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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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auf seiner Stirn. Feine Schweißtröpfchen bildeten sich an der Kante seiner Oberlippe.
    »Sie hatten mir damit gedroht, meinen Vater … ihn weiter unter Drogen zu setzen, wenn ich nicht auf der Pressekonferenz erscheinen würde …« Seine Hände zitterten leise. »In ihrer Überheblichkeit werden sie davon ausgehen, dass sie mich besiegt haben … Weil sie immer siegen …« Ein wildes Lachen gurgelte in seiner Kehle hoch und brach auf halbem Weg ab. »Aber diesmal haben sie sich geirrt! Diesmal haben wir gesiegt. Papa … jetzt müssen sie dich freilassen. Und ich darf endlich leben …«
    Klara hielt es nicht mehr auf ihrem Sitz. »Diese Pressekonferenz ist doch nur ein Grund mehr, sämtliche Mitwisser aus dem Weg zu räumen! Für diese Wahnsinnigen ist Jonas der Letzte von uns …« Sie sprang auf und presste bei dem Versuch, in die Nacht hinauszuspähen, ihre Nase gegen die Scheibe. Eine grau verregnete Nachtlandschaft flog an ihr vorbei. Weite dunkle Flächen, dazwischen Lichterpunkte von vereinzelten Häusern. Der Zug verlangsamte seine Fahrt. Auf blauen Schildern neben der Strecke war »Gramatneusiedl« zu lesen. Mit einem Zischen hielten sie in der Station an.
    »In zwanzig Minuten sind wir in Wien.« Alen war hinter sie getreten und strich ihr sanft über den Rücken. »Wir fahren gleich ins AKH. Es wird ihm nichts passieren. Ich versprech’s dir.«
    Sie presste die Lippen aufeinander und starrte auf den leeren Bahnsteig. Die Zeiger der riesigen Bahnhofsuhr lagen beinahe gleichauf über der Elf. »Was steht der so lange in der Station herum? Ist doch eh keine Sau da.« Am liebsten wäre sie persönlich zum Lokführer nach vorne gestürmt, um ihn zum Losfahren zu bewegen. Als endlich die Pfeife des Bahnhofsvorstehers ertönte, seufzte sie erleichtert auf. »Mach schon, gib Gas«, knurrte sie und wippte nervös mit den Beinen.
    Bis nach Wien sagte keiner mehr ein Wort.

    »Der Stuhl ist leer! Wieso ist der Wachbeamte nicht da?«
    Sie hatten Lukas überredet, sich am Westbahnhof von ihnen zu trennen und in dem Hotel einzuchecken, das der Konzern für ihn gebucht hatte. Die SanaLife-Leute durften unter keinen Umständen Verdacht schöpfen. Klara, Lucie und Alen waren allein ins AKH weitergefahren.
    Klara presste sich durch die halb geöffnete Aufzugstür und hetzte über den Gang. Die Tür zu Jonas’ Zimmer war nur angelehnt und Klara stürzte ohne zu überlegen in den von einem Nachtlicht schummrig erleuchteten Raum. Ein Mann in blauer Uniform stand über das Bett gebeugt. Klara sah nur den breiten Rücken und den hellen Schimmer seiner Hände, mit denen er ein Kissen hielt. Als sie hereinkam, drehte er sich um. Der Schirm seiner Kappe verdeckte die obere Hälfte seines Gesichts. Ein Kribbeln überzog Klaras Hinterkopf. Hier stimmte etwas nicht. Im nächsten Augenblick wusste sie es: kein Ring! Dem Mann fehlte der goldene Ehering, der ihr bei dem Wachbeamten aufgefallen war.
    »Scheiße, Alen! Der Polizist ist nicht echt!« Sie spürte den Luftzug, als Alen an ihr vorbeihechtete und sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Uniformierten warf. Etwas schepperte und fiel klirrend zu Boden. Klara hörte die Männer keuchen. Einer der beiden schlug mit den Fersen gegen den Boden, während der andere auf ihm kniete. Die Körper waren ineinander verkeilt. Klara spürte Lucies harten Griff an ihrem Arm. »Wir müssen Alen doch helfen!«, rief sie. Ihr Blick fiel auf Lucies Finger, die eine Blumenvase umklammert hielten. Trotzdem blieben beide wie angewurzelt stehen. Sie sahen keine Möglichkeit einzugreifen. Die Gefahr, Alen zu erwischen, war viel zu groß. Klara hielt die Hände an den Mund gepresst und wimmerte. Ein lang gezogener Schrei endete in einem Gurgeln. Das Trommeln der Absätze wurde schwächer und blieb schließlich ganz aus. Grelles Neonlicht flammte auf und blendete Klara, sodass sie unwillkürlich die Augen zusammenkniff.
    »Was um Himmels willen ist hier los?« Ein Mann in weißem Kittel stürzte vor einem zweiten Mann in Uniform in den Raum. Klara sah den goldenen Ring blitzen und atmete erleichtert auf. Gleichzeitig hielt sie sich an Lucies Arm fest, die immer noch die Vase wie ein Schutzschild vor ihre Brust hielt.
    Alen hockte vor dem Fremden, der reglos auf dem Rücken lag. Die Uniform war an einer Seite aufgerissen und gab den Blick auf ein schwarzes T-Shirt frei. Die Polizeikappe hatte er im Kampf verloren. Sein breiter Schädel war beinahe kahl. Nur ein Kranz kurzer dunkler Haarstoppel hob

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