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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Phase. Wenn sie Augen
ausbilden konnten, warum nicht auch einen Mund? Warum nicht auch Zähne?
    Er zwang sich, ruhiger zu werden, sich zu konzentrieren, logisch zu denken. Schließlich war er ein gebildeter Mensch. Ein Studierter, wie Daddy zu sagen pflegte. Er musste nichts weiter tun als nachdenken. Vielleicht würde er dann selbst einige Antworten finden.
    Er hatte einfach nicht genügend Informationen, um eine Hypothese zu bilden. Er hatte nichts, von dem er ausgehen konnte. Keine Hinweise. Sogar Columbo würde bei so einem Fall nicht weiterkommen. Natürlich würde Columbo den Trottel spielen und so den Kampf gegen seine reichen Verdächtigen mit ihrer aalglatten Haltung aufnehmen. Columbo würde aus seiner Dummheit kein Hehl machen und jedermann zeigen, wie schwach er war, wodurch das Vertrauen der Verdächtigen wuchs und wuchs, bis sie sich schließlich in einem winzigen Detail verrieten, das man normalerweise gar nicht bemerken würde. Normale Augen würden es nicht sehen, doch Peter Falks schielendes Starren war eine ganz andere Sache. Genauso musste auch er sich verhalten. Er musste den Idioten spielen und so dafür sorgen, dass sie redeten.
    »Hey, Scheißer.«
    hey hallo
    »Was wollt ihr Typen von mir?«
    was meinst du wollen
    »Warum seid ihr in meinem Körper?«
    das wissen wir nicht

    So viel zu seiner Ermittlungsarbeit. Es gab wirklich nichts, was er sonst hätte tun können. Er konnte nur herumsitzen und warten. Herumsitzen und warten. Also war er nichts weiter als ein sich bewegender und sprechender Büfetttisch. Es gab nichts zu tun, außer herumzusitzen. Herumsitzen und warten. Herumsitzen und zuhören.
    Willst du dich von denen so rumschubsen lassen, Junge?
    Noch eine Stimme. Die Stimme seines Vaters. Sie war nicht real. Es war eine Stimme in seinem Kopf, wie bei den Dreiecken. Es war eine Erinnerung. Nein, keine Erinnerung. Ein Phantom. Die Stimme seines Vaters, als sei sein Vater im Geiste bei ihm.
    »Nein, Daddy«, sagte Perry. Seine Stimme war trocken und rau. »Ich lasse nicht zu, dass sie mich so rumschubsen.« Er schob seinen Zeigefinger unter das Sweatshirt, zog den Kragen so energisch zurück, dass er ihn leicht einriss, und legte das Dreieck auf seinem Schlüsselbein frei. Er konnte es nicht sehen, aber er wusste, dass die eisigschwarzen Augen blinzelten und den Anblick des Wohnzimmers mitsamt den Kleinigkeiten, die Perry seit der Highschool gesammelt hatte, in sich aufnahmen.
    Die Gabel lag auf dem Teller, ein paar Tropfen Spaghettisauce klebten an den Zinken. Perry packte sie wie ein Höhlenmensch, packte sie, als handle es sich um einen mörderischen Dolch. Er kicherte, als er sich an die Pointe eines alten Witzes aus der Grundschule erinnerte.
    »Gabel für dich, Kumpel.«
    Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, rammte er die Gabel in seinen Trapezmuskel. Der mittlere Zinken bohrte sich mit einem leisen, zugleich schmatzenden und knirschenden Geräusch durch eines der schwarzen Augen. Die
Zinken schrammten an seinem Schulterblatt vorbei und kamen an der Rückseite seines Trapezmuskels wieder zum Vorschein, begleitet von einem roten und einem purpurnen Spritzer, die auf der abgewetzten Polsterung der Couch landeten.
    Er war nicht einmal sicher, ob er überhaupt etwas spürte. Er musste auch nicht vor Schmerz aufschreien – die Dreiecke übernahmen das für ihn.
    Genau genommen war es nicht einmal ein Schrei, nur Lärm. Dröhnender Lärm. Völlig entfesselter, beschissen chaotischer Lärm, der wie das Dröhnen einer Hupe klang, die jemand in seinen Gehörgang geschoben hatte, sodass sie direkt vor seinem Trommelfell saß. Er rutschte von der Couch und warf, von einer plötzlichen, alles umfassenden Qual erfüllt, seinen Kopf hin und her.
    Er rollte auf den Rücken, hob die Hand, packte die Gabel und drehte sie, sodass sie sich in einem schrägen Winkel tiefer in seine Schulter bohrte.
    Perry konnte nicht wissen, dass die Zinken beim zweiten Stoß ein hübsches Loch durch die zentrale Nervenleitung des Dreiecks bohrten, die direkt unter dem flachen Kopf lag, wodurch es sofort starb. Hätte er es gewusst, hätte er sich wahrscheinlich nicht darum gekümmert. Er wusste nur, dass er kein Weichei war, dass er niemand war, den man herumschubsen durfte. Er war Scary Perry Dawsey, und er sorgte wieder dafür, dass gewissen Typen der Arsch versohlt wurde.
    »Ihr Scheißer!« Perry schrie lauter als jemals zuvor, vielleicht weil er sich unbedingt selbst hören wollte, während der

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