Initiation
daran. Ein Schluck köstlicher Rindfleischsuppe füllte meinen Mund, was meine Stimmung so sehr hob, dass ich mich fühlte, als würde ich auf rosa Wölkchen schweben. Ich ließ die Suppe durch meine Kehle gleiten, genoss jeden fleischhaltigen Mundvoll davon, während ich nuckelte, solange bis nur noch Luft kam. Ich ließ den Strohhalm los, glücklich und schläfrig.
Als ich alleine gelassen wurde, war das ein bisschen beängstigend, besonders weil ich nichts sehen konnte. Ich musste einfach glauben, dass ich in Sicherheit war, sonst hätten mich Quinn und Jagger nicht alleine gelassen. So viele Gedanken, hauptsächlich frustrierende, gingen mir durch den Kopf. Ich konnte nichts wegen irgendeinem von ihnen unternehmen, nicht bis mein Körper dazu in der Lage war. Also verbannte ich sie alle aus meinen Gedanken, leerte meinen Verstand und fiel in einen dunklen, traumlosen Schlaf.
Als ich danach aufwachte, schmerzte jeder Zentimeter meines Körpers fürchterlich und meine Eingeweide fühlten sich an, als hätte man sie durch den Fleischwolf gedreht. Ich heulte vor Schmerz auf.
»Augenblick, Cordelia. Lass mich die Dosis erhöhen; du wirst dich in einer Minute besser fühlen.« Die besänftigende Stimme des Heilers schaffte es nicht, mich zu beruhigen. Aber kurz darauf, fühlte ich mich fast euphorisch.
»Cordelia, tut mir leid, dass das passiert ist. Wirst du wieder gesund?«, flüsterte Faustine mit kläglicher Stimme.
»Faustine?«, flüsterte ich heiser.
»Ich glaube nicht, dass du sprechen solltest. Mir geht’s prima. Aber du siehst nicht gut aus. Ziemlich schrecklich, eigentlich. Diese Tiere!«
Jetzt, wo die Schmerzmittel meine Sinne betäubten fühlte ich mich gut. Ich war besonders froh, Faustines Stimme zu hören. Was für eine Erleichterung! Wie war sie den Formwandlern entkommen? Ich drehte mich und versuchte mich aufzurichten.
»Warte!«, befahl Quinn. Er schob seinen Arm unter mich, zog mich nah an seine Brust und half mir in eine sitzende Position. Jemand stopfte mir als Stütze einige Kissen hinter den Rücken und Quinn lehnte mich gegen sie.
»Nehmen Sie den Augenverband ab«, flüsterte ich.
»Bist du sicher?«, fragte der Heiler. »Ich kann ihn abnehmen, aber dein Körper ist in schlechter Verfassung. Darauf solltest du vorbereitet sein und dich nicht aufregen. Deine Haut wird schnell heilen und du solltest morgen wieder wie dein normales Selbst aussehen. Vielleicht willst du den Verband bis dahin dranlassen.«
»Ja, Cordelia. Der Doktor hat recht. Lass den besser dran«, stimmte Jagger zu.
»Nein. Nehmen Sie ihn ab.«
Der Heiler seufzte. »Okay. Leg deinen Kopf wieder auf die Kissen und entspann dich. Quinn halt ihre Hände fest. Jetzt werde ich ihn ganz langsam abnehmen, aber es wird trotzdem sehr wehtun. Die Haut darunter ist zerfetzt und eitert.«
»Mir geht es gut«, versicherte ich ihm, lehnte mich zurück in die Kissen und drückte Quinns Hand. Ich spürte, wie die Hände des Heilers am Rand des Verbands herumfummelten und ein kühler Luftzug darunter fuhr, als er ihn anhob. Die Haut auf meinen Augenlidern riss auf, als er ihn anhob. Ich schrie auf und bohrte meine Nägel in Quinns Hände. Die ganze Prozedur schien ewig zu dauern, bis der Heiler sorgfältig den Verband von meinen Augen entfernt hatte.
»Da«, sagte er zufrieden. »Versuch sie zu öffnen, wenn du willst. Aber deine Lider sind wund, also mach dich auf weitere Schmerzen gefasst.«
Na toll! Ich fragte mich, ob es sinnvoll war, sie zu öffnen, weil ich vielleicht warten sollte, bis sie besser verheilt waren. Aber ich hatte es satt, im Dunkeln zu leben, also kämpfte ich darum, sie zu öffnen. Nach gefühlten Stunden, in denen ich jede Minute damit verbracht hatte, sie dazu zu bewegen, sich zu öffnen, gab ich auf.
Oder vielmehr, Quinn gab für mich auf. »Cordelia, hör auf! Du beschädigst sie wahrscheinlich noch mehr. Lass sie sich erholen. Hier gibt’s eh nicht viel zu sehen.«
»Wo bin ich?«
»Auf der Krankenstation. In einem Einzelzimmer.«
»Wie lange bin ich schon hier?«
»Seit gestern.«
»Was?«, protestierte Faustine. »Nein, ist sie nicht. Sie ist gerade erst hierher gebracht worden. Ich muss das wissen! Ich war bei ihr.«
»Wie meinst du das?«, fragte Quinn. »Jagger hat Cordelia gestern hierher gebracht. Wo bist du überhaupt gewesen? Alle haben sich Sorgen um dich gemacht– «
»Wie meinst du das, du warst bei ihr?«, unterbrach Jagger.
»Ich war bei ihr, als wir angegriffen worden sind.
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