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Initiation

Initiation

Titel: Initiation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Rose
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Stelle. Sie runzelten die Nasen, um den Geruch aufzunehmen. Der Anführer grinste plötzlich breit und starrte die anderen mit irrem Glitzern in den Augen an. Sie steckten die Köpfe zusammen, offensichtlich um in Gedanken mit einander zu kommunizieren, weil sie sich plötzlich in einer Reihe aufstellten und wieder anfingen, den Gang entlang zu gehen.
    Meine Augen zuckten zwischen den Split-Screens hin und her, welche nun wieder zu einem Bild verschmolzen, als Faustine und ich auf die Formwandler stießen. Von da an war das Meiste verschwommen. Alles passierte so schnell, dass ich mit dem Geschehen kaum mithalten konnte. Ich sah, wie ich mich verwandelte. Ich konnte nicht anders, als mich in meinem Dämonenzustand abstoßend zu finden. Da ich mitten in der Pariser High-Society aufgewachsen war, war ich daran gewöhnt elegant im menschlichen Sinn aufzutreten. Der Dämon auf dem Bildschirm war weit davon entfernt. Ich fragte mich, was Jagger davon hielt. Fand er es abstoßend?
    Wir sahen, wie Faustine und ich den Gang mit superhoher Geschwindigkeit entlang gejagt wurden. Ich würde darum bitten müssen, diesen Teil noch einmal in Zeitlupe ansehen zu dürfen. Ich war von meiner eigenen Beweglichkeit überrascht, wie ich nahtlos an der Wand und später an der Decke weiterrannte. Dieser dämliche Vogel war zu ärgerlich. Obwohl er nicht groß war, war er schnell. Er flog genau an meiner Schulter vorbei und warf mich mit einem starken Schlag seines linken Flügels aus der Bahn.
    Ich sah zu, wie Faustine und ich fielen und bis ich auf dem Boden aufschlug, war sie verschwunden, genauso, wie ich es in Erinnerung hatte. Sekunden später stürzten sich die Formwandler auf mich und ich war unter ihrem Ansturm kaum noch zu sehen. Die Kamera war auf ihre Rücken gerichtet. Dann verwandelte sich einer von ihnen und die anderen machten es ihm nach. Sie glotzten einander an, nickten und rannten den Flur entlang weg. Die Kamera blieb auf meine Überreste gerichtet. Meine Überreste. In meiner menschlichen Form. Ich musste mich in meine schwächere Gestalt zurückverwandelt haben, nachdem mein Körper den Kampf aufgegeben hatte. Ich war in Stücke zerfetzt worden; meine Arme und Beine waren vom Rest des Körpers getrennt und halb gefressen. Mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken daran, was die Formwandler mir angetan hatten. Dann durchfuhr mich flammender Zorn. Ich war unheimlich wütend.
    Die Zeitanzeige an der Kamera lief im Schnelldurchlauf noch ungefähr eine Minute weiter, um Jagger zu zeigen, der durch den Flur rannte. Er hielt abrupt, als er bei mir ankam und kniete sich hin, um alle meine Körperteile einzusammeln. Tränen liefen über sein Gesicht. Ich bekam einen Kloß im Hals. Dann drehte er sich um und rannte mit mir weg.
    Der Bildschirm wurde schwarz. Niemand sagte ein Wort. Als ich merkte, dass meine Hand nass wurde, blickte ich zu Mom hoch, der die Tränen übers Gesicht liefen. Dads Gesicht hatte einen harten Ausdruck und Frau Schmelder starrte entschlossen auf ihre Schuhe. Jagger zuckte zusammen, als er in meine Augen sah.
    Ich unterbrach die Stille. »Können wir das Stück noch einmal in Zeitlupe ansehen, in dem mich der Adler umstößt?«
    Egal wie langsam wir es abspielten, das Ergebnis blieb das Gleiche. Faustine schien sich urplötzlich in Nichts aufzulösen. Total abgefahren. »Hat sie irgendetwas zu irgendjemandem gesagt? Wohin ist sie gegangen?«
    Frau Schmelder schaltete den Bildschirm ab. »Ich weiß es nicht. Ich hatte nicht erwartet sie in deinem Zimmer zu finden. Wir haben überall nach ihr gesucht. Ihr Vater ist krank vor Sorge. Ich werde mit ihr darüber reden, wenn wir hier fertig sind.«
    »Wie haben Sie vor, mit dieser Sache umzugehen?«, fragte Dad streng durch seine zusammengebissenen Zähne. Ich wusste, dass er versuchte, nicht zu explodieren.
    Frau Schmelder richtete sich kerzengerade auf und starrte Dad an. »Euer Hoheit, so schrecklich dies auch ist, lassen Sie mich Ihnen versichern, dass sich der Sache angenommen wird. Und wie immer, werde ich es auf meine Weise handhaben. Ich bin erleichtert, dass sich Cordelia trotz der schrecklichen Verletzungen gut erholt. Ich glaube nicht, dass ich vorher schon einmal erlebt habe, dass sich jemand von diesem Zustand erholen konnte.«
    Jagger trat von einem Fuß auf den anderen und warf mir einen Blick zu. Er hatte mich gerettet, indem er mich praktisch aus dem Jenseits zurückgeholt hatte. Ich würde Mom und Dad das erklären müssen. Sie würden

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