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Initiation

Initiation

Titel: Initiation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Rose
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die andere.«
    »Wonach suchen wir?«
    Jagger wieherte los. »Das ist deine kleine Expedition, schon vergessen? Ich mogle mich hier nur für dich durch. Warum bist du hergekommen?«
    »Ich habe das Adlermädchen gewittert. Ich bin ihr gefolgt.«
    »Ich hab’s mir gedacht. Egal, wenn wir einmal hier sind, lass uns rumschnüffeln. Man weiß nie, was man findet.«
    Ich ging auf die Seite, die er mir zugeteilt hatte. An der einen Wand stand ein Doppelbett mit einer blauen Tagesdecke und ein paar Kissen voller Sabberflecken, offensichtlich alte Lieblingsteile von zuhause. Der Nachttisch war überraschend ordentlich, mit einer Ablageschale, auf der eine Armbanduhr, ein paar Ringe, einige Stifte und ein Block lagen. Eine handgemalte Geburtstagskarte lehnte an der Standleuchte aus Chrom. Ich hob sie hoch. Auf dem Bild waren zwei Wölfe und zwei Jungen, und es war eindeutig von jemand Jüngerem gemalt worden. Innen las ich:
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Andy. Du bist der besteste Bruder, ever. Stan.
    Vorsichtig stellte ich die Karte zurück und ging zu den Schubladen. Andrew Bell war ein Ordnungsfreak. Seine Socken waren nach Farben sortiert und seine Unterhosen ordentlich gefaltet. Während ich durch seinen Schreibtisch wühlte, öffnete Melissa die Tür.
    »Irgendetwas?«, fragte sie.
    »Nein.« Jagger schloss die Schranktür. »Was ist mit dir? Sind die Jungen unten?«
    »Nein. Keiner wusste, wer sie waren. Ich habe meine Liste überprüft. Anscheinend ist Tad O’Neill ihr Gruppenleiter. Sein Zimmer ist drei Türen weiter. Ich habe angeklopft, für den Fall, dass sie da sind, aber es kam keine Antwort. Ich nehme an, sie sind zu irgendeiner Gruppenveranstaltung.«
    »Wer ist sonst noch in der Gruppe?«, fragte ich, weil ich hoffte, ihr würde etwas herausrutschen.
    »Taylor, du musst dir die Regeln merken. Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Tut mir leid. Mach ich, aber einfach nur so aus Neugier, kann es mir irgendjemand sagen? Wer sonst hat die Liste, die du dauernd auf deinem iPad checkst?«
    »Ach, wahrscheinlich alle Mitarbeiter, aber ich bin mir nicht sicher. Ich weiß nicht, ob dir das irgendjemand sagen kann…vielleicht die Smelt.« Sie zuckte mit den Schultern.
    Ich vermutete, das Adlermädchen musste im zweiten Stock wohnen, wenn er Mitglied in Tads Gruppe war. Warum war ihr Geruch so wenig wahrnehmbar? Er hätte viel stärker sein müssen, wenn sie hier lebte. Versteckte sie sich vielleicht woanders?
    »Melissa, es ist fast Zeit zum Abendessen. Wie viele Stockwerke habt ihr?«
    »Hier sind noch acht weitere und dann ist da noch ein Flügel im anderen Gebäude. Ich bin aber nur für diese hier zuständig.«
    »Okay, machen wir noch ein Zimmer. Taylor, wähl ein Stockwerk und ein Zimmer.« Jagger nickte mir zu.
    Während wir die Treppe hochstiegen, konzentrierte ich mich auf den Adlergeruch. Die Fährte wurde immer schwächer je höher wir kamen, und als wir den sechsten Stock erreicht hatten, war er komplett verschwunden. Ratlos stand ich da und zeigte auf irgendein Zimmer im sechsten Stock. Wir machten die Inspektion nur, um Melissa in die Irre zu führen.
    Ich musste noch einmal durch den zweiten Stock schnüffeln. Dort war der Geruch am stärksten gewesen, wenn auch nicht aufdringlich. Also tat ich so, als würde ich etwas suchen und wühlte in meinen Taschen. »Melissa, ich glaube, dass ich meinen Stift in dem Zimmer im zweiten Stock vergessen habe. Das ist irgendwie wichtig für mich, weil meine Mom mir den gegeben hat. Können wir zurückgehen und ihn holen?«
    »Ja, kein Problem. War es in Andrew und Hanks Zimmer? Vielleicht sind sie jetzt sogar zurück.«
    Sobald wir im zweiten Stock ankamen, schloss ich meine Augen und konzentrierte mich darauf, die Fährte wieder aufzunehmen. Sie war schwach, aber ich fand sie und folgte ihr zu der Tür, an der sie am stärksten war. Ich stoppte und lauschte auf die Geräusche, die aus dem Zimmer kamen.
    Melissa sah über die Schulter. »Taylor? Was machst du da? Das ist die falsche Tür. Sie ist hier hinten.«
    »Ach richtig.« Ich ging zu ihnen in das andere Zimmer, wo ich mir irgendeinen Stift nahm und so tat, als wäre es der, den ich verloren hatte.
    »Danke für deine Zeit, Melissa, das weiß ich sehr zu schätzen.« Jaggers Stimme triefte vor Charme. Er sah wieder auf sein Handy. »Hmm.«
    »Jagger?«, fragte Melissa.
    »Ach, es scheint, ich brauche noch ein anderes Zimmer für meine Quote. Macht es dir etwas aus?«
    »Nein, selbstverständlich nicht.

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