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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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mit dem seine Mutter versucht hatte, den Schlägen zu entgehen. »Er wurde auf der Stelle gegrillt.«
    Seine Antwort schien die Dreiecke zufriedenzustellen. Sie sagten nichts mehr. Das unablässige Klicken wurde beträchtlich langsamer. Die Babydreiecke bewegten sich nicht mehr. Sie kauerten sich auf ihren Tentakeln zusammen, und ihre pyramidenförmigen Körper ruhten auf dem Teppichboden. Sie hatten die Augen geschlossen und schienen zu schlafen. Nur noch gelegentlich gaben ihre Körper ein Klicken von sich.
    Das merkwürdige Aroma verbrannten Dreiecksfleisches erfüllte das Zimmer und überlagerte nach und nach die Gerüche, die von Perrys verwesender Schulter, dem Erbrochenen und den Vorgängen um die Geburt stammten und noch
immer in der Wohnung schwebten. Er spürte, wie seine eigenen Dreiecke einschliefen. Das nur in seinem Kopf existierende, konstante metallische Summen wurde fast unhörbar wie bei einem leise gestellten Radio, das nur noch statisches Rauschen empfängt.
    Er war allein und betrachtete die mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegende fette tote Schlampe. Er wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Er musste sich nicht nur um die drei Dreiecke in seinem eigenen Körper kümmern, sondern auch um die fünf, die eben geschlüpft waren – Kreaturen, über die er nichts wusste. Wie lange würden sie schlafen? Was würden sie tun, wenn sie erwachten?
    Noch während ihm diese Fragen durch den Kopf schossen, gab es etwas, das er sicher wusste: Er würde nicht so enden wie diese schwache Frau, die vor ihm auf dem Boden des Wohnzimmers lag und deren Leiche fünf riesige, faustgroße Löcher aufwies. Wenn er schon sterben musste, würde er sich nicht wie ein Opfer verhalten, das geduldig darauf wartete, dass die drei Stooges seinen verrottenden Körper in Stücke rissen.
    Er würde aufrecht sterben und auf jedem Schritt seines Weges kämpfen wie ein Dawsey. Seine Schulter pochte, sein Rücken juckte, und seine rasenden Gedanken suchten fieberhaft nach einer Möglichkeit, sie alle umzubringen.

69
Rückblick
    An seinem siebenundzwanzigsten Geburtstag hatte sich Dew in einer kleinen Bar in Saigon zusammen mit seinen drei besten Freunden, die allesamt zu seinem Zug gehörten, sinnlos betrunken. Die Bar hatte weiße Wände, an der Decke hing Weihnachtsbeleuchtung, und es gab jede Menge Prostituierte. Die Party entwickelte sich einfach großartig. Dew war auf die Toilette gestolpert, um zu pinkeln, und er war noch vollauf beschäftigt, als er eine markerschütternde Explosion hörte, der ein oder zwei Schreie folgten. Er war noch nicht ganz nüchtern nach dem Knall, doch das, was er sah, als er wieder aus der Toilette kam, wischte seinen Rausch vollständig beiseite.
    An den weißen Wänden klebten Knochensplitter und Haarbüschel, und die hellroten Rinnsale, die langsam die Wand hinabtropften, wirkten wie Flecken aus einem gewaltigen Rorschachtest. Das Blut und die Gewebeteile stammten von seinen Freunden und einer sieben Jahre alten Selbstmordattentäterin, die die Bar mit dem neuesten Modell eines im Eigenbau angefertigten Sprengstoffrucksacks auf den Schultern betreten hatte.
    Dieses Ereignis – eine Erinnerung, die er hasste – kam ihm als Erstes in den Sinn, als er Perry Dawseys Wohnung betrat. So viel Blut – an den Wänden, auf dem Boden, auf den Möbeln. Statt der ursprünglichen weißen Farbe trug der Küchenboden ein braun-rotes Muster. Sogar auf dem Küchentisch war Blut und ein Teil davon war über die Kante getropft und zu einem dünnen, brüchig-braunen Stalaktiten
geronnen. Überall in der Wohnung waren Cops aus Ann Arbor, Mitglieder der Polizei des Bundesstaats und Beamte aus dem für das Washtenaw County zuständigen Büro des Leichenbeschauers.
    »Scheint eine größere Sache zu werden, was?«
    Dew warf Matt Mitchell, dem örtlichen Leichenbeschauer, der ihn zum Tatort geführt hatte, einen Blick zu. Mitchell hatte ein schiefes Lächeln und ein Glasauge, das nie in die richtige Richtung zu schauen schien. Seine Miene war ironisch, als erwarte er beinahe, dass Dew sich angesichts des vielen Blutes übergeben würde.
    Dew nickte in Richtung der Leiche. »Wisst ihr schon, wer dieser Couchpotato-Jesus da drüben ist?«
    »Couchpotato-Jesus?« Mitchell sah zur Leiche, lächelte und wandte sich wieder um zu Dew. »Hey, das ist ja echt witzig.«
    »Danke«, sagte Dew. »Ich hab noch eine Million davon auf Lager.«
    Mitchell blätterte in einem kleinen Notizblock. »Bei dem Opfer handelt es

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