Inhuman Fynomenon (Roman)
zu werden, strebt unbeirrt und selbstbewusst Perfektion an.
Als Fyn auf dem Niveau eines 17-Jährigen ist, verbringt er die meiste Zeit beim Trainieren im Trainingsraum oder rennt seine Joggingrunden mit Keylan. Wenn Fyn mit seinen Schlagstöcken übt, hat er mehr mit einem Tornado gemeinsam, als mit einem Jugendlichen. Seine kreisenden Stöcke scheinen überall gleichzeitig zu sein. Surrende Geräusche verraten seine unglaubliche Geschwindigkeit - mit bloßem Auge kann man kaum mehr die einzelnen Bewegungen verfolgen!
Der Hybrid hat eine unglaubliche Ausstrahlung, eine Anziehung die man schlecht beschreiben kann. Selbst er spürt zunehmend, auch ohne Worte viel erreichen zu können.
Allmählich wird er zum Mann, wird breiter, muskulöser, sein Gesicht entfernt sich mehr und mehr von seinem elfenhaften Ausdruck.
„An Fyn ist einfach alles perfekt“, bemerkt Asisa. „Den Modelscouts darf er nicht vor die Linse laufen.“
GENUG IST ZUVIEL
„Stell dir mal vor, das wären Schwerter in seinen Händen“, sagt Mayco zu Jonas, als sie in ihrem Garten, am Ufer des Sees stehen.
„Er entwickelt sich zur Killermaschine. Da wünsch' ich den Lurids viel Spaß“, meint Jonas und Mayco wird nachdenklich:
„Ich kann mir nicht vorstellen, wie sein Gehirn das alles verkraftet. Ich meine innerhalb von fast vier Jahren zu einem 17- Jährigen, das ist doch kaum zu begreifen.“
„Das geht auch nicht spurlos an ihm vorbei, kleiner Bruder. Er hat keine Freunde, keinerlei Hobbys außer das Kämpfen, von Frauen möcht' ich gar nicht erst sprechen. Seine Feinde hat er noch nicht einmal live gesehen.
Lurids sind groß und Fyn wird seine 1,86 wohl nicht mehr überschreiten, wenn Ruperts Berechnungen stimmen. Sein einziges Bestreben ist es besser zu werden. Kein Mensch auf der Welt wird mit ihm tauschen wollen und wir sind alles was er hat: Die einzigen Menschen, denen er vertraut.
Er kann nicht mal selber über seine Zukunft bestimmen, alles wird ihm diktiert. Ich frage mich oft, ob er irgendwann all das erkennt und uns dann hasst.“
„Vielleicht ist es aber auch so wie bei jemandem, der seit Geburt blind ist? Er vermisst die Farben nicht, weil er gar nicht erahnen kann, was er noch nie gesehen hat und es gibt immer noch genug woran er sich freut. Fyn ist vielleicht unfrei, aber nicht unglücklich, weil er sich gerne in seine Rolle fügt.
Er ist stark und kann seine Welt genießen.“
Da ruft Keylan in den Garten und die Brüder laufen ins Haus. Fyn sitzt in seinem Zimmer. Er weiß wer gekommen ist, hört wie die Haustüre zurück ins Schloss fällt, eine kurze Begrüßung, ein bisschen Gerede, Schritte kommen näher.
Klopfen.
Maulend verwehrt er ihnen den Eintritt:
„Haut ab!“
Nach Fyns Stimmbruch hört sich seine schlechte Laune noch bedrohlicher an. Trotzdem öffnet Jonas die Tür, hinter dem Freeman zum Vorschein kommt:
„Hallo, Fyn.“
Fyn hat sich auf seinem Schreibtischstuhl zu ihnen umgedreht und ignoriert Freemans knappe Begrüßung.
„Sag' dem Penner, dass er wieder gehen kann. Ich hab keinen Bock mehr auf den Mist.“
„Fyn, ich hab's dir doch schon tausende Male erklärt. Es geht nicht anders“, erklärt Jonas.
Heute nicht , denkt Fyn, wie schon so oft.
Seiner Meinung nach sind diese Prozeduren schlimmer, als bei lebendigem Leib zu verbrennen.
„Verzieht euch endlich, das ist mein Zimmer! Der Guru kann sich seinen Schrott selber reinziehn. Ich bin stark genug - die Lurids mach ich platt und den alten Idiot gleich mit!“
Keylan der im Flur mithört grinst hämisch. Allein die Vorstellung einer schmerzenden Beule auf dem Schädel des selbstgefälligen Professors, lässt seine Mundwinkel hinter den Ohrläppchen verschwinden.
Die Jungs stehen im Hintergrund, weil sich Fyn in der letzten Zeit heftig gegen Mutageninjektionen gesträubt hat. Fyn spürt langsam wieder diese Panik in sich hochsteigen. Natürlich ist ihm klar, dass er stirbt, wenn die instabilen Mutationen nicht ausgereift würden, aber diese Schmerzen...
So oft hatte er schon das Gefühl, dabei sein Leben zu verlieren.
Jonas kommt auf ihn zu:
„Fyn, du hast es bald komplett geschafft, den Rest packst du jetzt auch noch.“
„Nein, Verdammt! Du tust immer so, als ob ich da mal - eben so - durch muss! Ich kann auf alles verzichten - auf dieses normale Leben... Ich will nur diesen knochigen Hintern von dem Penner nicht mehr sehen! Mann, ihr versteht das einfach nicht.“
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