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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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braunen Arme und ihr Hals hoben sich verführerisch sommerlich von einem weißen Baumwollsommerkleid ab. Der Schrecken war aus ihrem Blick gewichen, und etwas Kaltes hatte sich stattdessen eingeschlichen. »Was denn?«
    Ich schaute zu Tommy hinüber, der über der leeren Motorhaube seines Autos hing und lustlos an seinem Eis leckte. »Mama?«
    Ingrid bekam rote Wangen und warf Tommy einen schuldbewussten Blick zu. »Ach, das? Ich versuche ihn doch nur …,« sie presste verärgert die Lippen aufeinander. »Du meinst wegen Jennifer.«
    »Jennifer, genau. Peter weiß, dass ein Klient mich damit beauftragt hat, herauszufinden, wer sie ermordet hat.«
    »Ja, aber …«
    »Ja, aber was?«
    Sie trat näher an mich heran. »Glaubst du, dass es Bokhof war?«
    »Bokhof war im Puff.«
    Sie riss die Augen auf. »Nun, ich glaube …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe mich mit den Damen unterhalten, er war bis drei Uhr morgens dort.« Ich war allmählich in der Stimmung, ein bisschen ordinär zu werden: »Ich kann mir nebenbei bemerkt nicht vorstellen, dass ein Mann wie Bokhof unmittelbar nach diesen Damen das Bedürfnis hatte, eine andere Frau zu bespringen. Er ist kein junger Hengst von zwanzig Jahren mehr. Außerdem war er zum Zeitpunkt des Mordes ganz woanders.«
    »Nutten sind käuflich.«
    »Nicht nur Nutten. Ist Peter zu Hause?«
    »Peter kann dir nicht weiterhelfen, er war in Amsterdam, das weißt du genauso gut wie ich.«
    »Ich würde ihm trotzdem gern ein paar Fragen stellen.«
    »Max …« Sie kam auf mich zu und legte mir die Hände auf die Brust. »Bitte, ich habe solche Angst!«
    »Angst? Wovor?«
    Ihre Finger krabbelten zwischen den Knöpfen meines Hemdes herum, und sie flüsterte eindringlich: »Dass manches aufgewärmt wird, gerade jetzt in dieser entscheidenden Phase …«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Nur noch ein paar Tage, dann bekommen wir offiziell die Vormundschaft für Tommy, dann kann ihn uns niemand mehr wegnehmen.«
    Ich schaute an ihr vorbei und bemerkte mit einem kleinen Schrecken, dass Peter am Wohnzimmerfenster stand. Ich ging einen Schritt zurück und sah, dass sie wirklich Angst hatte. »Aber warum machst du dir solche Sorgen?«
    »Du weißt doch, wie die Behörden sind, beziehungsweise der Richter, die schieben die Entscheidung vielleicht auf, wenn die glauben, dass …«
    »Dass was?«
    »Dass die Polizei hier in der Gegend den Mörder sucht anstatt in Amsterdam.«
    »Ich habe keinen Einfluss darauf, was die Polizei tut.«
    »Aber du brauchst sie auch nicht auf eine Spur zu bringen.«
    Ich schaute in die tiefe Kälte ihrer Augen. Sie hatte Angst, und sie war wütend. Ich nickte ihr zu und ging zu Peter, der mir die Terrassentür öffnete. »Was ist denn los?«
    »Ich hätte da ein paar Fragen.«
    Er ließ mich herein. Ich sah, wie Ingrid zu Tommy ging. Ich schloss die Terrassentür und folgte Peter in seine Schriftstellerecke.
    Alles war aufgeräumt, der Computer ausgeschaltet. Es sah aus, als habe er ein Manuskript vollendet und abgeschickt und anschließend seinen Schreibtisch leer geräumt, um mit einem neuen beginnen zu können. »Wie geht’s mit dem Witte van Hunsate voran?«
    »Ich bin heute nicht so kreativ.«
    »Ich dachte, Journalisten wäre das generell egal.«
    »Ein Buch ist etwas anderes als ein Artikel über einen Brand.« Er nahm seine Pfeife und klopfte damit auf den Kristallaschenbecher.
    »Oder ein kleines Machwerk für die Maßliebchen- Reihe?«
    Er verzog sein Gesicht zu seinem schiefen Lächeln, das ein bisschen traurig wirkte. Wieder sah er müde aus und eine Spur grauer, ein Leichengrau, das noch durch den diffusen Lichteinfall durch die geschlossenen Jalousien verstärkt wurde.
    »Ich habe euer Haus im Schaufenster des Maklers hängen sehen «, sagte ich.
    »Ja …« Wieder dieses Lächeln.
    »Gestern hast du gesagt, ihr würdet gerade erst überlegen, ob ihr es verkauft?«
    Er nickte, als höre er nicht, was ich sagte. »Es ist besser so, vor allem für den Jungen. Hier ist alles voller Erinnerungen. Wenn ich einen guten Preis dafür bekomme, ziehen wir vielleicht sogar nach Frankreich. Schreiben kann ich überall.«
    »Du drückst dich um eine Antwort auf meine Frage herum.«
    Er wurde abweisender. »Wir haben uns eben schnell entschieden.«
    »Ich bin mal kurz zu dem Makler reingegangen, ein netter junger Mann, denn ich dachte: In der Regel machen die die Fotos doch selbst.«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst«, sagte Peter.
    »Wenn ich

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