Initiation
sein. Faustines Dad würde mich sowieso umbringen.
»Oh, habt ihr das gesehen?«, fragte eine Frauenstimme.
Ich hatte keine Ahnung, wer sie war, aber es war nicht Faustine.
»Sie hat gezuckt«, sagte dieselbe Stimme.
Hatte ich?
»Hat sie?«, fragte Jagger. »Cordelia, kannst du mich hören?«
Ja, kann ich
, dachte ich.
»Quinn, könntest du ihre Lieblingsmusik aus ihrem Zimmer holen? Vielleicht hilft uns das, eine Reaktion bei ihr hervorzurufen.«
»Ja, gute Idee. Ich bin gleich zurück.«
Wenig später schickte Jagger die anderen aus dem Zimmer. Er bediente sich einer vagen Ausrede, dass ich mich ausruhen müsste, bis Quinn zurückkam.
Hallo! Was glaubte er, was ich tat, wenn nicht mich auszuruhen? Er bot an, zu bleiben und Wache zu halten. Meinetwegen.
»Cordelia, ich glaube, dass du mich hören kannst. Dein Körper hat eben geantwortet, als ich gefragt habe, ob du mich hören kannst. Kannst du?« Jaggers Stimme war leise, aber streng.
Ja! Ich kann!
»Okay, dein Körper hat wieder reagiert, also nehme ich an, du kannst mich hören. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, als dein Schutzwall sich gesenkt hat, also habe ich mich auf den Weg gemacht, um dich zu suchen. Bis ich dich im Flur gefunden habe, hatte dein Herz aufgehört zu schlagen, deshalb lasse ich es im Moment für dich schlagen. Ich will, dass du anfängst dich selbst zu heilen und dazu musst du selber dein Herz schlagen lassen. Ich löse jetzt meinen Puls von deinem. Du musst übernehmen, damit du überleben kannst. Jetzt.«
Panik ergriff mich. Was war, wenn ich mein Herz nicht zum Schlagen brachte? Ich würde sterben.
Nein!
, rief ich.
Jagger, nein!
»Baby, ich kann deine Angst spüren. Aber wir müssen das versuchen. Ich lasse dich nicht sterben, aber ich lege jetzt dein Leben wieder in deine eigenen Hände.«
Ich spürte, wie sich mein Herzschlag verlangsamte. Entsetzen durchlief meinen Körper, pumpte Adrenalin in meinen Kreislauf. Ich wusste, was ich zu erwarten hatte – unsere Biologiekurse hatten das alles beinhaltet – aber es ließ meine Gedanken wirbeln. Meine Muskeln verkrampften sich bis zu dem Punkt, an dem ich dachte, sie würden durch meine Haut platzen und ein eigenes Leben anfangen. Mein Puls beschleunigte so sehr, dass ich mit der Energie wahrscheinlich eine kleine Stadt hätte versorgen können. Ich fing an zu zucken, meine Angst wurde zur Verzweiflung, wobei sich mein Gehirn anfühlte, als wäre es vom Blitz getroffen.
Ein Schrei bildete sich in meinem Hals, aber ich bekam nichts heraus.
»Es ist okay, Cordelia. Du machst das toll. Ich habe mich von dir gelöst und du machst das jetzt alles ganz alleine«, sagte Jagger. »Und du bewegst dich und zitterst, ein bisschen so, wie die komische Donna. Erinnerst du dich an die? Das ist alles gut.«
Alles gut? Ich war mitten in einem totalen Zusammenbruch und er hielt das für
alles gut
? Ich würde ihn umbringen!
»Okay, Babe, Zeit dich ein bisschen zu beruhigen. Dein Blutdruck ist am Limit. Denk an etwas Beruhigendes.«
»Ist sie okay?«, fragte Quinn.
Ich hatte nicht gehört, dass er wieder ins Zimmer gekommen war.
»Hat sie sich bewegt?«
Was auch immer man in meinen Hals gesteckt hatte, brachte mich zum Husten und ich würgte.
»Lass mich das hier entfernen«, sagte ein Fremder. Das Ding wurde plötzlich herausgezogen, sodass ich vor Schmerz hochfuhr und nach Luft schnappte. Ich versuchte zu sprechen, aber konnte nur husten.
»Hier, nimm meine Hand.« Quinn verflocht seine Finger mit meinen. Sofort fühlte ich mich beruhigt. Er legte seine andere Hand auf meinen Kopf und fuhr mir mit seinen Fingern durchs Haar.
»Cordelia, du erholst dich sehr schnell, aber es dauert mindestens noch zwei Stunden, bevor du dich hinsetzen kannst. Also ruh dich aus. Wir lassen erst einmal den Verband über deinen Augen. Das hält das Licht ab.« Ich nahm an, das war der Heiler, der sprach. »Alle raus, ich rufe an– «
»Ich bleibe«, unterbrach Quinn.
»Ich auch«, fügte Jagger hinzu.
»Nein, tut ihr nicht«, antwortete der Heiler entschieden. »Raus!«
Und weg waren sie.
»Cordelia, schlaf. Wenn du wieder aufwachst, wirst du in der Lage sein zu sitzen und zu sprechen.«
»Essen…« Ich brauchte unbedingt Nahrung.
»Trink hiervon«, befahl der Heiler und führte etwas an meine Lippen.
Ich wollte protestieren, Wasser war das Letzte, was ich brauchte, aber der Heiler schob etwas, das sich wie ein Strohhalm anfühlte, zwischen meine Lippen und ich saugte unwillkürlich
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