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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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seinen grauen Borstenbrauen aufmerksam an. »Du hast dich ja intensiv mit der Sache beschäftigt.«
    »Im Auftrag eines Klienten.«
    »Der Vater, ich weiß.«
    Verwundert schaute ich ihn an.
    »Wir wissen schon seit langem, dass dieser Rechtsanwalt der leibliche Vater ist. Wir verfügten über gewisse Bankauskünfte. Er hat zugegeben, dass er erpresst wurde. Damit hatte er auch ein Motiv für den Mord.«
    »Deswegen hat er mich engagiert«, sagte ich.
    Er nickte. »Ich war in Amsterdam dabei. Dort läuft zwar einiges anders als hier, aber es ist uns gelungen, durch unsere Ermittlungen viele Verdachtsmomente wegzurecherchieren, auch diese Verbindungen zu ihrer Vergangenheit als Autodiebin und Informantin. Alles ohne Ergebnis, wir mussten wieder bei null anfangen.«
    »Sagt man das inzwischen so? Wegrecherchieren?«
    Kemming lachte leise und wies mit einem Kopfnicken zum Vernehmungszimmer. »Wir sind dicht an ihn herangekommen.«
    »Wodurch?«
    »Es musste ein Bekannter gewesen sein, da das Opfer ihn hereingelassen hatte und Kaffee aufsetzen wollte. Außerdem war die Scheibe von innen zerschlagen worden.« Er sah meinen Gesichtsausdruck. »Ich glaube, dass dem Täter im letzten Moment einfiel, das Ganze wie einen Einbruch aussehen zu lassen, doch er war ein bisschen nervös. Er öffnete die Tür, begriff, dass das Glas außen lag, und fegte es hinein. Dabei hat er ein paar Splitter übersehen. Das war nicht besonders schlau.«
    Ich nickte. »Aber wie seid ihr auf Brack gekommen?«
    »Wir fingen an, die Alibis zu überprüfen. Brack war in Amsterdam. Ein Ermittler hat im Hotel nachgefragt. Brack war zwar morgens beim Frühstück, aber nachts war er für etwa drei Stunden weg, lange genug, um einmal hin und zurück zu fahren.«
    »Woher wissen die das? Es ist doch ein großes Hotel.«
    »Stimmt.« Kemming erlaubte sich ein sparsames Lächeln. »Sie wissen, dass Brack beim Frühstück war, weil er dabei einen kleinen Streit anfing. Er beschimpfte eine der Kellnerinnen wegen eines angeblich stinkenden Eis so sehr, dass sie eine Schüssel fallen ließ und weinend wegrannte. Deswegen haben sie sich daran erinnert.«
    »Das klingt ganz nach einem absichtlich inszenierten Alibi.«
    Kemming nickte. »Womit er aber nicht gerechnet hat, denn das weiß praktisch niemand, war, dass in manchen modernen Hotels der Computer das Kommen und Gehen der Gäste registriert, nämlich über die Kartenschlösser.«
    Ich lachte. »Ihr wart mir also dicht auf den Fersen.«
    Kemming teilte meine Fröhlichkeit nicht. Polizisten kommen nicht gerne nach Privatdetektiven über die Ziellinie. »Wie bist du denn auf Brack gekommen?«
    »Er hat sich mit einer Sache verplappert, die nur der Mörder wissen konnte.«
    Der Brigadier nahm eine abweisende Haltung an. »Und, was war das?«
    »Dass dem Jungen der Anblick seiner ermordeten Mutter erspart blieb, weil sein Zimmer abgeschlossen war. Das wusste niemand, ich musste die Tür aufschließen, um den Kleinen herausholen zu können. Dabei war ich ganz alleine, und ich habe es niemandem erzählt.«
    Er wurde ärgerlich. »Noch nicht einmal uns, wie es scheint.«
    »Nimm mir das nicht übel«, sagte ich. »Ich wäre vielleicht entgegenkommender gewesen, wenn ich nicht so stur als Verdächtiger behandelt worden wäre, vor allem von diesem Mannweib aus Tiel.«
    »Die Dame ist eine gute Kriminalbeamtin.« Kemming taute ein wenig auf. »Besser als ich.«
    »Ist das nicht falsche Bescheidenheit?«
    »Was verstehst du denn davon?«
    Kemming schaute mich einen Augenblick lang frustriert an und seufzte: »Ich bin nur ein in die Jahre gekommener Provinzler. Schon als wir in Amsterdam diesen Rechtsanwalt aufs Korn nahmen, konnte ich mir nicht vorstellen, dass eine normale, zivilisierte Person mit einem gesunden Verstand in der Lage sein könnte, die Mutter seines eigenen Kindes zu ermorden.« Wieder nickte er in Richtung Vernehmungszimmer. »Und da haben wir jetzt so einen, der ebenfalls ganz normal aussieht, aus ordentlichen Verhältnissen, ein Schriftsteller noch dazu, der nichtsdestotrotz einer allein erziehenden Mutter den Schädel einschlägt, um seiner Frau ein Kind zu verschaffen. Vielleicht sollte ich mich frühzeitig pensionieren lassen.«
    Ich rief zuerst Bart Simons an. Er wusste, dass die Soko hinter Peter Brack her gewesen war und reagierte daher nicht allzu überrascht.
    »Die Spezialisten kümmern sich um die Blumenfirmen«, sagte er. »Ben Meiling ist so gut wie sicher mehr als der Herausgeber von

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