Infiziert
wieder.
töte ihn
töte ihn
töte ihn
Es war eine kurze Wendung, und genau genommen mussten sie sie nicht einmal aussprechen. Es genügte, wenn sie sie an seinen Gehörnerv schickten, jene Hochgeschwindigkeits-Datenleitung, die direkt in Perrys programmierbares Unterbewusstsein führte.
Andere waren in der Nähe, andere Kreaturen ihrer Art. Manchmal hörten sie Stimmen, die wie ihre eigenen klangen und nicht aus dem Körper ihres Wirts kamen. Einige Wirtskörper waren weit entfernt. Einer war sehr, sehr nahe.
Sie wussten nicht, woher sie kamen oder was sie waren, aber je stärker sie wurden, umso mehr wussten sie, warum sie hier waren.
Sie waren hier, um aufzubauen.
Schon bald würden sich die Dreiecke mit denen des ganz
in der Nähe lebenden Wirts vereinen. Sie würden zu einer Gruppe, zu einem Stamm werden, und dann würden sie weiterziehen und sich sogar mit noch mehr Kreaturen ihrer Art vereinen. Der ruhmreiche Bau würde beginnen. Doch zunächst mussten sie dafür sorgen, dass der Wirtsorganismus am Leben blieb. Sie mussten ihn aus allen Gefahren heraus- und von den Soldaten fernhalten.
töte ihn
töte ihn
töte ihn
Die körperliche und geistige Erschöpfung hielt Perry in einem tiefen, tiefen Schlaf gefangen. Fast vierzehn Stunden lang schlief er wie ein Stein. Unablässig wiederholten die Dreiecke die Wendung, bis das Paracetamol zu wirken begann. Sie nahmen einen großen Teil des Stoffes in sich auf und dämmerten dahin, erfüllt von den Visionen des ruhmreichen Baues, der schon bald Wirklichkeit werden sollte.
49
Reiche einem anderen Menschen die Hand
Bill Miller starrte auf den Fernseher. In der Reihe Der Krimi am Sonntagmorgen lief eine Folge von Columbo, doch eigentlich nahm er gar nichts wahr. Seine Finger trommelten auf der Fernbedienung.
Verdammt, was war nur mit Perry los? Er ging nicht ans
Telefon. Antwortete nicht auf die Nachrichten, die Bill hinterlassen hatte. Kam nicht an die Tür. Seit sie sich im College ein Zimmer geteilt hatten, hatte es keine Zeit mehr gegeben, in der Bill so lange nicht mit Perry sprach. Irgendetwas war schiefgelaufen. Total schief, nach dem Motto »Oh, Scheiße, mein Fallschirm geht nicht auf«.
Bill hatte bisher ein Dutzend Mal angerufen und bei jeder Gelegenheit eine Nachricht hinterlassen, doch bisher hatte er keinen Rückruf erhalten. Er behielt sein IM-Programm im Auge, um zu sehen, ob Perry sich einloggte. Nichts. Er hatte sogar diese beschissene Notiz hinterlassen, als sei er eine durchgeknallte Exfreundin.
Perry war offensichtlich zu Hause, und er wollte in Ruhe gelassen werden. Aber Mann, heute war Sonntag. Football-Sonntag, verdammt noch mal. Ihre Tradition reichte fast ein Jahrzehnt zurück, sie dauerte bereits länger als alle anderen Freundschaften der beiden, die kamen und gingen, und länger als das Verhältnis zu sieben Freundinnen (fünf auf Bills Seite, zwei auf Perrys – es war das einzige Spiel, in dem Bill gegen den Superathleten Perry eine Chance hatte).
Aber scheiß drauf. Perry würde es nicht schaffen, sich in seiner winzigen Wohnung zu verkriechen, nicht an einem Football-Sonntag. Bill musste ihn sehen, musste wissen, ob alles in Ordnung war. Immer wieder gab es bei Perry diese Gewaltausbrüche und ein einziger Zwischenfall konnte ihn ins Gefängnis bringen. Bill musste Kontakt zu ihm aufnehmen, und sei es auch nur, um sicherzustellen, dass sein Freund nicht im Begriff war, sein Leben schon wieder gegen die Wand zu fahren.
Bill griff nach dem Hörer und wählte ein weiteres Mal die Nummer seines besten Freundes.
50
Einen Sturm entfachen
»Somebody knockin’ at the duh-or, somebody ringin’ the bell.«
Er erkannte die Stimme. Paul McCartney. Es musste ein alter Beatles-Song sein, aus einer Zeit, in der sie alle mit Drogen vollgepumpt waren und diesen Schwachsinn über Liebe und Frieden von sich gaben.
Da war wieder diese verdammte Tür. Noch immer verrottet und schwammartig weich, obwohl Perry diesmal keinen schwarzen Flur hinabging. Er rührte sich nicht von der Stelle, doch die Tür kam immer näher.
Die Tür hatte es auf ihn abgesehen.
Hundert winzige Tentakel ragten unter der Tür hindurch wie die Arme einer schwarzen Anemone, zuckend, sich windend und sich immer weiter nach vorn ziehend. Langsam, aber unaufhaltsam kam die Tür auf ihn zu. Das schwammartige grüne Holz hatte Lust auf eine Mahlzeit.
Perry drehte sich um und rannte, doch am anderen Ende des Flurs befand sich eine weitere grüne Tür. Auch sie kam auf
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