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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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er fragte sich, warum er diese Worte geschrieben hatte.

    Er drehte den Arm so, dass das dortige Dreieck die Karte sehen konnte.
    Es gab eine Pause, dann war das kurz aufflackernde Suchgeräusch zu hören, und schließlich explodierten die überströmenden Gefühle geradezu in seinem Körper.
    Ja, das ist es! Das ist es!
    Wir müssen nach
    Wahjamega gehen.
    Ihre Freude fühlte sich wie etwas ganz Besonderes und Allumfassendes an, wie eine Droge, die ihm sofort in die Adern schoss und in seinem Gehirn pulsierte. Wieder füllte das seltsame Symbol seine ganze Welt aus.
    Ein Muster aus Linien und Winkeln. Das Bild schien vor seinen Augen anzuschwellen und vor Macht zu glühen wie ein mystischer Talisman. Alles andere schwand dahin. Die Welt wurde schwarz, und nur das Symbol blieb zurück, das mächtig und unbestreitbar vor seinen Augen schwebte. Er wusste, dass die überströmenden Gefühle der Dreiecke dafür verantwortlich waren, doch er konnte nichts dagegen tun. Und er wollte nichts dagegen tun. Das Symbol war Sinn und Zweck ihrer Existenz. Ihr Wunsch danach war heftiger als der nach Nahrung. Sogar heftiger als der nach ihrem eigenen Überleben.
    Sie haben das gebaut, und ich muss ihnen helfen, ich muss ihnen bauen helfen … es ist so schön …
    Perry schüttelte den Kopf und kämpfte sich aus der betäubenden Trance. Er atmete in kurzen, heftigen Stößen. Wieder diese Angst, doch diesmal war sie anders; sie war anders, weil er ihnen wirklich helfen wollte. Sie waren zuvor
schon in seinen Gedanken gewesen, doch nie so intensiv wie jetzt.
    Er bemerkte, dass er ein Messer in seiner linken Hand hielt. Die Karte lag vor ihm, und Blutstropfen bedeckten mehrere Städte wie die Krater nach einer Atombombenexplosion. Er sah, dass die Messerspitze blutig war, bevor er den Schmerz spürte. Wie die Puppe eines Bauchredners drehte er langsam den Kopf, um sich die Unterseite seines rechten Unterarms anzusehen.
    Während der kurzen Trance hatte er sich das Symbol in die Haut geritzt. Es war siebeneinhalb Zentimeter lang und bestand aus nassen, rot schimmernden Linien. In den tiefen Kratzern sammelte sich ein wenig Blut, das zu dünnen Rinnsalen zusammenfloss und zu beiden Seiten seines kräftigen Bizeps herabtropfte. Er hatte nichts gespürt. Er starrte sein Werk an:

    Die Dreiecke wollten nach Wahjamega gehen. Sie mussten so dringend nach Wahjamega gehen, wie ein Junkie seinen nächsten Schuss brauchte. Sie wollten nach Wahjamega gehen und etwas bauen, das dieses Symbol repräsentierte, was auch immer es sein mochte. Wenn sie etwas so dringend wollten, konnte das nicht gut sein für ihn. Aber er wusste nicht, wohin er sonst hätte gehen sollen. Die Soldaten kamen, und zu diesem Zeitpunkt schien eine Richtung ebenso gut wie die andere. Das Wichtigste war, dass er seinen Arsch so schnell wie möglich aus der Wohnung schaffte.
    Seine Erschöpfung beiseitedrängend, hüpfte er ins Schlafzimmer. Wieder stieg ihm der seltsame Geruch in die Nase. Ein widerlicher Geruch. Verwesungsgeruch. Diesmal trieb er nicht nur auf einer unsichtbaren Brise vorbei, sondern blieb in der Luft hängen. Er ignorierte ihn. Es gab Wichtigeres, worum er sich Sorgen machen musste.
    Er nahm einen Seesack aus dem Schlafzimmerschrank, besann sich dann jedoch eines Besseren und griff nach seinem Rucksack. Der war nicht besonders groß. Ein einfaches Nylonding, mit dem er vor einer Million Jahren Bücher über den Campus geschleppt hatte. Es dürfte, so dachte er, wahrscheinlich schwierig werden, wenn er sich hüpfend auf den Weg machen würde, während der vollgepackte Seesack an einem seiner Arme hing.
    Als er den Rucksack aufs Bett stellte, sah er, wie mehrere nasse Blutflecken darauf glitzerten. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm klar wurde, dass die klebrigen roten Abdrücke von ihm selbst stammten.
    Noch immer hatte er Blut an den Händen, sein eigenes und das von Bill.
    Der Faktor Zeit war extrem wichtig, das wusste er nur
allzu gut. Schließlich hing ein Mensch an der Wand seines Wohnzimmers wie an einem Kreuz. Ein Toter, der Freunde und Mitarbeiter hatte, die hübsche Uniformen trugen und denen nichts einen größeren Genuss bereiten würde, als mehrere Kugeln in Perrys von Krankheit heimgesuchten Körper zu jagen. Doch so blutüberströmt, wie er im Augenblick war, konnte er nicht nach draußen gehen.
    Rasch hüpfte er ins Bad und zog sich aus. Seine Kleider waren voller Blut; teils war es frisch, teils war es so trocken, dass es bereits von dem

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