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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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und seine Unterhose. Es war kalt. Er ignorierte die Kälte und tupfte die zischende Wunde mit dem Waschlappen ab.
    Er hatte nur noch drei Pflaster. Sie würden gerade ausreichen, um die Wunde abzudecken. Er drückte die aufgerissene
Haut über dem Kopf des toten Dreiecks zusammen und hielt das Ganze mit den Pflastern an Ort und Stelle, als nähe er die Wunde. Der weiße, absorbierende Teil des hellbraunen Pflasters wurde sofort rosa. Doch dabei handelte es sich nur noch um oberflächliches Blut und es würde in nur ein oder zwei Minuten gerinnen.
    Der Geruch der Pflaster munterte ihn kurzfristig auf. Er brachte Assoziationen aus der Kindheit mit sich, das Gefühl, dass der Schmerz jetzt vorbei war. Wenn er sich als Kind geschnitten oder die Haut aufgeschürft hatte, hatte er geblutet, und seine Mutter hatte ein Pflaster auf die Wunde geklebt. Doch ob es nun am Pflaster oder an ihrer liebevollen Fürsorge lag, wenn er kurz darauf wieder zum Spielen ging, war der Schmerz schon sehr viel geringer. Es sei denn, sei Vater wollte ihm eine Lektion über das Weinen beibringen.
    Im Haus der Dawseys waren Zeichen der Schwäche nicht erlaubt. Perry konnte die Schläge schon gar nicht mehr zählen, die der wütenden Ankündigung seines Vaters folgten, der seinem Sohn mitteilte: »Ich werde dafür sorgen, dass du etwas zum Weinen hast!«
    Trotz der Schmerzen gaben ihm die Pflaster ein wenig positive Energie. Der Kunststoffgeruch stieg ihm in die Nase, und er konnte gar nicht anders, als sich ein wenig zu entspannen.
    Während er ruhiger wurde, fiel ihm auf, wie still alles war. Nicht nur in seiner leeren Wohnung, sondern auch in seinem Kopf. Es gab keinen undeutlichen Lärm, keinen Geräuschklumpen und nicht einmal ein wenig statisches Rauschen. Da war überhaupt nichts. Doch er würde sich nichts vormachen und so tun, als seien sie alle tot. Er konnte sie
immer noch fühlen. Er spürte ein leises Vibrieren in seinem Hinterkopf. Sie waren nicht tot, doch es fühlte sich anders an. Vielleicht … schliefen sie.
    Und wenn sie schliefen – konnte er dann jemanden anrufen? Die Cops? Vielleicht das FBI? Die kleinen Bastarde hatten eine Todesangst vor Leuten in Uniform. Vor welcher Uniform genau, wusste Perry nicht. Doch wenn sie nicht wach waren, konnte er irgendetwas versuchen.
    Er musste es versuchen.
    »Hallo?«, flüsterte Perry, um zu sehen, wie es stand. »Kumpels? Seid ihr da?«
    Nichts.
    Sie waren weggetreten, als hätte man sie wie einen Lichtschalter ausgeknipst. Seine Gedanken rasten wie ein Aufziehspielzeug, das mit Höchstgeschwindigkeit ziellos in alle Richtungen rollte und gegen eine Wand nach der anderen krachte. Er musste nachdenken. Sein Handy war eine naheliegende Möglichkeit, denn offensichtlich konnte er nicht einfach ins Auto steigen und vor der Gefahr davonfahren.
    Doch wen sollte er anrufen? Wie viele Leute wussten wohl über die Dreiecke Bescheid?
    Anrufen … wen? Das FBI? Die CIA? Offensichtlich war von dieser Angelegenheit noch absolut nichts bis zu den Medien vorgedrungen, oder er hätte schon längst etwas darüber gehört. Leise hüpfte er in die Küche und holte sein Handy. Dann hüpfte er wieder zurück zur Couch und zog das Telefonbuch von der unteren Ablage des Beistelltischchens. Als er in den Gelben Seiten die Einträge der verschiedenen Regierungseinrichtungen durchsah, hatte er eine Inspiration.
    Rasch blätterte er zu den so genannten roten Seiten, auf denen die lokalen Firmen alphabetisch aufgeführt waren. Er
schlug den Buchstaben D auf. Da waren sie. Da waren zwei Einträge.
    Dreieck-Zäune in Ypsilanti und Dreieck-Wohnmobile in Ann Arbor. Welcher Schwachkopf nannte sein Unternehmen »Dreieck«? Welchen Sinn hatte das? Es musste eine Verbindung geben. Eines oder beide Unternehmen waren Tarnfirmen der Regierung. Das klang sinnvoll. Das klang absolut sinnvoll. Leute in Perrys Lage würden früher oder später zum Telefon greifen und versuchen, Hilfe zu finden. Und würde nicht jeder von ihnen auf die Idee kommen, nachzusehen, ob es im Telefonbuch einen Eintrag unter »Dreieck« gab? Die Regierung musste darauf vorbereitet sein, sich um diese Situation zu kümmern, also hatte sie wahrscheinlich in jeder halbwegs großen Stadt im Land ein Büro – oder wenigstens im Invasionsgebiet. Einige Leute würden anrufen, und dann würden die Jungs von Dreieck-Zäune auftauchen. Auf ihrem Dreieck-Zäune-Shirt würden sie links auf Brusthöhe die eingestickten Namen »Bob« und »Lou« über dem

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