Infiziert
über seine Arme und sammelte sich in nassen Pfützen in seinen Achselhöhlen, von wo es wieder nach außen drang und auf seinem Hemd immer größere, klebrig warme Flecken bildete.
Wie war das alles nur geschehen? Er war gekommen, um nach seinem besten Freund zu sehen, und jetzt hing er gekreuzigt an einer Wand und starrte hoch zu diesem blutüberströmten, riesigen, wild blickenden, knurrenden, psychotischen Albtraum, der mit Perry Dawsey nur noch den Namen gemeinsam hatte.
»Okay«, flüsterte Perry. »Ich werde dir jetzt die Socke aus dem Mund nehmen. Und wenn ich das getan habe, werde ich dir ein paar Fragen stellen. Ob du stirbst oder am Leben bleibst, liegt ganz allein bei dir. Wenn du schreist, werde ich dieses Messer aus deiner Hand ziehen, es dir durchs Auge rammen und dein Gehirn verquirlen wie Erdnussbutter. Es wird wehtun. Es wird furchtbar wehtun. Aber das ist mir scheißegal, und ich glaube, dass du das inzwischen begriffen hast. Du weißt doch, dass mir das scheißegal ist, Billy Boy?«
Bill nickte bestätigend. Perrys Stimme war jetzt ruhig, kalt und entspannt, doch seine Augen hatten sich nicht verändert. Ein nach Kupfer schmeckendes Entsetzen erfüllte
Bills Brust. Sein Geist war so verängstigt, dass kein Raum mehr für Fluchtgedanken blieb. Perry hatte das Sagen. Bill würde alles tun, was er von ihm verlangte. Alles, was nötig war, um zu überleben.
Oh Jesus, lass mich hier nicht sterben. Oh bitte, lieber Gott, lass das nicht geschehen, bitte!
»Gut«, sagte Perry. »Das ist gut, Bill. Ich bin sicher, dass man dich gut ausgebildet und vor den Folgen dieser Mission gewarnt hat, also empfinde ich kein bisschen Reue. Wenn du lauter als Zimmerlautstärke sprichst, wird es nicht besonders spaßig für dich. Dir ist klar, was passieren wird, wenn du lauter als Zimmerlautstärke sprichst, Bill?«
Bill nickte wieder.
Perry ließ sich auf die Couch fallen und nahm Bills Oberschenkel zwischen seine Knie. Bill sah, wie er eine Grimasse zog, doch dieser Ausdruck war schnell verschwunden, und das psychotische Starren nahm wieder seinen alten Platz ein. Plötzlich sah Perry zur Seite, und sein Blick wurde trüb. Er schien die Wand anzustarren, oder vielleicht einen Punkt jenseits der Wand. Sein Kopf war ganz leicht nach rechts geneigt.
Er sieht aus wie ein Hund, der auf eine Ultraschallpfeife lauscht.
»Hört mir zu, ich sage euch doch, dass er reden wird«, sagte Perry. »Wir brauchten ihn nicht umzubringen!«
Oh Christus, oh Jesus, oh mein Gott, er ist vollkommen wahnsinnig, und ich werde hier sterben, ich werde hier einfach so sterben.
Wütend sprach Perry mit seinen unsichtbaren Gefährten. »Verpisst euch! Das ist jetzt meine Show. Haltet die Schnauze und lasst mich nachdenken.«
Billy spürte, wie sein Geist zusammensackte, niedergedrückt von diesem Verhängnis. Es gab keine Hoffnung.
Offensichtlich hörte die Stimme auf zu sprechen. Perrys Starren kehrte wieder, ein stechender, fixierender Blick, der sich in Bills Augen bohrte, die groß, weiß und nass waren. Bill spürte, wie sich in seinem Körper eine Schwäche breitmachte, die ihn nach und nach das Bewusstsein verlieren ließ.
Diesmal kämpfte er nicht dagegen an.
57
Dew ist unterwegs
Dew quetschte das unbequeme, dicke Handy zwischen Schulter und Ohr, steuerte mit einer Hand und gab mit der anderen eine Adresse in den GPS-Computer ein, der sich im Armaturenbrett des Buicks befand.
»Wie lange ist es her, seit unser Kunde das Formular eingeschickt hat, Murray?«
»Etwa zwanzig Minuten.«
»Haben wir schon Kontakt mit ihm aufgenommen?«
»Unter der Nummer, die er uns gegeben hat, meldet sich niemand«, sagte Murray. »Wir haben ihm eine Bestätigungsmail geschickt, aber auch darauf hat er nicht mehr reagiert. «
»Schick Margaret und ihre Einsatzteams zu mir. Ich muss diesen Apartmentkomplex finden. Sag den Jungs, sie sollen zu Dawseys Gebäude kommen, aber sie sollen es nicht betreten.
Sag ihnen, sie sollen auf meinen Anruf warten. Lass mir drei Teams in Nguyens Haus, um sicherzustellen, dass die Medien nicht reinkommen, solange nicht alle Spuren beseitigt sind, die auf die Dreiecke hindeuten.«
Dew unterbrach die Verbindung und steckte das Handy weg. Fast wäre er auf den Civic vor ihm aufgefahren, den eine alte Frau steuerte. Er drückte auf die Hupe und versuchte, sie von der Straße zu drängen. Es war Sonntag, am College hatten die Semesterferien begonnen, doch Collegestudenten überquerten so langsam und entspannt
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