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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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beim Gedanken daran, daß er vielleicht die ganze Nacht neben der großen steinernen Bestie zubringen mußte. Aber es wäre Selbstmord gewesen, im Dunkeln wieder herunterzuklettern.
    Billy war fünfundfünfzig Jahre alt und ein eher kleiner Mann.
    Doch das Leben als Viehzüchter im erbarmungslosen Klima der Sonorawüste hatte ihn hart und zäh wie altes Leder werden lassen. Möglicherweise waren seine Gelenke nicht mehr so elastisch wie in den Tagen, da er in Tucson einen Wettkampf im Broncoreiten gewonnen hatte, vielleicht bewegte er sich auch nicht mehr so behende wie der Knabe, der einstmals der schnellste Botenläufer seines Stammes gewesen war, aber er war nach wie vor ausdauernd wie eine alte Bergziege.
    Seine Augen waren rotgerändert und gelblich verfärbt von der Wüstensonne, der er ein Leben lang ausgesetzt war, ohne auch nur einmal eine Sonnenbrille zu tragen. Er hatte ein rundliches braunes Gesicht mit einem kräftigen Kinn, struppige graue Augenbrauen und dichtes schwarzes Haar – ein Gesicht, das ausdruckslos wirkte, aber auf einen in sich ruhenden Charakter mit einem tiefen Verständnis für die Natur hindeutete, wie es nur selten jemandem zuteil wird, der kein amerikanischer Ureinwohner ist.
    Plötzlich zog ein Schatten über ihn hinweg, und ein kalter Windhauch erfaßte ihn. Er erschauderte mit einem Mal. War es ein Geist? Woher mochte der wohl gekommen sein, fragte er sich. Könnte es sein, daß sein Bruder ihn von den Felsen hinabstürzen wollte?
    Vielleicht wußte das große steinerne Tier, daß er sich näherte, und erteilte ihm eine Warnung.
    Von dunklen Vorahnungen bedrängt, biß Billy die Zähne zusammen, heftete den Blick auf die senkrechte Wand und kletterte weiter.
    Glücklicherweise waren andere vor ihm diesen Weg gegangen und hatten Kerben für Füße und Hände in die Steilwand unterhalb des Gipfels gemeißelt. Sie waren uralt, wie er an den abgetretenen Kanten erkennen konnte. Etwa 50 Meter (164 Fuß) vor seinem Ziel stieß er auf einen Felskamin. Hier hatte sich ein Stück der Wand abgespaltet, wodurch eine breite Rinne voller Geröll und Steintrümmer entstanden war, die nicht ganz so steil anstieg, so daß die Kletterei hier weniger ermüdend war. Dann, als seine Muskeln sich bereits verkrampften und er jedes Gefühl in den Beinen verlor, endete die Wand, und er kroch hinaus auf den leicht abschüssigen Gipfel des Berges. Er richtete sich auf, als gerade das letzte Tageslicht verblaßte, und genoß in tiefen Zügen die kühle, reine Wüstenluft. Er rieb sich die verstaubten und schmutzigen Hände an den Hosenbeinen ab und starrte hin zu der düsteren, in der Dunkelheit dräuenden Gestalt des Dämons. Obwohl er aus dem Gestein des Berges gehauen war, hätte Billy schwören können, daß er glühte. Er war müde und zerschunden, doch seltsamerweise verspürte er keine Furcht vor diesem vom Zahn der Zeit zernagten Bildnis, und dies trotz der Geschichten über ruhelose Geister, denen der Zutritt ins Jenseits verwehrt worden war und die nun diesen Berg heimsuchten.
    Er bemerkte keine furchtbaren Wesen, die im Dunklen lauerten. Bis auf den Jaguar mit dem Schlangenhaupt war der Berg leer und verlassen. Billy hob zu sprechen an. »Ich bin gekommen.«
    Er erhielt keine Antwort. Nur der Wind und der Flügelschlag eines Falken waren zu hören.
    Keine Schreie gepeinigter Seelen aus der Unterwelt.
    »Ich habe den verwunschenen Berg erklommen, um zu dir zu beten«, sagte er.
    Noch immer keine Antwort, doch ein Schauder lief ihm über den Rücken, als er die Anwesenheit anderer Wesen spürte. Er hörte Stimmen, die in fremder Zunge sprachen. Keines der Worte war ihm vertraut. Dann sah er, wie die schattenhaften Formen Gestalt annahmen.
    Es waren Menschen, doch sie waren durchsichtig. Es schien, als umwogten sie den Gipfel, ohne Billy wahrzunehmen. Sie zogen hin und her und durch ihn hindurch, als wäre er gar nicht vorhanden. Sie trugen fremdartige Kleidung, nicht das Lendentuch oder die Umhänge aus Kaninchenfell, in die seine Ahnen sich gehüllt hatten. Diese Menschen waren wie Götter gekleidet. Die meisten hatten goldene, mit leuchtenden Federn verzierte Helme auf dem Kopf, und diejenigen, die barhäuptig gingen, hatten eine höchst eigenartige Haartracht. Um ihre Leiber hatten sie Stoffe geschlungen, wie Billy sie noch nie gesehen hatte. Herrliche Muster und phantastischer Schmuck zierten die geknüpften, über ihre Schultern drapierten Mäntel und die Tuniken darunter.
    Nach einer Weile

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