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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sich.
    Wenn schon sein bester Freund und die Archäologen da oben aus irgendeinem unerfindlichen Grund getötet oder verwundet worden waren und man ihn, Pitt, in diesem Loch in Gesellschaft der Geister früherer Opfer verrotten lassen wollte, dann wollte er wenigstens herausfinden, warum.
    Zuerst zog er ein Tauchermesser aus der Scheide, die um seine Wade geschnallt war, und schnitt damit zwei Stränge von der Sicherheitsleine ab. Das eine Stück verknotete er an der verjüngten Stelle oben am Hammerstiel, knapp unter dem Kopf, so daß es über den breiteren Griff nicht nach unten wegrutschen konnte. Dann verknüpfte er das andere Ende zu einer Fußschlaufe.
    Danach nahm er einen Haken von seinem Zubehörgurt und bog ihn mit der Zange zurecht, bis er wie ein C aussah. Dann befestigte er den Haken an dem zweiten Seilstück, in das er ebenfalls eine Fußschlaufe knotete. Als er damit fertig war, besaß er zwar primitive, aber durchaus funktionsfähige Hilfsmittel zum Klettern. Jetzt kam der schwierige Teil.
    Pitt war alles andere als ein erfahrener Bergsteiger. Die traurige Wahrheit lautete vielmehr, daß er noch nie einen Berg bestiegen hatte, außer auf einem gut begehbaren Pfad. Von Klettertechnik verstand er nicht mehr als das, was er im Fernsehen gesehen oder in Illustrierten gelesen hatte, und da ging es immer nur um irgendwelche Könner, die senkrechte Felswände hinaufkraxelten.
Sein
Element war das Wasser. Die Berge kannte er allenfalls von einem gelegentlichen Skiurlaub in Breckenridge, Colorado, her. Er konnte einen Ringhaken (ein Stahlnagel mit einem Ring am anderen Ende) nicht von einem Karabiner (ein ovaler Metallring mit Federverschluß, mit dem das Kletterseil am Abseilhaken befestigt wird) unterscheiden, und er hatte eine bestenfalls vage Vorstellung davon, daß man beim Abseilen ein Tau unter dem Oberschenkel hindurchzieht, um den Körper schlingt und über die andere Schulter laufen läßt.
    Wahrscheinlich hätte jeder erfahrene Bergsteiger hundert zu eins gewettet, daß Pitt es nicht nach oben schaffen würde. Das Problem dabei war nur, daß Pitt viel zu starrköpfig war, um sich von mangelnden Erfolgsaussichten beeinflussen zu lassen. So langsam kam der unverwüstliche alte Pitt wieder ins Lot. Sein klarer Verstand arbeitete messerscharf. Er wußte, daß sein Leben und das der anderen an einem seidenen Faden hing. Wie schon so oft in der Vergangenheit überkam ihn nun eine kühle, selbstbeherrschte Entschlossenheit.
    Mit einer Zielstrebigkeit, die ihm die Verzweiflung eingab, streckte er die Arme aus, soweit er konnte, und bohrte den Haken in eine kleine, überhängende Leiste im Kalkstein. Dann trat er mit dem Fuß in die Schlaufe, umfaßte das obere Ende der Leine und zog sich aus dem Wasser.
    Jetzt hob er den Hammer so hoch, wie seine Arme reichten, und rammte das spitze Ende seitlich versetzt in eine Spalte im Kalkstein. Dann stellte er den freien Fuß in die andere Schlaufe und zog sich ein weiteres Stück hinauf.
    Vom professionellen Maßstab her ziemlich primitiv, dachte Pitt, aber es funktionierte. Er wiederholte das Ganze erst mit dem C-Haken, dann mit der Hammerspitze, und schob sich wie eine Spinne mit Armen und Beinen an der steilen Wand hoch.
    Selbst für einen Mann in guter körperlicher Verfassung war das eine kräfteraubende Übung. Als Pitt endlich auf den kleinen Vorsprung auf halber Höhe kletterte, war die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwunden, als wäre sie an einem Seil gen Westen gezogen worden. Von oben kam noch immer kein Laut.
    Eine Zeitlang klammerte er sich einfach fest, dankbar, daß er sich ausruhen konnte, auch wenn er kaum genug Platz hatte, um sich mit einer Hinterbacke hinzusetzen. Schwer atmend verschnaufte er kurz, bis seine schmerzenden Muskeln sich wieder erholt hatten. Er konnte kaum glauben, daß ihn der Aufstieg so viel Kraft gekostet hatte. Ein Experte, so vermutete er, der sämtliche Kniffe kannte, würde wahrscheinlich nicht einmal schwer atmen. Beinahe zehn Minuten blieb er sitzen und klammerte sich an die blanke Wand des Wasserloches. Am liebsten wäre er noch eine Stunde sitzen geblieben, doch die Zeit drängte. Sobald die Sonne verschwunden war, wurde der Dschungel ringsum rasch dunkel.
    Pitt musterte die primitive Kletterausrüstung, mit der er schon so weit gekommen war. Der Hammer war noch so gut wie neu, doch der C-Haken bog sich unter der ständigen Belastung durch das Gewicht eines menschlichen Körpers allmählich auf. Er nahm sich eine

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