus einem bösen Traum erwacht. »Ich habe mich für das Medizinstudium entschieden, weil ich Leben retten wollte, nicht um jemandem seines zu nehmen.« Ein Zittern ging durch seinen Körper.
    Klara wechselte einen schnellen Blick mit Lucie. Sie fasste ihn an beiden Händen und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. »Alen, du hast das Richtige getan. Tatsächlich hast du ein Menschenleben gerettet – das von Jonas. Verstehst du mich? Der dort …« – sie deutete mit dem Kopf in die Richtung des Mannes, den der Arzt eben mithilfe eines herbeigerufenen Pflegers auf eine Trage hievte – »… hatte vor, Jonas zu töten. Es war ein Tausch. Leben gegen Leben. Und ich finde, der Richtige hat überlebt.« Sie drückte noch einmal seine Hände und strich ihm über die wirren Haare, bevor sie an Jonas’ Bett trat. »Du hast echt gute Freunde«, flüsterte sie und beugte sich über sein regloses Gesicht. »Und wenn es stimmt, hast du sie für ein ziemlich langes Leben.«
    Sie legte ihm ihre feuchte Hand auf die Stirn und verharrte kurz, bevor sie sich wieder umdrehte und Alen und Lucie beide Hände entgegenstreckte. »Gehen wir und lassen wir die Ärzte ihre Arbeit machen.« Sie hängte sich bei ihnen ein. »Morgen wird Lukas mit seinem Wundermittel vor die Presse gehen. Das dürfen wir auf keinen Fall versäumen – jetzt, da keine Gefahr mehr besteht, dass uns irgendjemand unser ewiges Leben auslöschen will.« Sie warf einen letzten Blick auf den Mann, der an ihnen vorbeigetragen wurde. Kurz hatte sie den Eindruck, als hätte er mit den Lidern gezuckt, doch sie schüttelte nur den Kopf und ließ sich von den anderen nach draußen ziehen.
    Ob das dieser ominöse Dr. Schwarz gewesen ist? Alens Vater kam ihr in den Sinn. Sie würde ihn morgen fragen, ob er etwas über die Identität des Toten in Erfahrung bringen könnte. Aber im Grunde war es ihr egal, wie er hieß. Hauptsache, er konnte keinen Schaden mehr anrichten.

_ 38 _

    Das Gedränge vor dem Eingang zum Hotel Hilton war beängstigend. Klara stellte sich auf die Zehenspitzen. Trotzdem konnte sie außer Alens breitem Rücken nichts erkennen.
    »Siehst du was? Ist Lukas schon da?« Sie versuchte, weiter nach vorne zu kommen, doch sie fand keine Lücke. Und immer noch strömten Journalisten herbei.
    »SanaLife will wohl echt keine

Weitere Kostenlose Bücher