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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Augen. Das war nicht fair. Doch er weigerte sich zu weinen. Sein Vater hatte nicht geweint, während der ganzen schweren Zeit, in der er Krebs gehabt hatte, und wenn Dad das nicht getan hatte, würde Perry es auch nicht tun.
    Die Wirkung des Whiskeys war ebenso beeindruckend wie sein Geschmack. Perrys Kopf fühlte sich leicht an, und er spürte ein Kribbeln in den Zehen. Seine Gedanken wirkten dick, wie Sirup. Er blieb noch einige Minuten sitzen und drängte die Tränen zurück, während sich der Wild Turkey in seinen Hirnwindungen breitmachte.
    Dann griff er nach dem Messer.
    Die Klinge war fast fünfundzwanzig Zentimeter lang. Das fluoreszierende Deckenlicht in der Küche schien sich in jedem Einzelnen der winzigen Zacken zu spiegeln. Wenn er Hühnchen oder Rind briet, benutzte er das scharfe Schlachtermesser, um sich durch das
    nein nein nein
    Fleisch zu schneiden, wobei er kaum Widerstand spürte. Perry bezweifelte, dass das Messer gegenüber menschlichem Fleisch weniger effektiv wäre, besonders wenn es um die dünne Haut über dem Schienbein ging.
    Sein Blick wurde ein wenig trübe, und er schüttelte den Kopf. Ihm wurde klar, dass er kurz davorstand, mit einem Schlachtermesser in seinen eigenen Körper zu schneiden. Was so ein paar Schlucke Wild Turkey alles bewirken können. Ja, er würde sich schneiden, aber da war etwas in seinem Körper, das

    nein nein nein
    nicht zu ihm gehörte.
    Natürlich würde er sterben. Sei’s drum. Aber er würde diese beschissenen Dreiecksdinger mitnehmen. Es wurde Zeit, dass die Großen Sechs ein Mitglied verloren. Perry stieß ein lautes Gelächter aus: Jedes Mal wenn man einen Spieler aus der Aufstellung nahm, musste man einen Schnitt machen.
    Er nahm den letzten Schluck aus der Flasche, und die Flüssigkeit rann ihm brennend die Kehle hinab. Dann schleuderte er die leere Flasche beiseite und schnitt mit dem Messer direkt durch seine Jeans. Der Baumwollstoff bot der Klinge kaum Widerstand. Nur wenige Sekunden später hing sein Hosenbein in zwei langen, ausgefransten Streifen herab und legte jenen Baumstamm frei, den er sein Bein nannte.
    Perry hob den unteren Teil des Beines an und legte ihn auf den Küchentisch, als handle es sich um einen Schmorbraten, um den sich die Familie zum Abendessen versammelt hatte. Das Holz fühlte sich kühl an, als es seine Wade berührte. Der Wild Turkey summte in seinem Kopf wie ein Schwarm träger Hummeln. Er wusste, wenn er es nicht bald tun würde, wäre er nur noch in der Lage, vor sich hin zu brabbeln, zu sabbern und in Ohnmacht zu fallen.
    Zeit, dass er endlich zur
    nein nein nein umbringen
    Sache kam.
    Perry stählte sich, indem er mehrere Male tief Luft holte. Er verhielt sich verrückt, das wusste er, aber welchen Unterschied machte das schon bei einem Toten? Er stach mit der Gabel gegen das Dreieck. Nichts hatte sich verändert, seit er das Ding zum letzten Mal untersucht hatte.

    »Du wirst mich umbringen?«, fragte Perry. »Nein-nein-nein, mein Freund, ich werde dich umbringen.«
    Wieder drückte er die Gabel gegen die Haut, doch nur so fest, um das Dreieck an Ort und Stelle zu halten. Die drei Metallzacken hinterließen tiefe Abdrücke in der bläulichen Haut.
    Die Messerklinge war mit kleinen Rostflecken gesprenkelt. Sie waren ihm nie zuvor aufgefallen. Jetzt sah er sie. Alle möglichen Dinge an diesem Messer fielen ihm jetzt auf, zum Beispiel die kleinen Kerben im Holzgriff, die silbernen Schrauben, die den bequem zu fassenden Griff mit der Klinge verbanden, die Maserung des Holzes, die so aussah, als seien Hunderte von kleinen Elritzen beim Schwimmen in einem weichen, warmen braunen Bach mitten in der Bewegung erstarrt.
    Er hatte den ersten Schnitt bereits gemacht, bevor ihm klar wurde, was er eigentlich tat. Er ertappte sich dabei, wie er betrunken auf die fünf Zentimeter lange Wunde starrte. Heißes, kitzelndes Blut floss über die Seite seiner Wade, rann auf den Tisch und landete in dicken roten Spritzern auf dem weißen Linoleumboden. Er hörte das Herabtropfen, bevor er den Schmerz spürte, der heftig war, sich jedoch irgendwie weit von ihm entfernt und abgetrennt anfühlte. Es war, als sähe Perry den Schmerz im Fernsehen, während er es sich auf dem Sofa unter einer alten Decke gemütlich gemacht hatte, eine kühle Cola in der einen und die Fernbedienung in der anderen Hand.
    nein umbringen nein bitte
    nein umbringen
    Er fühlte sich, als liefe er auf Autopilot, als stünde er neben
sich, während diese ganze bizarre

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