Infiziert
Summen in seinem Hirn hörte. Es war schwächer als zuvor, aber es war da.
Die Dreiecke wachten auf.
»Mister, ich habe keine Zeit für diese Spielereien. Ich schätze es nicht …«
»Das ist kein beschissenes Spiel!« Perry konnte seine Lautstärke kaum kontrollieren. Seine Stimme war voller Frustration und Verzweiflung. »Verdammt noch mal! Ich hab keine Zeit mehr, ich hab keine Zeit mehr! Sie müssen …«
mit wem sprichst du
Perrys Herz machte einen Sprung in seiner Brust. Adrenalin strömte durch seinen Körper. Instinktiv schleuderte er das Telefon durch das Zimmer. Es landete weich auf dem Teppich. Panik erfüllte ihn, als sei er ein Kaninchen, das von den Scheinwerfern eines heranbrausenden Sattelschleppers erfasst wurde.
mit wem
sprichst du
»Mit niemandem! Ich … Hab mit mir selbst gesprochen, nichts weiter.«
warum sprichst du
mit dir selbst
»Es gibt keinen Grund, okay? Vergessen wir das Ganze.« Perry erhob sich und hüpfte ins Bad. Plötzlich musste er unbedingt pinkeln. Er spürte den hohen Summton in seinem Kopf, laut und intensiv.
Sie suchten, und sie suchten heftiger als zuvor.
Er blieb an der Tür zum Badezimmer stehen und dachte über eine Möglichkeit nach, das zu vermeiden, was, wie er wusste, kommen würde – der Schrei in seinem Kopf. Er musste seinen augenblicklichen Gedankengang unterbrechen. Ein Song. Denk an einen Song. Irgendetwas Intensives … etwas von Rage Against the Machine. »Bombtrack. «
Perry runzelte die Stirn, als er versuchte, sich auf den Text zu konzentrieren. »Burn, burn, yes ya gonna burn«, waren die einzigen Worte, die ihm einfielen. Perry dachte sie, so »laut« er konnte, und ließ nicht zu, dass irgendetwas anderes in sein Denken drang. »Burn, burn, yes ya gonna burn!« Er ließ die Worte von Zack de la Rocha, dem Sänger von Rage, in seinem Hirn erklingen, als sei er völlig betrunken und befände sich inmitten einer rasenden Menge aus Tausenden von anderen Konzertbesuchern.
warum hast du umgebracht
Perry konzentrierte sich so sehr, dass er die Frage beinahe nicht mitbekommen hätte.
warum warum warum warum warum
Er konnte es nicht fassen. Sie wollten wissen, warum er die drei Dreiecke umgebracht hatte. Wut stieg in ihm auf, wischte seine Konzentration beiseite, ertränkte seine Angst, zerschmetterte seine Panik. Sie besaßen die Frechheit, nach dem Warum zu fragen?
warum warum warum
warumwarumwarum
»Weil er in mir war. Was für einen beschissenen Grund brauche ich denn sonst noch? Er war in meinem Körper, und ich wollte ihn draußen haben. Ich will euch alle draußen haben!«
er hat dir nicht wehgetan
wir auch nicht
»Nicht weh getan? Ich kann kaum noch gehen, meine Schulter ist am Arsch und überall in meiner Wohnung ist Blut. Mein Blut!«
unser blut auch du hast es
dir selbst angetan
»Scheiß auf euch, ihr kleinen Schwanzlutscher! Ich hab mir das nicht selbst angetan. Ich muss euch aus mir rausschaffen, bevor ihr mich von innen her auffresst! Und das werde ich auch verhindern, selbst wenn ich für euch wie ein wunderbarer Inkubator aussehe!«
beruhige dich entspanne dich beruhige dich
entspanne dich
»Beruhigen? Klar, ich werde mich beruhigen. Und zwar wenn der Rest von euch Scheißern tot ist!« Irgendwo in seinem erschöpften Hirn spürte er, dass seine Wut übergekocht war und dass er sie nicht mehr kontrollieren konnte. Er wollte auf etwas einprügeln, egal auf was, er wollte auf etwas einprügeln und es in Millionen Teile zerbrechen. »Und wenn ich mich selbst in kleine Streifen schneiden muss, um euch aus mir rauszuholen, dann werde ich das tun, und ich werde lachen dabei. Hört ihr mich? Ich werd mir die ganze Zeit über den Arsch ablachen!«
beruhige dich jemand
kommt beruhige dich
»Niemand kommt, ihr Bastarde!« Mit ungezügelter, primitiver Wut schüttelte er den Kopf. Er musste hin und her hüpfen, um das Gleichgewicht zu bewahren.
jemand ist hier beruhige
dich beruhige dich
Ein dreimaliges Klopfen an der Tür beendete die Diskussion.
46
Wie geht’s, Nachbar (zweiter Teil)
Perry starrte die Tür an, unsicher, ob er etwas gehört hatte, und voller Hoffnung, vielleicht doch nichts gehört zu haben.
Wieder wurde dreimal geklopft.
columbo columbo
columbo columbo
»Schnauze!«, zischte Perry durch die zusammengebissenen Zähne. Der Stress war so groß, dass sich sein Kiefer völlig verkrampfte. »Das ist nicht Columbo.«
»Hey, da drinnen!«, rief eine Stimme. Die Stimme eines Mannes. Perry erkannte
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