Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
Peter Bracks Groschenromanen. Doch all diese GmbHs haben Kodirektoren, manche von ihnen Ausländer, und dadurch ergibt sich eine ganze Reihe verschiedener Möglichkeiten. Steuerhinterziehung und Geldwäsche sind nur zwei davon, aber womöglich gehört auch der Handel mit Raubkopien in Osteuropa und China dazu.«
    »Und was ist mit der Firma Calluna?«
    »Der Kurierdienst ist echt, Fahrzeuge und Personal sind vorhanden. Wir wissen noch nichts über das Versteck, in dem du gefangen gehalten wurdest, oder ob das mit einer zusätzlichen Einnahmequelle zu tun hat. Es könnte eine Unterschlupfadresse sein, für Leute auf der Durchreise, Mafiatypen, die sich nicht blicken lassen können. Wir werden die Firma rund um die Uhr observieren und schauen, was sich ergibt. Wir schlagen erst zu, wenn auch wirklich etwas dabei herumkommt, sonst schließen die den Laden, und wir stehen mit leeren Händen da. Im Augenblick können wir ihnen wenig anhaben, selbst wenn Peter Brack gesteht, dass er dich dort hat festsetzen lassen.« Er lachte. »Wenn ich dich richtig verstehe, hat es dir dort ja an nichts gefehlt.«
    »Vielleicht gehört der Kerl mit dem Baseballschläger zum Personal.«
    »Ja, aber wir wollen uns die Chancen, einen dickeren Fisch zu fangen, nicht deshalb vermasseln, weil du noch ein bisschen Kopfschmerzen hast.«
    Mein Klient war als zweiter an der Reihe.
    Thomas Niessen war erleichtert, dass es definitiv keine weiteren Ermittlungen gegen ihn geben würde, konnte sich aber genauso wenig wie alle anderen vorstellen, dass ein Ehemann einen Mord begehen würde, nur um seine Frau rundum zufrieden zu stellen. »Und was passiert jetzt mit Tommy?«
    »Ingrid will versuchen, ihn zu behalten. Peter wandert in den Knast, aber sie bleibt die Adoptivmutter.«
    »Ist das denn schon geregelt?«
    »So gut wie. Das Jugendamt hat eine positive Empfehlung ausgesprochen …«
    Niessen unterbrach mich. »Aber da wusste man doch noch nicht, dass der zukünftige Adoptivvater dafür einen Mord begangen hatte.«
    »Soweit ich verstanden habe, muss das nicht zwangsläufig heißen, dass die Adoption deswegen rückgängig gemacht wird. Wenn das jedoch geschieht, wird man eine andere Pflegefamilie für den Jungen suchen, oder er kommt in ein Heim.«
    »Und wie siehst du die ganze Sache?«
    Ich dachte einen Augenblick nach. Es gefiel mir, dass er seinen Sohn jetzt »Tommy« nannte anstatt »das Kind« und sich offenbar um ihn Gedanken machte. »Meiner Meinung nach würde ein Psychiater jede andere Pflegefamilie für Tommy als geeigneter betrachten.«
    Niessen schwieg einen Moment lang. »Könntest du mich bitte auf dem Laufenden halten?«, bat er schließlich.
    »Natürlich.«
    »Und schick mir schon mal deine Rechnung.«
    »Mache ich.«
    CyberNel packte ihren Koffer aus, bevor sie nach Amsterdam fuhr. Ich lag auf dem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und schaute ihr dabei zu. »Mein Deichoutfit« nannte sie das Sommerkleid und die Hosen und Oberteile, die ihren Platz in einem meiner Schlafzimmerschränke fanden.
    »Wenn wir so weiter machen, haben wir bald eine richtige Beziehung, nur mit getrennten Wohnungen.«
    Nel drehte sich zum Bett um. »Wir werden überhaupt keine Beziehung haben.«
    Ich nickte in Richtung Schrank. »Und was ist das dann?«
    Nach kurzem Zögern kam sie zu mir hin. »Max, du bist der Einzige, mit dem ich hin und wieder schlafe, weil wir es beide schön finden, und im Übrigen auch, weil ich dich liebe.« Letzteres fügte sie wie eine Art Nachtisch hinzu, mit abgewandtem Gesicht und einer bockigen Kopfbewegung in Richtung Fußboden.
    »Das klingt aber doch sehr nach einer Beziehung«, sagte ich leichthin.
    »Nein! Verdammt nochmal!« Sie trat gegen den Hocker, auf dem ihr Koffer lag, sodass der mit lautem Gepolter auf den Boden fiel. Ich schnellte hoch und nahm sie in den Arm. Ich weiß manchmal nicht, wo der Spaß aufhört.
    »Nel, was ist denn los?«
    »Du machst dich auch über alles lustig!«
    »Stimmt, es tut mir Leid. Jetzt komm mal her.« Sie schaute mich an, und ich küsste sie auf den Mund. »Ich liebe dich auch. Wir brauchen keine Beziehung mit einem Etikett zu haben. Und wenn du eines möchtest, dann muss ich eben mal mit deinem Vater reden.«
    »Hör auf!«
    »Nel, also wirklich!« Ich drückte sie fest an mich, und sie verbarg den Kopf an meiner Schulter. Mir wurde schwindelig, als würde mich etwas überwältigen. Ich schob meine Hand auf ihre Brust, sie war so wunderbar und so echt, und ich sagte:

Weitere Kostenlose Bücher