Infiziert
den unverwechselbaren tiefen Bariton von Al Turner, der im Apartment über ihm wohnte. »Würden Sie vielleicht aufhören zu schreien? Sie machen mich noch verrückt.«
Al Turner war ein typischer Prolet. Einer jener Typen, die selbst im Alter von über dreißig Jahren ihre Männlichkeit noch danach bemaßen, wie viel Alkohol sie in einer Nacht trinken konnten, wenn sie mit ihren Kumpels loszogen. Wahrscheinlich war er Automechaniker oder etwas Ähnliches.
»Geben Sie sich keine Mühe, mich zu ignorieren. Ich weiß, dass Sie da sind!« Wieder wurde dreimal gegen die Tür geklopft. Er war sauer. Perry hörte den Ärger in seiner Stimme. »Sind Sie okay? Was geht da drinnen vor sich?«
»Nichts«, rief Perry durch die Tür. Sie war geschlossen und verriegelt und die Sicherheitskette war eingehängt. »Es
tut mir leid. Ich hab mich mit jemandem am Telefon gestritten. « Erleichtert stellte Perry fest, wie schnell ihm eine Lüge eingefallen war. Das würde funktionieren. Es klang sinnvoll. Es klang logisch.
Laut rufend antwortete Al durch die geschlossene Tür: »Wirklich? Ich höre die ganze Zeit über nichts als Geschrei von da unten, und das geht mir so langsam auf die Nerven, wissen Sie?«
In seinem Kampf gegen die Dreiecke hatte Perry aus den verschiedensten Gründen immer wieder laut aufgeschrien und
töte ihn
er hatte nie darüber nachgedacht, wie viel Lärm er dabei machte. Al war
töte ihn
nach all der Aufregung wahrscheinlich mit seinen Nerven am Ende.
»Tut mir leid, Al«, sagte Perry. »Ich werd’ den Ball flach halten, versprochen. Ärger mit den Weibern, Sie wissen schon.«
»Sie können die Tür aufmachen, Mann. Ich hab keine Waffe oder so.« Als Stimme klang ruhiger.
»Ich bin splitternackt Al. Ich komm gerade aus der Dusche. Danke, dass Sie vorbeigeschaut haben. Ich werd’
töte ihn
den Ball flach halten.«
Perry hörte, wie die schlurfenden Schritte im Hausflur verklangen. Perry wusste, dass er ziemlich unhöflich gewesen
war, aber er würde die Tür nicht öffnen und zulassen, dass Al das blutige Panorama in seiner Wohnung sah.
töte ihn
Immer wieder hatten sie »töte ihn« gesagt. Zuerst hatte Perry sie nicht gehört … oder vielleicht hatte er sie nicht hören wollen.
Perry flüsterte: »Warum zum Teufel sollte ich ihn töten?« er weiß er ist eine
bedrohung töte ihn töte ihn
»Er ist keine Bedrohung!« Perry hörte, dass seine Stimme wieder lauter geworden war. Zwar gelang es ihm, sich schließlich zu beherrschen, doch das Wort »Bedrohung« war mehrere Dezibel lauter als der Satz, der darauf folgte. »Er ist mein Nachbar. Er lebt oben.«
Hohe Töne. Undeutliches Lärmen.
Perry nahm an, dass sie nach der Bedeutung des Wortes »oben« suchten oder sich vielleicht über den Aufbau des Hauses klar werden wollten. Er konnte immer besser abschätzen, wonach sie suchten, denn diese Suche ließ vor seinem geistigen Auge kurze Bilder aufblitzen, Bruchstücke dessen, was sie wissen wollten.
er lebt genau über
uns scheißer er weiß
töte ihn er weiß
töte ihn
»Schnauze«, sagte Perry in ruhigem, leisem Ton mit aller Autorität, die er aufbringen konnte. Mag sein, er war
schon so gut wie tot, doch er würde Al nicht mitnehmen. »Ihr könntet euch doch einfach verpissen, wie wär’ das denn? Ich werde ihn nicht umbringen. Das könnt ihr vergessen. Fordert mich nicht immer wieder dazu auf. Es wird nicht passieren. Ich denke höchstens darüber nach, mich umzubringen und euch vier mitzunehmen. Also haltet die Schnauze.«
Der Geräuschklumpen erklang wieder, lang und immer länger. Perry lachte innerlich. Es war, als wären sie Liebende. Die Dreiecke suchten nach den richtigen Wörtern, um einen Streit zu vermeiden.
töte uns nicht oder
dich scheißer tu’s nicht
wir versuchen columbo
aufzuhalten
Versuchen, Columbo aufzuhalten.
Versuchen, die Soldaten aufzuhalten.
Hatten die richtigen Leute bei Dreieck-Wohnmobile die Nachricht erhalten? Vielleicht hätte er schon längst die 911 anrufen sollen. Vielleicht hätte er die Dinge dann in Ordnung bringen können, solange das noch eine Rolle spielte, denn jetzt war es zu spät.
Perry fühlte sich müde und erschöpft. Es war wirklich wie ein Streit unter Liebenden. Immer wenn er eine heftige, nicht enden wollende Auseinandersetzung mit einer Freundin hatte, schossen Wut und andere Gefühle kreuz und quer durch seinen Kopf wie totes Laub in einem Oktobersturm. Solche Auseinandersetzungen laugten ihn aus. Er musste nach dem
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