Infiziert
sie unter Kontrolle. Perry riss heftig an der Gabel,
nein umbringen nein umbringen
doch der Stamm rührte sich nicht von der Stelle. Noch mehr Blut strömte aus seinem Bein und spritzte in die rote Pfütze auf dem weißen Linoleumboden.
Sein Kopf sackte nach rechts. Dunkle Punkte erschienen vor seinem Gesicht. Er kniff die Augen zusammen, schüttelte energisch den Kopf und blinzelte heftig, als er sein Gleichgewicht und seinen klaren Blick wiederfand. Er wäre beinahe ohnmächtig geworden. Hatte er so viel Blut verloren? Wieder drehte sich ihm der Kopf. Er wusste nicht, ob das vom Wild Turkey oder vom Blutverlust kam. Er spürte, wie er die Kontrolle verlor.
bitte nein nein nein
nein nein nein nein
Er rammte die Gabel tiefer ins Fleisch, sodass ein größerer Teil der Zinken auf der anderen Seite des Dreiecks erschien und er mit seiner freien Hand gut zupacken konnte. Er hielt die Gabel, als wolle er mit dem Stock beim Curling einen guten Schuss landen. Sein mächtiger Bizeps zuckte erwartungsvoll. Er holte tief Luft und
nein nein nein nein nein
nein nein nein nein nein
zog.
Er hörte ein reißendes Geräusch und spürte, wie eine Atomexplosion brennenden Schmerzes durch sein Bein schoss. Irgendetwas in dem Stamm riss. Der Schwung schleuderte
Perry nach hinten, sodass er vom Stuhl rutschte und zu Boden fiel. Er landete unsanft auf dem Linoleum.
Auch zuvor war schon Blut geflossen, doch jetzt schoss es geradezu heraus – und zwar aus der Rückseite seines Beins.
Eine graue Welle strömte über seine Augen.
Ich muss diese Blutung stoppen. Ich werde hier nicht auf dem Küchenboden sterben . . .
Er zog sein T-Shirt aus und beugte sich vor, während sein Hintern und seine Beine das Blut über den ganzen Boden verschmierten. Perry wickelte das T-Shirt um die blutende Wade, machte einen Altweiberknoten und zog ihn mit aller Kraft straff. Sein kurzer Schrei erfüllte die kleine Wohnung.
Von Schmerzkrämpfen geschüttelt, rollte er sich auf den Rücken, und wieder überspülte ihn die graue Welle. Dann wurde sein Körper schlaff.
Seine Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Atemzügen, während er auf dem blutverschmierten Boden lag.
35
Zusammenbruch der Kommunikation
Die fünf noch übrig gebliebenen Organismen veranstalteten eine Art Umfrage. Den tief in sie eingepflanzten Anweisungen folgend, maßen sie die Dichte von Thyroxin und Triiodthyronin, Hormonen, die den Stoffwechsel anregen. Beide Hormone werden von der Schilddrüse produziert, die bei allen Wirbeltieren in der Halsregion liegt. Indem sie die Dichte
dieser Stoffe im Blut feststellten, fanden die fünf Organismen heraus, welcher von ihnen dem Hals am nächsten war.
Oder genauer gesagt, welcher dem Gehirn am nächsten war.
Das Dreieck auf dem Rücken des Wirts, das sich unmittelbar unter den Schulterblättern auf dem Rückgrat befand, ging aus dieser Umfrage als Sieger hervor. Diese neue Entdeckung führte bei dem entsprechenden Dreieck zu einem zusätzlichen Wachstum spezialisierter Zellen; als nähere sich eine Schlange heimlich einem ahnungslosen Opfer, wuchs eine neue Ranke langsam entlang der Wirbelsäule in Richtung des Gehirns.
Sobald die Ranke das Gehirn erreicht hatte, teilte sie sich in Hunderte lange, mikroskopisch dünne Fäden. Die einzelnen Stränge begaben sich auf die Suche nach den Konvergenzzonen des Gehirns. Diese Zonen funktionieren wie Relaisstationen, die Zugang zu Informationen bieten und die diese Informationen oder andere relevante Daten verbinden. Die Fäden wuchsen in bestimmte Areale: den Thalamus, die Amygdala, den Nucleus caudatus, den Hypothalamus, den Hippocampus, das Septum und bestimmte Teile der Großhirnrinde. Das Wachstum der Stränge war sehr spezifisch und zielgerichtet.
Die Fähigkeit der Organismen, etwas zu empfinden, war beschränkt, doch sie wurde immer größer; sie hatten eben erst begonnen, zu denken und sich ihrer selbst bewusst zu sein. In ihrer unmittelbaren Umwelt gab es Worte, und sie hatten ein paar davon aufgeschnappt, doch durch die Fasern, die ins Gehirn wuchsen, würden sie mehr und schneller lernen.
Sie hatten versucht, den Wirt aufzuhalten, doch ihre Botschaften
waren zu schwach gewesen. Sie besaßen einfach nicht genügend Informationen, um in angemessener Weise zu kommunizieren. Das sollte sich ändern. Schon bald würden sie in der Lage sein, ihn zu zwingen, dass er ihnen zuhörte.
36
Wach auf wir hungrig
wach auf wir hungrig
Auf dem Linoleumfußboden aufzuwachen wurde
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