Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
Vom Netzwerk:
elektrischen Stuhl den Strom ein. Die Macht war in andere Hände gefallen. Er wusste es, und die Dreiecke wussten es. Er hatte keine Angst mehr vor ihnen.
    Es ist mein Haus, dachte Perry. Seine rissigen, blutigen Lippen verzogen sich zu einem zuversichtlichen Lächeln. Es ist mein Haus, und ihr alle werdet nach meinen Regeln leben.
     
    Bills Arme wurden schwer und schwach, und doch konnte er sich nicht entspannen. Er konnte sie nicht senken, da sie sonst an den Klingen zerren und anschließend seine Hände durchbohren würden. Nur indem er seine Hände ganz, ganz ruhig hielt, konnte er den Schmerz so weit im Zaum halten, dass er nicht laut aufschreien musste. Die Anspannung, die die Aussicht auf diese Qual mit sich brachte, und die Angst, mit der er über Perrys nächsten Schritt nachdachte, schufen so viel Stress, dass sich seine Muskeln verkrampften und rasch ermüdeten.
    Perry begann, rasch zu blinzeln. Er schüttelte heftig den Kopf wie ein Hund, der nach einem Bad das Wasser abschüttelt. Dann sah er Bill direkt ins Gesicht. In seinen großen blutunterlaufenen Augen stand plötzlich Entsetzen.
    »Bill, hilf mir«, sagte Perry. Der affektierte Akzent war verschwunden. Er war wieder Bills Freund, nicht eine Kreatur, die ihn zu Tode foltern würde.

    »Perry …« Bill kämpfte um Worte. Er musste sofort handeln. »Perry, du musst … anrufen …«
    Er wusste nicht, wie viel Zeit er noch hatte, bevor all seine Kraft aufgebraucht wäre, seine Hände sinken und ihr Gewicht in einer alles zerreißenden Qual an den Messern zerren würde. Aus irgendeinem Grund war das schlimmer als die Vorstellung, dass sich ein Messer durch sein Auge bohrte. Wie lange würde es noch dauern, bis seine Arme herabsacken würden? Er spürte bereits das Jucken, seine Deltamuskeln und sein Bizeps brannten vor Erschöpfung. Er hatte nicht viel Zeit, nicht viel Zeit … es war schwer zu glauben, dass er auf diese Weise sterben sollte.
    »Ruf … die Polizei.«
     
    Das Wort schoss durch Perrys Kopf wie ein abprallender Ball. Er war frei gewesen. Ein paar Sekunden lang war er ihrer Kontrolle entkommen. Er hätte sie in Schach halten können, er hätte sie tatsächlich in Schach gehalten, doch dann bewies Bill, dass sie recht hatten.
    Ruf die Polizei, hatte Bill gesagt. Die motherfuckin’ Polizei.
    Wir haben’s dir ja gesagt.
    War es möglich, dass sie selbstgefällig klangen? Sie klangen selbstgefällig. Ohne sich dessen bewusst zu sein, gab Perry seine Freundschaft mit Bill Miller auf. Genug geplaudert. Er musste die Informationen bekommen, und zwar sofort.
    »Wann werden sie kommen, um mich zu holen, Billy?«
    Bill sagte nichts. Perry packte Bills Hemd und schüttelte ihn heftig, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wann werden sie kommen, um mich zu holen?«

    Bills Augen wirkten für einen kurzen Moment klar und voller Angst, doch dann wurden sie wieder glasig. Zum letzten Mal. Sein Kopf fiel schlaff nach vorn. Er bewegte sich nicht mehr.
    Perry schlug ihn, bis seine eigenen Handflächen brannten. Es machte keinen Unterschied. Diesmal kam Bill nicht wieder zu Bewusstsein. Perry tastete Bills Hals ab, obwohl er nicht wusste, wie er seinen Puls fühlen sollte. Perry griff nach seinem eigenen Hals, fand die Halsschlagader und spürte den deutlichen, kräftigen Schlag. Er tastete dieselbe Stelle an Bills Hals ab und spürte nichts.
    Töte ihn, du musst
    ihn töten, bitte
    tu’s jetzt.
    »Da habt ihr euren Willen. Er ist tot.«
    Die Augen des Spitzels standen noch immer offen in einem ewigen, leeren, halb von den Lidern verdeckten Starren. Perry drückte sich hoch auf seinem gesunden Bein und betrachtete die Leiche.
    Bill war tot. Es war der wohlverdiente Tod eines Verräters. Er hatte zu denen gehört.
    Kein Fel-zwei ran-da.

59
Der Anruf
    Al Turner kochte vor Wut. Es war nicht nur so, dass diese verdammte Laune der Natur schon wieder Krawall machte, auch seine Hämorriden waren so schlimm wie noch nie. Es kam ihm so vor, als hätte er ein ganzes Fass Hämorridensalbe aufgebraucht, doch wenn man die Wirkung betrachtete, hätte er sich genauso gut Mayonnaise in den Arsch schmieren können.
    »Ich heiße Al Turner«, sagte er in den Telefonhörer. »Ich habe schon einmal angerufen. Ich bin in Apartment B-303. Er wohnt direkt unter mir, und er schreit schon seit Tagen wie verrückt. Mir reicht’s.«
    »Sir, ein Wagen ist unterwegs. Sind Sie bereit, offiziell Anzeige zu erstatten?«
    »Absolut. Ich war unten und hab ihm gesagt, er soll

Weitere Kostenlose Bücher