Inhuman Fynomenon (Roman)
erkennt einen großen Fels, der sich 30 Meter hoch, wie ein kleiner Berg aus dem Dschungel erhebt. Ein kleines Rinnsal ergießt sich aus dem Stein in einen schmalen Bachlauf.
Fyn trinkt gehetzt und blickt sich nervös um, dann erklimmt er das kleine Steinberg-Plateau. Oben angekommen sieht er, wie sich bereits erste Sonnenstrahlen am Horizont ankündigen. Nebelschwaden liegen über den dunkelgrünen Baumkronen, vor ihm breitet sich ein Meer wiegender Baumwipfel aus. Sanft wechseln sich grüne Berge und Täler ab, alles ist gehüllt in graues Morgenlicht und umgeben von erfrischender Waldluft, kühl und feucht. Fyn will sich einen Überblick verschaffen. Aber wozu eigentlich, wo soll er denn hin?
Nichts als Bäume, überall endlos undurchdringlicher gefahren-verseuchter Wald. Verzweiflung überkommt ihn. Da gellt plötzlich ein Schrei durch das Morgengrauen, gleich darauf ertönt erneut ein verzweifelter Ruf!
Fyn reagiert sofort:
Er sprintet kopflos den Felsen herunter, rutscht aus, knallt unsanft auf den saftigen Waldboden, rappelt sich sofort wieder auf seine Beine, während er erneut mehrere Schreie hört. Brüllt da nicht sogar eine Kinderstimme aus Todesangst? Fyn rennt so schnell ihn seine Füße tragen, rechts und links reißen Äste und Blätter tiefe Wunden in seine Haut. Adrenalin, Mutantenhormone:
Er hört sein Herz pumpen, seinen Augen werden rot, seine Zähne treten hervor - wie durch einen hellgrauen Tunnel erkennt er deutlich den Weg durch das Unterholz. Jetzt ist das verzweifelte Rufen zum Greifen nah, nur noch ein paar Bäume, ein letztes schmerzverzerrtes Plärren, dann steht Fyn vor einem breiten Schotterweg: Ein Lurid steht vor einem Dregkind, daneben liegt ein Dreg bereits leblos und blutüberströmt im Dickicht, über ihn beugt sich ein schmatzender Screecher, der sich wie ein Geier an erbeutetem Aas labt.
Zwei weitere Dregs stehen bei einem älteren Mann, erstarrt vor Angst, auf dem Weg. Sie werden von einem weiteren Screecher bedroht, der kurz davor war ihnen seine Klauen entgegenzupeitschen.
Der Dreg neben dem alten Mann sieht den Hybrid hilfesuchend an und trotz diesem unheimlichem Anblick ist seine Verzweiflung so groß, dass er Fyn anfleht:
„Ife, be Ife!“
Er streckt seine hageren Hände bettelnd in Fyns Richtung. Der Lurid vor ihnen hat sich bereits umgedreht und stiert Fyn sabbernd an. Das Kind wimmert tränenüberströmt, als sich die Screecher nun geifernd in Fyns Richtung bewegen. Fyn spürt große Lust den Screechern den Garaus zu machen:
In ihm kocht es; noch immer sieht er alles ergraut, bis auf seine widerlichen Feinde, die sich ihm - durch sein mutiertes Sehvermögen - rötlich markiert nähern.
Völlig überraschend stürzt sich Fyn auf die Lurids; wieder nimmt er genau wahr, welche Bewegungen seiner Feinde für ihn von Belang sind. Alles erscheint ihm wie im Zeitraffer. Diese Fähigkeit macht es ihm möglich, genau zu erkennen, in welcher Reihenfolge er die einzelnen Attacken seiner Feinde abwehren muss. Fyn hört seinen eigenen Herzschlag, der mittlerweile ein unmenschliches Tempo erreicht hat. Tunnelblick:
Die Screecher öffnen ihr Maul und hechten auf ihn zu. Fyn peitscht ihnen gezielt seine Macheten in die Leiber. Er sticht zu, dreht sich in einem hohen Sprung um sich selbst und lässt die Messer rotierend in die Schädel der Lurids krachen. Er hackt in ihre Schlüsselbeine, in ihre knöchernen Rücken, beißt in ledriges Fleisch. Blut spritzt, Knochen krachen. Fyn spürt nichts mehr: er wirbelt wie eine rotierende Killermaschine, gnadenlos erkaltet, zwischen stinkenden Körpern herum.
Jeder Schlag trifft den Richtigen. Er sieht Mäuler, Krallen, aufgerissene Glotzaugen, riecht saures Blut...
Es ist vorbei, nichts bewegt sich in Fyns Blickfeld. Ruhe. Schnaubend erkennt Fyn den Schlamm der Geschlachteten; verstümmelte Körper liegen chaotisch verstreut auf dem blutgetränkten Boden.
Plötzlich bemerkt Fyn ein großes Stück Fleisch zwischen seinen Reißzähnen, angewidert lässt er es zu Boden fallen, blickt nun zu den Dregs, die durch das Gemetzel übersät mit Blutspritzern sind und fährt langsam seine Zähne ein. Das Kind stürzt auf einen der Mutanten zu, wird hochgenommen und klammert sich zitternd an den ausgezehrten Körper. Sie sehen ihn an. Der alte Mann hat seine rotgepunktete Stirn in tiefe Falten geworfen und der Dreg, der das Kind auf dem Arm hat, zeigt plötzlich schief lächelnd auf Fyn:
„Afa, afa mutat! Dake, dake!“
Fyn
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