Infiziert
Es war etwas Persönliches. Wenn man gründlich genug nachdachte, dann hatte alles etwas Persönliches auf die eine oder andere Art. Früher oder später würde er herausfinden, wer diese kleinen dreieckigen Scheißer herstellte. Malcolm war tot, und jemand würde dafür bezahlen.
Er schob das Magazin in die .45er, beförderte eine Patrone in die Kammer und ging ins Bad. Die Waffe in der rechten Hand und den Finger am Abzug, betrachtete Dew sich sorgfältig im Spiegel. Er würde nicht abtreten wie Brewbaker. Seine Haut sah gut aus, doch immer wieder schienen kleine rote Flecken am Rand seines Gesichtsfelds aufzutauchen und wieder zu verschwinden, wenn er genau hinsah. Seine Fantasie spielte ihm einen Streich. Würde er lange genug geistig klar bleiben, um die Symptome zu erkennen, wenn er sich infiziert hatte? Diese Klarheit brauchte ja nicht ewig zu dauern – nur so lange, bis er den Abzug gedrückt hatte.
Dew ging zurück zum Bett. Er stellte das zusätzliche Magazin auf den Nachttisch, schob die .45er unter das Kissen, legte sich hin und fiel sofort in einen leichten Schlaf.
Er träumte von brennenden Häusern, verwesenden Leichen und Frank Sinatra, der sang: I’ve got you under my skin.
21
Der Misserfolg
Es fühlte sich so gut an, den Racal-Anzug los zu sein. Sie konnte es kaum erwarten zu duschen, denn inzwischen roch sie strenger als ein faules Ei. Sie musste sich waschen, denn Murray war unterwegs in die Klinik, um offiziell auf den neuesten Stand gebracht zu werden. Doch im Augenblick musste die Dusche warten. Sie las den Bericht über die Analyse der merkwürdigen Faser, die aus Martin Brewbakers Leiche gewachsen war.
»Nach ein paar Stunden hat sich die Faser aufgelöst«, sagte Amos. »Sie können immer noch nicht herausfinden, warum. Als wir sie herausgeschnitten hatten, schien sie vom allgemeinen Zerfall nicht betroffen zu sein, aber irgendetwas muss diesen Effekt ausgelöst haben.«
»Aber dieser Bericht kam doch schon vorher, oder? Er betrifft die Faser selbst, nicht das zerfallene Gewebe.«
Amos nickte. Auch er genoss es außerordentlich, den Anzug nicht mehr tragen zu müssen. Er wirkte so erleichtert wie ein Teenager, der gerade seine Unschuld verloren hatte.
»Stimmt. Sie konnten sie analysieren, bevor die Wirkung einsetzte. Reine Cellulose.«
»Dasselbe Material wie bei der dreieckigen Wucherung.«
»Genau. Na ja, fast. Die Cellulose der Wucherung schien eine Struktur zu bilden, samt Hülse und Skelett, also Elementen, die für die Form verantwortlich sind. Der größte Teil der Wucherung bestand aus krebsartigen Zellen.«
Sie trugen jetzt keine Schutzanzüge mehr, denn es war sinnlos, die Autopsie fortzusetzen. Die Leiche bestand nur
noch aus schwarzem, sich verflüssigendem Gewebe und einem seltsamem grünen Schimmel, der den halben Tisch bedeckte. In möglichst kurzer Zeit hatten sie getan, was sie konnten. Dabei hatten sie genau genommen keine Antworten, sondern nur noch mehr Fragen gefunden. Eine dieser Fragen machte ihr unablässig zu schaffen – die Cellulose.
»Die blaue Faser besteht also aus demselben Material wie die Dreiecksstruktur. Beide sind die Quellen für die Cellulose, ein Material, das vom menschlichen Körper nicht produziert wird«, sagte Margaret. »Und wir glauben, dass dieses Ding eine Art Parasit ist. Hast du irgendwelche Theorien über die blaue Faser?«
»Ich glaube, sie ist ein Misserfolg«, sagte Amos.
»Ein Misserfolg?«
»Ich glaube, die blaue Faser ist Teil eines Parasiten, der es nie bis zum Larvenstadium geschafft hat.«
»Ach, dann kennen wir jetzt also schon verschiedene Stadien? «
Amos zuckte mit den Schultern. »Solange uns kein besseres Wort einfällt, würde ich die Dreiecke im Körper als Larvenstadium bezeichnen. Offensichtlich gibt es ein prälarvales Stadium. Das Dreieck besteht zum größten Teil aus Cellulose, die Faser besteht aus Cellulose. Den Rest kannst du dir selbst ausrechnen.«
In gewisser Weise klang das sinnvoll. Irgendein zellulärer Automat produzierte das Rohmaterial, das in diesem Fall nie weiterverwendet wurde. Oder, wie Amos vorgeschlagen hatte, es existierte eine Mutation des Parasiten, der die Cellulose produzierte und dem es nie gelungen war, das Larvenstadium zu erreichen.
Aber auch dieses Wort machte ihr zu schaffen.
»Ich vermute, wenn es ein Larvenstadium gibt«, sagte sie, »dann verwandelt sich dieses Ding im ausgewachsenen Stadium in etwas anderes.«
Als Antwort schnalzte Amos mit der Zunge. »Stell
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