Infiziert
Schwanz hinaufwuchs. Etwas Entsetzliches steckte in ihm, dessen Wachsen ebenso eindeutig feststand wie die Tatsache, dass die Großartigen Sieben seine Seele dunkel und kalt erzittern ließen.
Atme, sagte er zu sich. Atme einfach. Bleib kontrolliert. Disziplin. Er zwang sich, nicht mehr an den widerlichen,
wachsenden, festen Klumpen und an die dicke Orangenschale zu denken. Wieder verschwamm sein Denken, und er starrte die Wand mit leerem Blick an.
Ohne bewusst darüber nachzudenken, packte er die Pinzette und rammte sie voll boshafter Energie von der Seite in seinen Oberschenkel. Die nadelartigen Spitzen durchstachen mühelos die Haut und schoben sich von unten durch die vom Schorf hinterlassene Wunde nach oben. Perry schrie vor Schmerzen auf. Sein Kopf wurde wieder klar, und er begriff, was er tat und was er tun musste.
Er riss die Pinzette frei. Hellrote Blutspritzer schossen in alle Richtungen und landeten wie winzige Fäden auf dem Linoleumboden. Und dazu dünne, dunkelrote Streifen, die fast … purpurfarben waren.
Blut und dieses purpurfarbene Etwas liefen an seinem Bein hinab. Er ließ die Pinzette auf die Ablage fallen und riss mehrere Lagen Toilettenpapier ab, die er fest gegen die Wunde drückte. Das Papier verfärbte sich hellrot. Die Blutung ließ rasch nach.
Vorsichtig hob Perry das zusammengefaltete Papier. Der Stich mit der Pinzette hatte die orangefarbene Haut durchbohrt, aus deren Mitte ein dickes, aufgerissenes Stück in die Höhe ragte.
Dieses Ding musste verschwinden. Und es musste sofort verschwinden, Scheiße noch mal.
Durch den Schmerz hindurchspielen.
Er umklammerte den orangefarbenen Hautlappen mit der Pinzette, drückte fest zu und zog mit aller Kraft. Reißender, schneidender Schmerz schoss durch sein Bein, aber er lächelte befriedigt, als sich das Stück orangefarbenen Fleisches löste. Noch mehr Blut floss zu Boden.
Er hielt das Stück Fleisch gegen das Licht. Es war dick, dick wie die Schalen dieser fetten Sunkist-Orangen, die so groß waren wie eine Grapefruit. Dünne weiße Ranken, die aussahen wie Tausende winziger Quallenarme, ragten aus den Seiten. Das fleischige Ding war zerfetzt und an Dutzenden Stellen eingerissen, doch es hatte sich als solides Ganzes aus seinem Bein gelöst.
Er legte es auf die Seite und säuberte die Wunde mit frischem Toilettenpapier. Trotz der Schmerzen fühlte er sich überraschend gut, als hätte er die Situation wieder unter Kontrolle gebracht. Das jetzt freiliegende Fleisch wirkte unglaublich sensibel und schmerzte bereits bei der geringsten Berührung. Winzige Blutbäche rannen langsam aus den Wundrändern.
Aber irgendetwas war nicht in Ordnung. Er starrte seinen blutigen Oberschenkel an, und das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, schwand dahin. Es war nicht vorbei. Noch nicht. Ein fahler, weißlich-trüber Fleck von der Größe eines Vierteldollars saß in der Mitte der Wunde.
Der Fleck sah vollkommen rund aus, doch Streifen normalen Fleisches schienen darum herum anzuschwellen und seine Ränder zu bedecken. Perry stach mit den Spitzen der Pinzette in die weiße Wucherung. Sie wirkte fest und zugleich elastisch.
Kalte Panik erfüllte ihn, als ihm klar wurde, dass er das Stechen mit der Pinzette nicht spürte. Er spürte es nicht, weil dieser weißliche Fleck nicht er selbst war.
Als er gegen das normale Fleisch an den Rändern stieß, wölbte es sich ohne Widerstand nach oben und zog sich von der weißen Stelle zurück. Der weiße Fleck war etwas, das … nicht zu seiner eigenen Haut gehörte. Es war, als sei ihm inmitten
der mächtigen Muskeln seines Oberschenkels spontan ein weißer, runder Plastikknopf gewachsen.
Er schob das lose Fleisch an den Rändern der weißen Wucherung beiseite. Die schimmernde Hülle, die dieses Ding umschloss, ließ es aussehen wie feines Porzellan.
Sah Krebs so aus? Vielleicht, aber er war ziemlich sicher, das krebsartiges Gewebe keine perfekten Kreise bildete und sich auch nicht innerhalb von nur wenigen Tagen entwickelte.
Doch Krebs oder nicht, der Anblick der milchig-weißen Wucherung weckte eine primitive Angst in ihm, als sei sein Herz in eine rostige Bärenfalle geraten, die sich langsam schloss und verhinderte, dass es weiterschlug. Er versuchte, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen und sich zu beruhigen.
Vorsichtig schob er die Pinzette unter die weiße Wucherung. Die Spitzen kratzten über seinen freiliegenden Muskel, doch er ignorierte den Schmerz. Er drückte von unten gegen
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