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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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die Schnauze halten, denn das lasse ich mir nicht bieten. Er ist durchgeknallt. Ich denke, Sie sollten Ihren Leuten raten, vorsichtig zu sein. Er ist ein riesiger Kerl. Riesig wie ein professioneller Catcher.«
    »Danke, Sir. Die Beamten werden so bald wie möglich vor Ort sein. Bitte halten Sie sich von diesem Apartment fern. Die Beamten werden sich darum kümmern.«
    »Kein Problem. Ich geh da nicht mehr runter. Der Typ ist vollkommen durchgeknallt.«

60
Rausgehen
    Wir wollen sehen.
    Perry stand reglos da.
    »Wessen Augen funktionieren denn?«
    Alle von uns können sehen.
    Er wollte verdammt sein, wenn er seine Eier irgendetwas sehen lassen würde. Verdammt, das war einfach zu viel. Er schob den Ärmel seines T-Shirts bis über den Ellbogen hinauf und ermöglichte so dem Dreieck auf seinem Unterarm einen uneingeschränkten Blick auf Bill Millers Leiche.
    Ja, er ist tot, du
    hast recht.
    Perry zog das T-Shirt wieder hinunter und starrte mit leerem Blick auf seinen früheren Freund. Plötzlich begriff er, was geschehen war, und die Einsicht lastete wie ein schweres, kaltes Eisengewicht auf seinem Geist. Bills leere Augen starrten auf den Fußboden. Inzwischen rann das Blut immer langsamer aus seiner Nase; schließlich hörte es ganz auf. Blut bedeckte die Couch und den Teppichboden, als sei Bill gerade mit triefend nassen Kleidern aus der Dusche gekommen und hätte Platz genommen, um sich CSI anzusehen. Nur dass er sich nicht einfach gesetzt hatte. Perry hatte dafür gesorgt, dass er dort saß. Bills Handflächen waren von Steakmessern durchbohrt, die ihn an die Wand nagelten. Mehrere Streifen klebrigen, klumpigen, roten Blutes rannen über die Tapete.

    Oh Jesus, was zum Teufel geht mit mir vor?
    Er hatte Bill umgebracht. Hatte ihm eine Falle gestellt, ihn niedergestochen und in die Wohnung geschleift wie eine Springspinne, die ein unglückliches Insekt in ihren lichtlosen Bau, in dem es keinerlei Hoffnung mehr gab, schleppt. Dann hatte er ihn an die Wand genagelt und gefoltert, bevor er ihn verbluten ließ. Und während er verblutete, hatte Perry ihm Fragen ins Gesicht geschrien. Es war eine beschissene Art, diese Welt zu verlassen.
    Er hatte gerade seinen besten Freund ermordet. Er hätte von Schuld erfüllt, ja ganz überwältigt sein müssen, doch überraschenderweise spürte er nichts als kalte, eisige Befriedigung. Nur die Starken überleben, und dieser kleine Spitzel war nicht stark genug gewesen, um alles zu überstehen.
    »Wir müssen von hier verschwinden.«
    Das schrille Geräusch ihrer Suche hallte in seinem Kopf wider.
    Wir müssen nach Wahjamega gehen.
    Das war eine seltsame Bemerkung, doch nichts, was die Dreiecke taten, schien ihn jetzt noch zu überraschen.
    »Was zum Teufel ist Wahjamega?«, fragte Perry leise.
    Kein Was, ein Wo.
    Wahjamega. An einem Ort
    namens Michigan.
    Weißt du, wo das ist?
    »Michigan? Natürlich. Ihr seid schon da. Ich muss nur nachsehen, wo Wahjamega ist. Mit MapQuest.«
    Perry drehte sich zu der Stelle um, an der sein Mac gestanden
hatte, bevor ihm einfiel, dass er ihn zerschmettert hatte.
    »Ich glaube, ich muss eine gewöhnliche Karte benutzen.«
    Wir müssen dorthin gehen.
    Da sind Leute, die uns helfen können.
    Er spürte ihre reine, unbeherrschte Aufregung. In seinem Kopf blitzten verschiedene Bilder auf: eine unbefestigte Straße, die er nie zuvor gesehen hatte, eine schwarze Bewegung in einem dichten Wald, zwei Eichen mit wild wuchernden Zweigen, Bäume, die im Rhythmus des pochenden Waldbodens vibrierten – und ein kurzes Aufschimmern der grünen Tür aus seinen Träumen. Noch ein Bild: ein Muster, mehrere Linien, die wie ein japanisches Kanji-Schriftzeichen aussahen. Das Symbol stammte nicht aus seinen Erinnerungen, es gehörte ihnen, und es war voller Macht.
    Können wir sehen? Zeig’s uns.
    Er hüpfte zur Schublade, in der er allerlei Krimskrams aufbewahrte. Ganz hinten lag eine viel benutzte Straßenkarte von Michigan. Der größte Teil der Upper Peninsula verschwand unter einem riesigen Tintenfleck, der etwa die Form einer Kidneybohne hatte, doch der südliche Teil der Karte war davon nicht betroffen. Er fand Wahjamega im »Daumen« des etwa handförmigen Umrisses von Michigan. Er faltete die Karte mehrmals, sodass Wahjamega sichtbar blieb, und zog schließlich mit einem Füllfederhalter, der kein Leck hatte, einen Kreis um die Stadt. Perry hielt inne und kritzelte dann Das ist der Ort daneben. Der Satz und die umkringelte Stadt schienen ihn zu rufen, und

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